Das steht in Maudets Entschuldigungsbrief
Der Genfer Regierungspräsident gibt zu, wegen seiner Reise nach Abu Dhabi gelogen zu haben. Der Justiz widerspricht er aber.

Die Zeit der Geständnisse ist für den Genfer Staatsratspräsidenten Pierre Maudet gekommen. Maudet hat auf die Ankündigung der Genfer Staatsanwaltschaft, wegen der fünftägigen Luxusreise nach Abu Dhabi für 60'000 Franken vom November 2015 ein Strafverfahren gegen ihn zu eröffnen, reagiert. «Ich gebe zu, einen Teil der Wahrheit verheimlicht zu haben», sagte der FDP-Politiker am Mittwochabend in einem Exklusivinterview im Lokalfernsehsender Léman Bleu.
Anders als von ihm in den letzten Wochen dargestellt, hat nicht ein libanesischstämmiger Geschäftsmann mit Wohnsitz in Abu Dhabi die Reise für Maudet und seine Familie bezahlt, sondern Kronprinz Scheich Mohammed bin Zayed al-Nahyan. Warum er zuerst den Libanesen nannte, darauf wollte Maudet zwar nicht eingehen, sagt aber: «Als ich bemerkte, dass ein ausländischer Staat die Reise bezahlte, fand ich das unerträglich und habe versucht, diese Tatsache zu kaschieren.» Er habe «versagt», so Maudet.
Ebenfalls am Mittwochabend publizierte der 40-Jährige einen fein säuberlich formulierten und gestalteten Entschuldigungsbrief (zum PDF). Darin sagt er, er wolle mit der Justiz kooperieren und gegenüber den verfahrenführenden Staatsanwälten eine vollständige Erklärung abgeben. Im Brief wird Maudet noch deutlicher als im Fernsehen. «Ich habe nicht die Wahrheit gesagt, als ich bekräftige, ein Freund eines Freundes habe den Aufenthalt bezahlt. Das ist unentschuldbar, und ich trage dafür die Verantwortung. Ich möchte mich daher bei Ihnen in aller Form entschuldigen.»
Er wisse, so Maudet, dass er mit seinem Verhalten auf der ganzen Linie enttäuscht habe und dass sein Verhalten schockiere. Jedoch müsse er nochmals darauf hinweisen, dass die Reise an das Formel-1-Rennen von Abu Dhabi von allem Anfang an als Reise mit der Familie und Freunden geplant war. Er sei auch davon ausgegangen, die Kosten selbst zu zahlen.
Justiz wirft Maudet vor, die Finanzquelle vertuscht zu haben
Maudet widerspricht hierin also einmal mehr der Darstellung der Staatsanwaltschaft, die letzte Woche schriftlich bekräftigte, es sei von Anfang an klar gewesen, dass die formelle Einladung von Scheich Mohammed bin Zayed al-Nahyan gekommen sei und dieser sämtliche Reisekosten übernehmen werde. Die Justiz wirft Maudet gar vor, die wahre Finanzquelle vorsätzlich vertuscht zu haben.
Dem 40-Jährigen ist in seinem Brief vor allem wichtig, dass der Kanton Genf keinen Franken für seine Reise nach Abu Dhabi hat zahlen müssen und er sein Amt als Staatsrat nicht ausgeübt hat, um sich zu bereichern oder Dritte zu begünstigen.
Maudet ist nach wie vor Staatsratspräsident, darf das Gremium aber bis auf weiteres nicht mehr offiziell repräsentieren. Das hat die Regierung am Mittwoch beschlossen. Maudet geht gemäss seinen Ausführungen davon aus, dass das Strafverfahren gegen ihn rasch vorankommen wird. In seinem Brief versichert er der Bevölkerung, dass seine Energie und sein Enthusiasmus, sich für seine Stadt und seinen Kanton einzusetzen, ungebrochen seien. Er sei bereit, dies auch weiterhin zu tun.
Auf die Unterstützung seiner Partei kann Maudet nach wie vor zählen, auch wenn sie sich wegen der Aussagen über die Reise nach Abu Dhabi von ihm distanziert. Gestern traf sich die Parteileitung der FDP Genf zu einer Sitzung. In einem Communiqué schreibt die FDP, Maudets Darstellung seiner Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate sei der Partei nicht bekannt gewesen. Maudet habe gelogen, bestätigt die FDP. Doch der 40-Jährige beweise seit Jahren, dass er parteiübergreifend zusammenarbeiten könne. Durch seinen Fehler dürfe sein langjähriges Engagement für Genf und seine Bürger nicht vergessen werden.
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