«Das System erkennt: Sie sind ferienreif»
Traffics-CEO Salim Sahi über Reisebuchungen der Zukunft und aus dem Heli gefilmte Strandhotels.

Er kam als Bub mit den Eltern aus Pakistan nach Berlin. Die Familie bezog eine Hinterhofwohnung mit Kohleheizung. Heute ist Salim Sahi, 44, CEO des Technologie-Unternehmens Traffics, das er vor 17 Jahren mit einem Compagnon gründete. Traffics mischte mit Innovationen die Welt der Reisebuchungen auf – etwa mit der Paketierung von Flug und Unterkunft und der ersten iPhone-Reise-App mit 3-D-Globus. Sahis Kunden sind vor allem Reisebüros und Veranstalter sowie Onlineportale. Ein Coup gelang ihm mit Heli-View, das Badeferienhotels am Mittelmeer aus neuer Perspektive zeigt.

Was haben Sie von der Formel 1 gelernt? 2012, als wir begannen, Strände und Badeferienhotels aus dem Heli zu filmen, bezahlten wir Lehrgeld.
Was genau geschah? Wir filmten an einem Tag aus dem Heli alle Strände von Gran Canaria. Und realisierten am Abend: verwackeltes Material, total unbrauchbar. Wir recherchierten und besorgten jene Technik, mit der zum Beispiel Formel-1-Rennen aus der Luft gefilmt und fürs Fernsehen übertragen werden. Der erste Versuch in Mallorca gelang. Wir filmten dann die Strände von Gran Canaria, Festland-Spanien, Portugal, den griechischen Inseln, der Türkei und Ägypten.
Ganz ohne weitere Pannen? Nein, in Cádiz in Spanien stürzte der Helikopter ab. Zum Glück überlebten alle Insassen.
Wozu diente die ganze Übung? Wir integrierten Videos mit tagesaktuellen Preisen der gefilmten Hotels in Buchungsportale. So konnten die Konsumenten Hotels und Strände in der Realität sehen. Noch heute arbeiten Reisebüros mit unseren Videos. Heli-Flüge sind nicht mehr notwendig, Drohnenkameras übernehmen den Job.
Womit überraschen Sie die Reiselustigen heute? Wir beschäftigen uns mit künstlicher Intelligenz. Unsere Technologie liefert dem Konsumenten aufgrund seines Bewegungs-, Click- und Nutzerverhaltens das passende Angebot. Auch Google, Amazon oder Facebook arbeiten in diese Richtung. Die Kunst besteht nun darin, die Technologie dazu zu bringen, dem Menschen einen Schritt vorauszueilen. Ihr Computer soll immer genau wissen, was Sie gerade benötigen.
Okay, eine Familie will im Juli eine Woche Ferien auf Zypern verbringen: Was passiert? Hat das System Ihre Nutzer-DNA noch nicht intus, erkennt es bei der Sucheingabe sofort, dass Sie Familienferien wünschen – und es filtert genau jene Hotels raus, die für Sie infrage kommen. Ihre Kinder sehen zusammen mit Ihnen auf dem Tablet oder Smartphone Hotels mit Wasserrutschbahn und Miniclub. Klicken Sie weiter, weil die Angebote Ihre Wünsche nicht erfüllen, kommen neue Kriterien ins Spiel.
Was leistet das intelligente Buchungssystem noch? Es zeigt dem Familienvater nur Nonstopflüge an. Wer mit Kindern reist, will nicht umsteigen. Auch anstrengende Nachtflüge bleiben aussen vor. Die Lösungen von Traffics können alle diese Leistungen bereits erbringen, wir müssen jedoch noch einen Schritt weitergehen.
In welche Richtung? Das System soll erkennen: Sie sind ferienreif. Es liefert, bevor Sie überhaupt konkret an eine Reise denken, die entsprechenden, genau passenden Angebote – das richtige Hotel zur richtigen Zeit.
Beklemmende Aussichten für gläserne Konsumenten? Es funktioniert wie in der Medizin, wo der Blutabnahme eine Gesundheitsanalyse des Arztes folgt. Unsere Technologie untersucht Ihre Spuren im Internet und zieht die richtigen Schlüsse zu Ihrem Reiseverhalten. Eine Vision: Sie joggen in der Schweiz, Kopfhörer im Ohr –und man schlägt Ihnen über Smartphone ein Ferien-Resort an der Costa Brava vor, mit einem schönen Netz an Joggingtracks. Man kann viel Gutes tun für Sie, selbst wenn Sie schon in den Ferien weilen.
Was denn um Himmels willen? Das System kennt über GPS Ihren genauen Standort. Es stellt fest, dass Sie sich gerade langweilen und ziellos herumsurfen. Also zeigt es Ihnen an: In einer halben Stunde startet in der Nähe des Hotels ein Bootsausflug. Künstliche Intelligenz bei Reisebuchungen: Fragen Sie sich manchmal, wo Sie eigentlich gelandet sind? Ich bin dankbar, dass in meinem Leben alles so gekommen ist, und ich die Chance erhielt, eine Leidenschaft in einer grossartigen Branche auszuleben.
----------
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch