«Das polnisch-amerikanische Bündnis ist wertlos»
Eine Aufnahme, auf der Aussenminister Radoslaw Sikorski über Verbündete lästert, bringt die Regierung in Warschau in Bedrängnis.

Der polnische Aussenminister Radoslaw Sikorski soll das Bündnis Polens mit den USA als «wertlos» und sogar «schädlich» für das Land bezeichnet haben. Dies geht aus einem Gesprächsmitschnitt hervor, den das polnische Nachrichtenmagazin «Wprost» veröffentlichte.
Das Magazin hatte bereits vor einer Woche mit Aufnahmen für Furore gesorgt. Gestern folgten nun Auszüge der Abschrift eines Gesprächs, das Sikorski angeblich mit dem früheren Finanzminister Jacek Rostowski geführt hat. Ort und Zeitpunkt des Gesprächs wurden nicht genannt.
«Du weisst, dass das polnisch-amerikanische Bündnis wertlos ist. Es ist sogar schädlich, da es Polen das falsche Gefühl von Sicherheit gibt», sagte Sikorski laut dem Magazin. «Völliger Bullshit! Wir haben Konflikte mit Deutschland, mit Russland und sind der Meinung, dass alles super ist, weil wir den Amerikanern einen Gefallen getan haben. Das ist absolut naiv.»
Sikorski vermutet eine Verwicklung des Organisierten Verbrechens in den Abhörskandal, der seine Regierung in die Krise gestürzt hat. Er hoffe, dass die Täter bald identifiziert und bestraft würden, sagte Sikorski.
Neuwahlen nicht ausgeschlossen
Das Magazin hatte bereits vergangenes Wochenende mit der Veröffentlichung eines Gesprächsmitschnitts von Innenminister Bartlomiej Sienkiewicz und Zentralbankchef Marek Belka eine Staatsaffäre ausgelöst.
Darin sind Sienkiewicz und Belka bei einem Gespräch in einem Warschauer Restaurant im vergangenen Juli zu hören, bei dem der Notenbankchef als Bedingung für seine Unterstützung der Regierung die Entlassung des damaligen Finanzministers Rostowski forderte. Dieser wurde Ende November tatsächlich entlassen.
Die Opposition kritisierte nach Veröffentlichung der Aufnahme eine illegale Einflussnahme und forderte den Rücktritt der Regierung. Ministerpräsident Donald Tusk lehnte dies ab und sprach von einem Versuch zum Sturz der Regierung. Allerdings schloss er am Mittwoch vorgezogene Neuwahlen nicht aus.
Premier stärkt Sikorski den Rücken
Zusätzlich geriet er unter Druck, als die Staatsanwaltschaft am Dienstag die Redaktion von «Wprost» durchsuchen liess, um die Mitschnitte zu beschlagnahmen. Angesichts des Widerstands der Journalisten mussten die Beamten aber wieder abziehen.
Ministerpräsident Donald Tusk hat inzwischen seinen betroffenen Ministern den Rücken gestärkt. Er werde sich nicht von kriminellen Handlungen dazu drängen lassen, seine Minister zu bestrafen, sagte Tusk. Stattdessen werde er sich darauf konzentrieren, die Täter hinter der Abhöraktion dingfest zu machen und zu bestrafen.
SDA/ajk
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch