«Das habe ich seit Lothar nicht mehr erlebt.»
Mit orkanartigen Windböen fegte Sturmtief Joachim am Freitag durch die Region, entwurzelte Bäume und deckte Dächer ab. Im Baselbiet sind noch immer Strassen gesperrt. Zwei Personen wurden verletzt.
Der starke Wind hat sich gelegt, dafür regnet es nun an vielen Orten durch die havarierten Dächer. Die Hauptstrasse in Reigoldswil etwa war am frühen Freitagnachmittag mit roten Splittern heruntergeblasener Dachziegel gesäumt. Während Sturmtief Joachim in Basel-Stadt gemäss Polizeiangaben «wenig Markante» Spuren hinterlassen hat und auch die Tramlinie 3 wieder normal verkehren kann, sieht es im Baselbiet etwas dramatischer aus: Massive Sachschäden und zwei verletzte Personen sind dort die bisherige Bilanz.
Die Aufräumarbeiten im Landkanton sind noch immer in vollem Gang: Beinahe sämtliche Feuerwehren stehen im Einsatz. Während Stunden liefen die Telefone auf der Einsatzleitzentrale mit hunderten Meldungen so heiss, dass die Anzahl der Mitarbeiter erhöht werden musste, wie die Baselbieter Polizei mitteilte. Alleine die lokale Einsatzleitung der Bezirksfeuerwehr, die für das Gebiet zwischen Lauwil und Reigoldswil zuständig ist, hatte bis 16 Uhr 22 Meldungen erhalten. Darunter waren zwölf Fälle von abgedekten Häusern und zehn mit umgestürten Bäumen und Ähnlichem.
Werner Rudin und seine Kollegen von Baselbieter Tiefbauamt waren seit 7 Uhr früh damit beschäftigt, Strassen zu sperren und von umgestürzten Bäumen freizuräumen. Er arbeite schon seit 20 Jahren dort, so Rudin, «doch so etwas wie heute habe ich seit Lothar nicht mehr erlebt.» Damals seien zwar mehr Bäume umgestürzt. Heute seien aber viel mehr Dächer betroffen.
Mann in umgekipptem Auto verletzt
Diverse Strassen waren oder sind im Kanton Baselland für längere Zeit zum Teil komplett gesperrt, wobei die Lage gemäss Polizei sich ständig verändert. Auf der Bennwilerstrasse in Diegten wurde ein LKW-Anhänger durch den starken Wind umgestossen. Als der Anhänger durch ein Abschleppunternehmen wieder aufgestellt werden konnte, fuhr der Lastwagen weiter in Richtung Hölstein. Dabei wurde das Gespann erneut von einer sehr starken Windböe erfasst, so dass die gesamte Fahrzeugkombination umkippte. Der 36-jährige Fahrzeuglenker musste verletzt ins Spital gebracht werden. Die Verbindungsstrasse zwischen Diegten und Hölstein musste während der Bergungsarbeiten komplett gesperrt werden. Die Strasse bleibt aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres gesperrt.
Im Bootshafen in Augst kam es zu einem weiteren Unfall als ein 65-Jähriger Mann versuchte, eine durch den Wind weggerissene Abdeckplane eines Bootes wieder zu befestigen. Der Mann stürzte während seiner Aktion in das Hafenbecken. Im kalten Wasser konnte sich der Mann jedoch bis zum Beckenrand fortbewegen und sich dort festhalten. Ein anwesender Bekannter holte schliesslich eine Leiter und alarmierte die Sanität. Mit leichten Verletzungen und Verdacht auf Unterkühlung wurde der 65-Jährige ins Spital eingeliefert.
Stromausfälle und gesperrter Eggfluhtunnel
Vor allem im oberen Baselbiet, teils aber auch im Laufental und im solothurnischen Schwarzbubenland kam es zudem wegen heruntergerissener Leitungen zu Stromunterbrüchen. So gab es laut der Elektra Baselland (EBL) vorübergehende Stromunterbrüche in Titterten, Liedertswil, Reigoldswil, Bubendorf, Ziefen, Arboldswil, Hölstein, Waldenburg, Bennwil, Niederdorf, Rothenfluh, Anwil, Oltingen, Wenslingen und Eptingen. Betroffen waren zudem Teile von Ormalingen, Zeglingen und Langenbruck. Die Elektra Birseck Münchenstein (EBM) meldete derweil Stromunterbrüche bei Mariastein SO sowie in Bretzwil BL, Lauwil BL und Bärschwil SO. Zudem habe es viele kleinere Störungen gegeben.
Gegen Abend meldete die Polizei zudem einen Stromausfall im Laufental; die Störung konnte später aber behoben werden. Aus Sicherheitsgründen wurde während 23 Minuten der Eggfluhtunnel der Kantonsstrasse zwischen Grellingen und Zwingen gesperrt. Was genau zum Stromunterbruch geführt hatte, war zunächst nicht bekannt.
Bis zu 142,9 Stundenkilometer
In der Region erreichte der Wind teils hohe Spitzen. So wurden in Rünenberg im Oberbaselbiet laut MeteoNews 142,9 Stundenkilometer gemessen. Auf St. Chrischona bei Basel waren es noch 110,9 und an der Grenze von Basel und Binningen BL 102,6 Stundenkilometer.
Auf dem Flughafen Basel-Mulhouse wurden wegen des Sturms bis 15.15 Uhr insgesamt 16 An- oder Abflüge annulliert. Die Zahl könne sich allenfalls noch erhöhen, sagte eine Sprecherin des EuroAirports auf Anfrage. In drei Fällen handelte es sich um Maschinen, die wegen Böen nicht landen konnten und zu andern Flughäfen abdrehten.
Ab wann die Strassen in diesem Bereich wieder normal befahrbar sind ist noch unklar. Die Polizei mahnt die Bevölkerung weiterhin zur Vorsicht. Personen, welche sich im Freien aufhalten werden gebeten, weiterhin auf umstürzende Äste und Bäume, sowie auf herunterfallende Gegenstände zu achten.
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SDA/jg/lub
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