Das macht den SC Freiburg so stark
Mit einem Punkt Rückstand auf die Bayern stehen die Freiburger überraschend auf Platz drei. Trotzdem bleiben sie bescheiden.
Es ist eine dieser Szenen, die so simpel aussehen. Ein Tor so schlicht, wie genial. In hohem Tempo rennt Luca Waldschmidt in der 81. Minute auf die Viererabwehr der Fortuna Düsseldorf zu. Mit einer Richtungsänderung lässt er seinen Gegenspieler stehen und anschliessend ins Leere grätschen. Entgegen seiner Laufrichtung zieht der 23-jährige mit seinem starken linken Fuss voll durch. Es ist das siegbringende 2:1 für den SC Freiburg, der Überraschungsmannschaft der Bundesliga.
Das Tor kann als Sinnbild für den Aufschwung gesehen werden. Denn was die Mannschaft von Trainer Christian Streich diese Saison zeigt, ist schnörkellos und effizient. Die Freiburger finden aus einer gut organisierten Abwehr heraus immer wieder den Weg in den Angriff und spielen sich in aussichtsreiche Abschlusssituationen. «Wir finden momentan ein gutes Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive», sagte Captain Christian Günter nach dem Spiel in Düsseldorf, «wir stehen stabil, und die Mentalität stimmt zu einhundert Prozent.»
Auch bei Luca Waldschmidt. Anstatt zu schmollen, weil er die letzten drei Spiele nicht in der Startformation stand, zeigte der Angreifer nach seiner Einwechslung, wozu er fähig ist und verhielf den Freiburgern mit seinem vierten Saisontor zum dritten Auswärtssieg. Den Teamgedanken streicht auch Günter nach dem Spiel in Düsseldorf hervor: «Es ist für einige echt nicht so einfach, wenn man Luca heute zum Beispiel sieht. Aber es kommt nicht auf Einzelne an, nur auf die Mannschaft.»
Mit Dortmund wartet der erste Prüfstein
Nach sechs Spieltagen steht der SC Freiburg mit 13 Punkten auf Rang drei hinter dem punktgleichen RB Leipzig – nur einen Zähler hinter Leader Bayern München. Es ist der beste Saisonstart in der Geschichte des Clubs und die höchste Tabellenplatzierung seit August 2000, als sie nach dem ersten Spieltag als Tabellenführer sogar mal ganz oben standen. Überbewerten wollen die Freiburger ihren guten Start in die neue Bundesligasaison jedoch nicht: «Das nehmen wir jetzt mal als schöne Momentaufnahme», meinte Günter, verwies aber schelmisch auf das nun folgende «Spitzenspiel gegen Dortmund» am kommenden Wochenende. Coach Streich hingegen versuchte alles, was auch nur entfernt auf eine Euphorie hindeutete, zu ersticken: «Es ist schön, dass wir schon einige Punkte Vorsprung auf den drittletzten Platz haben. Und nur das zählt in Freiburg.»
Geht der Höhenflug der Breisgauer in ähnlichem Stile weiter, dürften wohl bald auch die eigenen Ansprüche steigen. Ein erster Gradmesser wird das Heimspiel vom Samstag sein. Mit Borussia Dortmund wartet die erste Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte auf die Freiburger. Als leichte Aufgabe können aber auch die bisherigen Gegner Mainz, Paderborn, Köln, Hoffenheim, Augsburg und Düsseldorf nicht abgetan werden, findet Freiburg Co-Trainer Florian Bruns: «Das waren zum Auftakt fast alles direkte Konkurrenten und überhaupt keine einfachen Spiele, sagte er gegenüber dem «Tagesspiegel».
Der 40-Jährige, der früher selbst für den SC Freiburg gespielt hatte, sieht als Grund für den guten Saisonstart, dass fast das gesamte Team zusammengeblieben ist und kein Leistungsträger abgegeben werden musste. Dem «Tagesspiegel» sagte er: «Mit der Truppe können wir da weitermachen, wo wir letzte Saison aufgehört haben.»
«Unsere Wäschefrau gehört dazu, wie jeder Spieler»
Den Grundstein für den jetzigen Erfolg legte Christian Streich. Er ist der dienstälteste Trainer in der Bundesliga. Seit 2012 ist er im Amt. 2015 stieg er mit dem Verein in die zweite Bundesliga ab und schaffte den sofortigen Wiederaufstieg im Folgejahr. Mike Frantz, der seit 2014 unter Streich spielt, hebt besonders die akribische Arbeit des Trainers hervor: «In Freiburg habe ich erst angefangen, Fussball zu verstehen. So viele Videoanalysen, in denen dir jeder Fehler aufgezeigt wird, hatte ich nie.»
Die grösste Stärke von Christian Streich ist jedoch seine bodenständige und freundliche Art, die sich wohl auch auf die Mannschaft und die Mitarbeiter im Verein überträgt. Das Wir-Gefühl wird in Freiburg gross geschrieben: «Unsere Wäschefrau gehört dazu, wie jeder Spieler», sagte Frantz gegenüber der «Bild»: «Sie ist auch mal bei uns in der Kabine, in Freiburg ist das stinknormal.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch