ZoomDiese Fotografien aus China müssen Sie sehen
China lässt sich nicht auf einen Nenner bringen – das zeigt dieser Prachtband mit über 200 Bildern von jungen Künstlerinnen und Künstlern.

Überwältigend. Das ist der erste Eindruck, den man hat, wenn man sich in das grossformatige Werk vertieft. Beinahe auf jeder Seite kommt ein anderes Thema oder Sujet vor, das nach eigener Ästhetik verlangt.
Wer vereinfachend von der chinesischen Fotografie oder Kunst spricht, sollte diesen Bildband erstehen. Die 220 Arbeiten meist junger Künstlerinnen und Künstler bringen Stimmungen zur Darstellung, die wir so noch nicht gesehen haben: von den äusseren bis zu den inneren Landschaften.




Die Fotografien, ab den 1990er-Jahren entstanden, zeigen den rasanten Wandel einer Weltmacht auf der gesellschaftlichen und sozialen Ebene. Die tradierte Vorstellung des konformen Kollektivismus muss endgültig entsorgt werden.
Als bestünde Nachholbedarf, betreiben viele Arbeiten einen opulenten Individualismus. Auf der Suche nach Identität tasten die Bilder der 40 Fotografinnen und Fotografen alle möglichen Gefühlslagen ab: Melancholie und Verträumtheit, Visionen und Depressionen, Naturliebe und Selbstliebe, Inszenierung und Entblössung.




Hat man sich einmal von den China-Klischees befreit, sieht man sich Bildern gegenüber, die einerseits die westliche Ästhetik, aber auch Technik übernehmen, andererseits ganz andere, neue Sichtweisen und Verfremdungen ins Spiel bringen.
So reproduziert die heute in Kalifornien lebende Rachel Liu in ihrer Serie «Remember Me Like This» alte Familienfotografien aus der Zeit der chinesischen Kulturrevolution und manipuliert sie unter Verwendung traditioneller Bildkunsttechniken.

Oder Yang Fudong, 1971 geboren, bannt mit einer poetischen Bildsprache. Als Zuschauer weiss man nicht, was verstörender ist: der direkte Blick der jungen Frau in die Kamera oder die stille Präsenz der Schlange.

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