Das fliegende Leuchtturmschiff
Ein riesiger Kran hat in Basel das alte Schiff Gannet aus dem Rhein in den Holzpark Klybeck gehoben. Es soll in Zukunft als Konzert- und Theaterlocation, Restaurant und Radiostudio dienen.
Ein 600 Tonnen schweres Schiff mit einem Kran aus dem Wasser hieven und auf dem Land abstellen – das kommt nicht alle Tage vor. Das sagten sich auch Hunderte von Neugierigen und strömten am Dienstag ab neun Uhr morgens zum Holzpark Klybeck an der Uferstrasse 40, um diesem gut zweistündigen Spektakel beizuwohnen.
Initiant dieser Aktion war Shiftmode, der Betreiberverein des Holzparks. Er hatte die Idee mit diesem gestrandeten Schiff, um es ab Mitte/Ende 2020 als Ort für Konzerte und Theater, aber auch als Restaurant und Radiostudio zu nutzen. Gerechnet wird mit Gesamtkosten von gegen 900'000 Franken.
Aus Gannet 1954 wird ein Kulturschiff
Das Schiff namens Gannet stammt aus den 1950er-Jahren und lag einmal als Leuchtturmschiff fast 70 Jahre lang vor dem nordirischen South Rock vor Anker. Seine Reise hat nun über den Ärmelkanal nach Rotterdam und von dort den Rhein hinauf nach Basel geführt. Hier hat es eine Weile unterhalb der Dreirosenbrücke gelegen und darauf gewartet, dass im Holzpark eine Grube für seine vorübergehende Ruhestatt ausgehoben ist und ein Kran bereitsteht, um es umzubetten.
1000 Tonnen Maximallast
Eigentlich sollte an diesem Tag das nostalgische und seltene Leuchtturmschiff der überragende Star sein. Doch der Spezial-Raupenkran namens Liebherr LR 11000 der Firma Emil Egger AG stahl ihm zeitweise die Show. Die riesige Maschine mit einer maximalen Traglast von 1000 Tonnen vollzog in Zeitlupe ihre schwere Arbeit. Dabei diente ihr das Gegengewicht zum Schiff als wichtiges Arbeitsmittel. Gemäss Katja Reichenstein von Shiftmode handelte es sich bei diesem Kranhub in dieser Dimension um eine Europa-Premiere.
Die Schaulustigen übten sich in Geduld, zückten immer mal wieder ihre Handys und machten Fotos. Dabei hinderten die vielen vom nächtlichen Regen entstandenen Pfützen die Neugierigen nicht daran, auf dem Areal von einem Ort zum anderen zu gehen, um das ganze Manöver von verschiedenen Seiten zu beobachten.
Wie ein Zeppelin
Lange tat sich scheinbar nur sehr wenig. Doch nach und nach und unerbittlich zog ein ganzes Bündel Stahlseile das Schiff langsam aus dem Wasser in die Höhe. Und plötzlich schwebte es über dem Rhein, sodass man unter dem Schiffsrumpf hindurch das gegenüberliegende Ufer sehen konnte. Höher und höher schwebte das Schiff, und zeitweise glich es einem Zeppelin.
Schliesslich setzte sich der Kran für eine kurze Strecke auf seinen Raupen in Bewegung und schwenkte das hängende Schiff über die Uferbäume, um es hinüber zur Grube zu bewegen. Gleichzeitig zogen Arbeiter mittels Seilen das Schiff in die richtige Position.
Um 11.08 Uhr war es schliesslich vollbracht. Unter dem Applaus der Schaulustigen setzte das rostige Schiff wie ein gestrandeter Wal in seinem mit Schaumstoffmatten ausgelegten Bett auf.
Nun wird der 42 Meter lange Schiffsrumpf drei Meter tief im Boden verbaut werden. Danach erfolgt der Innenausbau. Der Leuchtturm, der auf der Schifffahrt flussaufwärts wegen niedriger Brücken abgetrennt werden musste, wird wieder aufgesetzt und soll als Radiostudio dienen.
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