«Das schlimmste war das Bierfassgeschäft»
Der Aargauer Küchenbauer Franke hat zum zweiten Mal in Folge ein hartes Jahr hinter sich. Er spürte die Wirtschaftskrise auf besondere Weise.

Der Küchen- und Toilettenausstatter Franke hat im vergangenen Jahr erneut einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Wirtschaftskrise und Restrukturierungskosten rissen ein Loch in die Kasse. Die Sparmassnahmen zeigen Wirkung. Im laufenden Jahr soll es wieder aufwärts gehen.
Unter dem Strich verdiente die Aargauer Industriegruppe noch 80,2 Millionen Franken, wie Franke am Donnerstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich bekannt gab. Bereits im Vorjahr war der Reingewinn um fast 30 Prozent auf 141,2 Millionen Franken geschrumpft. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) tauchte von 351,3 Millionen Franken auf 260 Millionen Franken im Jahr 2009.
40 Millionen Franken für Restrukturierung
Restrukturierungskosten für Abfindungen von entlassenem Personal, Schliessungen und Zusammenlegungen von Fabriken sowie andere Sonderkosten verschlangen über 40 Millionen Franken, wie Finanzchef Jürg Fischer sagte.
Im vergangenen Jahr hatte die Gruppe fast 1500 Stellen abgebaut und beschäftigte Ende Dezember noch 10'445 Mitarbeitende. In der Schweiz sank der Personalbestand von 808 auf 762.
Immobilienkrise schlägt durch
Der Umsatz sank - wie bereits früher bekannt gegeben - um 17,7 Prozent auf 2,416 Milliarden Franken. Die Verkäufe hätten unter der Immobilienkrise in einer Reihe von Ländern gelitten, sagte Franke-Chef Michael Pieper. In Spanien sei beispielsweise der Neubau von Wohnung auf ein Viertel zurückgegangen. Deshalb verkaufte Franke viel weniger Küchen oder Dampfabzüge.
«Unsere Umsätze in Spanien haben sich in letzten zweieinhalb Jahren mehr als halbiert», sagte Pieper. Franke habe dort zwei Werke geschlossen. Spanien sei neben England eines der schwierigsten Länder für Haushaltsküchen. «Unsere grössten Kunden in England und Spanien existieren nicht mehr.»
Leute nicht bei Stange zu halten
«Das schlimmste war das Bierfassgeschäft», sagte Pieper. Hier sackte der Umsatz um beinahe 60 Prozent ab. Der ganze Offenausschank von Bier in Bars und Restaurants sei weltweit eingebrochen.
Für den Preis einer Stange Bier an der Bar kauften die Leute lieber im Supermarkt ein Six-Pack und liessen die Dose zu Hause vor dem Fernseher zischen, wo sie rauchen könnten. In London seien zeitweise 100 Pubs pro Woche gestorben, sagte Fischer. Zudem seien die Stahlpreise gesunken, weshalb weniger Bierfässer vor den Pubs geklaut worden seien, die wegen ihres Edelstahls zuvor heiss begehrt gewesen seien.
Dass sich die Lage für Franke durch die Fussball- Weltmeisterschaft wieder bessert, wenn die Leute mehr Bier trinken, glaubt Pieper nicht: «Das Bierfassgeschäft wird durch die WM nicht gross beflügelt.» Dennoch hat Franke von der WM profitiert. Man habe alle Fussballstadien mit sanitären Anlagen und Toiletten ausgerüstet, sagte Pieper. Dies habe rund 4 Millionen Franken Umsatz gebracht, sagte Fischer der Nachrichtenagentur SDA.
Mehr Gewinn erwartet
Im ersten Quartal 2010 ging der Krebsgang weiter: Der Umsatz sei um 2,6 Prozent auf 565,4 Millionen Franken gesunken, sagte Fischer. Immerhin habe das Geschäft mit Haushaltsküchen wieder zugelegt.
Dennoch sei Franke fürs Gesamtjahr 2010 vorsichtig optimistisch, sagte Pieper. Die Umsätze dürften leicht zulegen, der Gewinn deutlich. Denn im laufenden Jahr seien die Restrukturierungskosten viel kleiner. Wenn alles gut gehe, werde Franke das Niveau von 2008 erreichen, sagte Fischer der SDA. Damals hatte die Gruppe einen Reingewinn von 141,2 Millionen Franken erzielt.
SDA/oku
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