«Das neue Outfit ist unspektakulär und unsexy»
Wieso Uniqlo und Roger Federer trotzdem gut zusammenpassen, erklärt Annabelle-Chefredaktorin Silvia Binggeli.

Roger Federer hat von Nike zu Uniqlo gewechselt. Die Wogen gehen seit Wimbledon-Start hoch. Wieso?
Nike ist eine etablierte Sportmarke, Uniqlo ist eine Fast-Fashion-Marke. Es ist klar, dass so ein Wechsel zu reden gibt. Wobei es bei den hochemotionalen Reaktionen wohl eher um etwas anderes geht. Es geht eher darum, dass Roger Federer über 20 Jahre lang bei Nike war.
Es geht also um Loyalität?
Für viele Fans wahrscheinlich schon. Sie sehen das so: Da bricht jemand mit seinem langjährigen Partner, mit Nike, und zwar ausgerechnet «unser» Roger Federer, ein so sympathischer, normaler Typ. Das wiegt für viele schwer. Denn irgendwie denken wir ja alle ein bisschen, dass wir Teil der Familie Federer sind.
Hat sich Federer mit diesem Deal geschadet?
Nein. Ich finde diesen Schritt nicht nur schlau, sondern auch mutig. Es spricht für ihn und steht dafür, wie er tickt. Er macht etwas, obwohl er weiss, dass viele darüber entsetzt sein werden. Er machts trotzdem und bleibt sich treu. Obwohl die ganze Welt von ihm erwartet, dass er bei Nike bleibt, geht er aus ganz eigenen Beweggründen zu Uniqlo. Chapeau. Und man darf nicht vergessen: Roger ist immer noch Roger mit all dem, was er erreicht hat. Mein Tipp deshalb: Leute, beruhigt euch, da steckt immer noch Roger drin, egal, welches Logo er trägt.
Video – Der Tenniskönig im neuen Kleid
Neues Logo: Roger Federer trägt in Wimbledon zum ersten Mal Uniqlo. (Video: Ryan Neukomm)
Es geht aber nicht zuletzt auch um ein gutes Geschäft.
Natürlich. Roger Federer hat als gewiefter Geschäftsmann eine Entscheidung für die Zukunft getroffen. Auch eine, die über seine Karriere als aktiver Tennisspieler hinausreichen wird. Er wird sicher sehr genau überlegt haben, welche wirtschaftlichen Vorteile ihm der Deal bringt. Wobei ich überzeugt bin, dass Geld allein nicht der ausschlaggebende Punkt war. Angeblich 300 Millionen klingt nach viel. Aber gemessen an seinem Vermögen, hätte Federer diesen Deal finanziell ziemlich sicher nicht nötig gehabt.
«Unspektakulär, unsexy – kurz: das Outfit ist kein modisches Highlight. Noch nicht.»
Was schaut für Uniqlo dabei raus?
Uniqlo möchte in Europa Fuss fassen. Daher ist die Partnerschaft mit Roger Federer wohl das Beste, was der Marke passieren konnte. Djokovic hatten sie ja schon, doch der ist wieder abgesprungen. Nun haben sie sich die Leuchtfigur ins Boot holen können. Diese Partnerschaft wird Heerscharen in die Läden locken, nicht etwa, weil sie alle an Tenniskleidern interessiert wären, sondern weil sie Roger Federer toll finden und deshalb auch die Basics von Uniqlo kaufen.
Sie bezeichnen Uniqlo als Fast-Fashion-Marke. Hat diese denn überhaupt das Zeug dazu, einen Spitzensportler auszustatten?
Im Street-Fashion-Bereich ist die Qualität der Kleider aus meiner Sicht nicht immer über alle Zweifel erhaben. Aber wenn es um Basics und Sportswear geht, sind sie sehr gut. Auch wenn nicht vergleichbar mit Nike, die Marke hat sich im Sportsegment ein solides Wissen angeeignet. Gerade im Bereich atmungsaktive Materialien und Thermostoffe sind sie stark. Darauf werden sie bei dieser Zusammenarbeit bauen.
Trotzdem, ein Superstar bei einer Marke, deren Sportsachen kaum einer kennt?
Ich sehe das positiv. Es passt inhaltlich, dass jemand mit einem grossen Namen für gute Qualität und Funktionalität hinsteht und damit eine Technologie bekannt macht. Man kann das so sehen: Als Federer zu Nike kam, war er noch kein Star. Nike aber hat sein Potenzial erkannt. Heute heisst es Champ meets Champ. Uniqlo ist natürlich mitnichten ein Champion im Sportbereich, weder technologiemässig noch wenn es darum geht, viele Partnerschaften mit grossen Namen vorzuweisen. Federer wird Förderarbeit für Uniqlo leisten. Es kann für beide Seiten spannend sein, eine Marke auf ein neues Level zu bringen.

Schauen wir uns das neue Uniqlo-Outfit von Roger Federer an. Wie lautet Ihr Modeurteil? Kann es mit Nike mithalten?
Das erste Outfit hat mich noch gar nicht überzeugt. Es ist sehr, sehr schlicht. Aber auch unspektakulär, unsexy. Kurz: kein modisches Highlight. Noch nicht.
Was braucht es noch?
Es muss dynamischer werden. Der Wow-Effekt muss her. Auch an der Coolness muss man noch arbeiten. Nike ist da natürlich eine Leuchtmarke am Himmel mit sehr grossem Coolnessfaktor. Alle wollen den Swoosh. Dagegen ist das Uniqlo-Logo bei weitem nicht so smooth und lässig. Es ist etwas «gstabig». Aber da wird man sich bestimmt noch was einfallen lassen.
Hat man der Mode im Tennis und im Sport allgemein so oder so zu viel Bedeutung beigemessen?
Nein. Auch wenn es in erster Linie nicht um modische Statements, sondern um Businessdeals geht, ist es wichtig, dass man sich wohl fühlt in dem, was man trägt. Auch auf dem Tennisplatz will man sich gut fühlen, sich stark fühlen, nicht nur funktional, sondern auch optisch. Auch beim Fussball sieht man das. Das Trikot von Nigeria ist ausverkauft, andere bleiben Ladenhüter.
Bildstrecke – Federer gewinnt Auftaktspiel in Wimbledon
Roger Federere spielt heute gegen Lukáš Lacko. Wir tickern live.
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