«Das ist an Dämlichkeit nicht zu überbieten»
Von einem Drittliga-Aufsteiger aus dem Pokal geworfen – und das noch in Überzahl. Leverkusen steckt endgültig in der Krise. Besser läuft es Valentin Stocker.
Mit entsetzter Miene stehen die Profis von Bayer Leverkusen an der Mittellinie, lassen die umgehängten Fahnen auf den Rasen sinken. Dann stellen sie sich ihm; dem Gang zu den erbosten Fans. «Das ist die schwierigste Situation, seitdem ich im Verein bin», sollte der ehemalige deutsche Nationalstürmer Stefan Kiessling später sagen. Der 32-Jährige steht immerhin seit 10 Jahren bei der Werkself unter Vertrag. Kiessling appellierte an den Stolz seiner Mitspieler und verdeutlichte selber, dass sich das als Bayern-Jäger in die Saison gestartete Team in der Krise befindet: «Wir müssen jetzt gemeinsam sehen, dass wir wieder da raus- und wieder in die Erfolgsspur kommen.»
Trainer immer mehr in der Kritik
5:6 nach Penaltyschiessen, gegen einen Drittligisten, der in diesem Sommer aus der vierten Liga, der Regionalliga West, aufgestiegen ist. Und das, obwohl Leverkusen ab der 78. Minute in Überzahl spielen und in der 5. Minute der Verlängerung zum zweiten Mal in diesem Spiel in Führung gehen konnte. Erbost sagte Sportdirektor Rudi Völler: «Die Enttäuschung ist natürlich riesig. Wenn du in der Verlängerung mit einem Mann mehr führst und dann noch verlierst, dann ist das an Dämlichkeit nicht zu überbieten.»
Erneut sah sich der Weltmeister von 1990 genötigt, seinen immer mehr in Kritik geratenden Trainer Roger Schmidt zu verteidigen. Wie schon am Samstagabend, nachdem Schmidt wegen einer Beleidigung seines Gegenübers Julian Nagelsmann auf die Tribüne verbannt worden war, sagte er: «Der Trainer ist kein Thema.»
Dass Stammspieler wie Nationalgoalie Bernd Leno, Julian Brandt und Benjamin Heinrichs geschont wurden und damit Schmidt möglicherweise ein falsches Zeichen gesetzt hatte, darf für Mittelfeldspieler Kevin Kampl keine Ausrede sein: «Da kann der Trainer aber nichts für. Wir stehen auf dem Platz.»
Jubel eines ehemaligen Leverkuseners
Ganz anders natürlich die Gefühlslage in Lotte, einer Gemeinde mit 14'000 Einwohnern. Goalie Benedikt Fernandez, ehemaliger Bayer-Jugendspieler, sagte gegenüber der «Bild»: «Absolut Wahnsinn. Da hätte ich nicht mit gerechnet, und das rundet 11 Jahre Leverkusen endgültig ab.» Im Hintergrund jubeln die Fans, skandieren den Namen des Penaltyhelden (zwei gehaltene Strafstösse).
Vergessen war der Frust aus der 30. Minute, als dem Aussenseiter ein reguläres Tor wegen Offside aberkannt wurde. In der Stunde des Glücks hatte Fernandez Mitleid mit seinem ehemaligen Club: «Ich konnte noch nicht mit vielen Leuten im Verein sprechen. Zuerst sind wir wie wild über den Platz gehüpft, und anschliessend habe ich sie auch in Ruhe gelassen. Die waren natürlich sehr enttäuscht.»
Stocker trifft
Besser als Leverkusen lief es Valentin Stocker. Beim 2:0 in St. Pauli traf der Schweizer Nationalspieler in der 54. Minute nach einem Konter zum Endstand. Es war sein drittes Tor im achten Pflichtspiel in dieser Saison.
Video: Streamable
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