
Der Barfüsserplatz ist angemalt. In Liverpool-Rot. Die Köpfe sind in den Nacken gelegt, die Blicke gehören dem Ball auf der Leinwand. Es ist still, dann laut, dann wieder still. Jeder Liverpooler Pass ist eine Prognose für die unmittelbare Zukunft. Jeder Sevilla-Angriff ein hypothetisches Scheitern. Die Nerven. «Horrible», sagt der Mann im Liverpool-Shirt. Es beginnt zu regnen, wenig später kommen die Gegentore. Eins, zwei, drei. Köpfe hängen. Derbe Flüche hallen durch die Basler Nacht. Seit dem Morgen sind sie da. Über 30'000 sollen es sein. Es riecht nach Schweiss und Alkohol. Und doch hat der Ort bei allem Simplen etwas von einer Oper. Auch dort wird viel und laut gesungen – samt grossem Drama. Die Fans singen gegen das Unheil an, für das eigene Glück. Sie trällern die Club-Hymne «You'll Never Walk Alone». Sie schmettern den Bob-Marley-Song «Three Little Birds», das inoffizielle Liverpooler Europa-League-Lied. Es erzählt von drei Vögeln, die frühmorgens süsse Melodien pfeifen. «Don't worry about a thing. Cause every little thing gonna be all right.» Mach dir keine Sorgen, alles wird gut – glauben sie. Ein Song, der so trefflich passt zu diesem Verein. Wegen des Vogels im Club-Wappen, der halb Adler, halb Kormoran ist. Wegen der Mentalität der Spieler, die nie aufgeben. Und wegen dieser Fans, die ihrem Club überallhin folgen und das «Alles wird gut» leben wie kaum andere.
Das rote Basel
Zehntausende sing- und trinkfreudige Liverpool-Fans besuchen Basel. Sie kamen mit Flugzeug, Bahn und Bus – und meist ohne Schlafplatz.