Das fünfte Sorgenkind schlüpft unter den Rettungsschirm
Nur Stunden nach Madrid hat Nikosia bei der EU Finanzhilfe beantragt. Damit ist Zypern das fünfte Land, welches unter den Rettungsschirm schlüpft. Noch ist offen, wie viel Geld Zypern benötigen wird.

Der Vorsitzende der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, begrüsste das Hilfegesuch aus Zypern: «Die Eurogruppe wird den Antrag nun rasch untersuchen und Zypern eine formelle Antwort geben», erklärte Luxemburgs Premier am Montagabend.
Er erwarte nun, dass die 17 Euro-Länder der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank den Auftrag erteilen, Auflagen für die Hilfen auszuarbeiten. Dabei gehe es vor allem um den Finanzsektor - dieser ist eng mit den Banken des maroden Griechenland verflochten.
Fünftes Land, das Hilfe beantragt
Mit dem hoch verschuldeten Zypern hat das inzwischen fünfte Land offiziell Finanzhilfen aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF beantragt. Die Regierung in Nikosia erklärte, der Inselstaat sei aufgrund der engen Verflechtungen mit der griechischen Wirtschaft auf Hilfe angewiesen. Wie viel Geld zur Rekapitalisierung des angeschlagenen Bankensektors benötigte werde, sei noch unklar, sagte ein Diplomat der Nachrichtenagentur dapd. Die in früheren Medienberichten kolportierte Summe von zehn Milliarden Euro halte er aber für übertrieben. Zuvor waren bereits Portugal, Griechenland, Irland und Spanien unter den Rettungsschirm geschlüpft.
Die Entscheidung kam zwar nicht mehr überraschend, fiel letztlich aber doch kurzfristig. Noch am Mittag sei das weitere Prozedere unklar gewesen, sagte der Diplomat. Am Nachmittag habe sich dann Präsident Dimitris Christofias für den Hilfsantrag entschieden und die Parteiführer seines Landes für Dienstag um 16.30 Uhr zu einer Lagebesprechung gebeten.
Ein Sprecher der Eurogruppe bestätigte den Antrag am Montagabend, eine Grössenordnung sei aber noch nicht fixiert. Zunächst müssten Experten der Europäischen Zentralbank (EZB), der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) und der EU-Kommission vor Ort den Kapitalbedarf klären. Dass nach übereinstimmenden Angaben keine Delegation des Internationalen Währungsfonds nach Zypern reisen wird, deuten Diplomaten als Indikator dafür, dass das Land - ähnlich wie Spanien - eine «Bankenrettung light» anstrebt. Das wiederum würde bedeuten, dass sich die Reformbedingungen für die Kapitalspritze lediglich auf den Finanzsektor beschränken würden.
Zyprische Banken in Griechenland engangiert
Der Hilfsantrag folgte unmittelbar auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Zyperns auf Ramschniveau durch die Ratingagentur Fitch. Die Bonität des Euro-Staates sei um eine Stufe von «BBB-» auf «BB » gesenkt worden, teilte die Agentur mit. Der Ausblick bleibe zudem negativ, eine weitere Herabstufung sei angesichts der möglichen Zuspitzung der Lage in Athen nicht auszuschliessen, hiess es noch vor dem tatsächlichen Hilferuf aus Nikosia. Fitch folgte mit seiner Neubewertung den beiden anderen grossen Ratingagenturen: Moody's hatte die Kreditwürdigkeit Zyperns im März auf entsprechendes Niveau gesenkt, Standard & Poor's bereits im Januar.
Die grossen zyprischen Banken sind umfassend in Griechenland engagiert und damit auch den Risiken durch die dortige Staatsverschuldung in besonderem Masse ausgesetzt. Allein die Cyprus Popular Bank, das zweitgrösste Geldinstitut des Landes, braucht 1,8 Milliarden Euro, um ihre Rekapitalisierung bis zum 30. Juni fristgerecht abzuschliessen - der Betrag entspricht etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts des kleinen Staates.
Nikosia liebäugelt weiter mit bilateralen Krediten
Fitch erklärte, Zypern werde voraussichtlich weitere vier Milliarden Euro benötigen, um seinen Bankensektor zu stützen. In einer Stellungnahme des zyprischen Finanzministeriums hiess es, die Regierung halte an ihren Verpflichtungen zur Reduzierung des Defizits fest, und das Ministerium arbeite eng mit der Zentralbank des Landes zusammen, um die notwendigen Mittel zu beschaffen.
Neben dem Geld aus dem Rettungsschirm bemüht sich Zypern Diplomatenkreisen zufolge auch weiterhin um bilaterale Kredite von Drittstaaten, namentlich Russland und China. Diese Option und der Antrag an die Euro-Partner «schliessen sich natürlich nicht gegenseitig aus», sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der Nachrichtenagentur dapd.
dapd/kpn
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