Das Leben in einer Zeit nach Assad
Die syrische Stadt Asas wurde von den Rebellen zu einer «freien Stadt» erklärt und verwaltet sich weitgehend selbst. Ein Militärrat bestimmt die Geschicke und versucht, die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen.
«Nach dem Ende der Kämpfe gab es nichts mehr – weder Wasser, noch Strom oder Lebensmittel», schildert Samir Hadsch Omar die Lage, die vor drei Wochen in der syrischen Stadt Asas an der Grenze zur Türkei herrschte. Doch inzwischen hat sich das Leben der 70'000 Einwohner wieder weitgehend normalisiert.
Denn die Rebellen haben die Kontrolle übernommen und Asas zu einer «befreiten Stadt» gemacht. Nach fünf Monate langen Kämpfen sind die Läden und der Markt wieder geöffnet. «Wir sind frei und glücklich», sagt der Händler Abu Mussa. Er hat nur noch einen Wunsch: dass Präsident Baschar al-Assad endlich geht.
Asas verwaltet sich selbst
Wie andere «befreite Städte» verwaltet sich Asas selbst. Zusammen mit dem politischen Rat, den Samir Hadsch Omar leitet, bestimmt ein Militärrat die Geschicke der Stadt.
Asas unterscheidet sich im Fastenmonat Ramadan kaum von anderen in der arabischen Welt: Wie überall verläuft das Leben dort tagsüber derzeit langsamer, am Abend drängen sich dagegen die Einwohner in den Geschäften und auf den Strassen stauen sich die Autos. Doch in Asas spielen die Kinder auf den Wracks der Panzer und schwenken den Geschützarm hin und her.
Spital auf Spenden angewiesen
Auch in anderen Dingen unterscheidet sich der Alltag in Asas. So stieg der Benzinpreis von 60 Cent auf 2,50 Euro pro Liter. Im Spital, wo nur noch vier von früher 25 Ärzten und Krankenschwestern arbeiten, geht der Vorrat an Antibiotika, Verbandsmaterial und Medikamenten zu Ende. Vor dem Behandlungszimmer des einzigen Arztes Anas al-Iraki bildet sich eine lange Schlange von Frauen und Kindern.
Al-Iraki ist nicht gut auf den syrischen Nationalrat, das Oppositionsbündnis gegen Assad, zu sprechen: «Er macht nur Versprechungen.» Für Hilfe müsse er reiche Mitbewohner ansprechen, die Geld für Medikamente geben.
«Wir hängen völlig von den Spenden ab. Wir sind in der Hand Gottes», beschreibt der Arzt die Situation. Dabei kommen jeden Tag neue Flüchtlinge, vor allem aus dem 50 Kilometer entfernten umkämpften Aleppo, nach Asas.
Regierungstruppen in der Nähe
Fast tausend Menschen nahm die Stadt bereits auf, darunter auch die 20-jährige Madschda. Sie floh zusammen mit ihren drei Kindern sowie ihren Brüdern und Schwestern aus dem umkämpften Viertel Salaheddin in Aleppo. Die junge Frau hat auch in ihrem Zufluchtsort Angst. «Gestern hat man die Kämpfe bis hierher gehört und drei Raketen schlugen ein. Wir sind nirgendwo in Syrien sicher».
Auch wenn Asas unter Kontrolle der Rebellen ist, halten die Regierungstruppen noch den fünf Kilometer entfernten Militärflughafen Minach. In Asas sind kaum noch Kämpfer, die die 70'000 Einwohner verteidigen könnten, da fast alle in Aleppo im Einsatz sind. «Manchmal möchte man sterben», sagt Madschda. Eigentlich sei sie jetzt schon dabei, langsam zu sterben.
Mehr als 20 Tote bei Luftangriff
Dass die Stadt auch nach Abzug der Regimetruppen nicht sicher ist, zeigt ein von der syrischen Luftwaffe durchgeführter Luftangriff. Dabei sind mehr als 20 Menschen getötet worden. Ein Kampfflugzeug habe mehrere Raketen auf Gebäude in der Nähe des Gefängnisses von Asas abgefeuert, sagte der Präsident der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP.
Unter den Opfern seien sowohl Zivilisten als auch Aufständische der Freien Syrischen Armee (FSA), die dort einen Stützpunkt hatten. Der Angriff galt laut Abdel Rahman einem früheren Sitz der Baath-Partei, der von den Aufständischen als Hauptquartier genutzt wird.
Bei dem Angriff seien auch vier von elf libanesischen Pilgern schwer verletzt worden, die Ende Mai im Norden Syriens entführt worden waren. Augenzeugen sagten einem AFP-Reporter, mindestens zehn Häuser seien in dem Wohngebiet bei dem Angriff zerstört worden. Vor allem Frauen und Kinder hätten dort geschlafen, sagte ein Mann. Zahlreiche Anwohner suchten unter den Trümmern nach Überlebenden.
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