Das stärkste Dorf der Schweiz
Gewichtheben ist eine Domäne jurassischer Gemeinden, das zeigen die jüngsten Schweizer Meisterschaften. Eine Reportage zwischen Muskelkraft und roten Gesichtern.
Tramelans Yannick Sautebin greift die Hantel. Die 150-kg-Ladung Eisen wartet darauf, in die Höhe gewuchtet zu werden. Von der Hocke geht es ruckartig in den Stand, Sautebin reisst die Arme nach oben, das Eisen über den Kopf. Muskeln, Adern, sie scheinen zu explodieren. Das Gesicht verzieht sich zur Fratze – Gewichtheben sieht nicht nach Spass aus. Sautebin lässt die Hantel fallen, sie knallt krachend zu Boden. Der 26-Jährige lacht, er weiss, seine Mannschaft hat gegen das Team von Moutier gewonnen, zum vierten Mal in Folge sind sie Schweizer Mannschaftsmeister im Gewichtheben.
Schauplatz des Meisterschaftsfinales ist eine Turnhalle, so alt, dass der Verputz von den Wänden bröckelt. In deren Mitte steht eine Matte, um sie herum sitzen 50 Zuschauer, die den Nachmittag mal klatschend, mal beobachtend, mal auf ihrem Handy tippend verbringen. Der Reihe nach kommen die Gewichtheber in die Mitte und versuchen sich im Kampf gegen die Schwerkraft. Die Regel ist einfach: Jeder Heber hat sechs Versuche, drei beim Reissen (direkt vom Boden in die Luft), drei beim Stossen (mit Zwischenlagerung auf der Brust).