Das Europäische Jugendchorfestival zieht ins Joggeli
Die zwölfte Ausgabe des Festivals startet Ende Mai mit einem Spektakel. Mehr als 1000 Sänger aus 13 Ländern werden erwartet.

Bescheidene sieben Prozent seines Budgets von rund 1,4 Millionen Franken steckt das Europäische Jugendchorfestival (EJCF) in Werbung. Denn der alle zwei Jahre stattfindende Grossanlass hat eine Eigendynamik entwickelt, der das Anwerben von neuem Publikum beinahe obsolet macht: Die Konzerte mit jungen Qualitäts-Chören aus der Schweiz und aller Welt sind oft ausverkauft, Open-Air-Bühnen verbreiten Volksfest-Stimmung in Basel und Umgebung, das Konzept mit Gasteltern für junge Sänger verleiht dem Ganzen familiären Charme.
Für Festivalleiterin Kathrin Renggli und ihre Crew stellt sich eher die Frage: Wie kann man diesen Massen noch gerecht werden? Weiterwachsen wolle man nicht, beteuerte Renggli am Dienstag mit Blick auf die zwölfte Ausgabe vom 20. bis 24. Mai. Doch erstmals findet das Eröffnungskonzert heuer in der St.-Jakobs-Halle statt und nicht wie bisher verteilt über verschiedene Locations.
Gemeinsam beginnen
Dies geschehe nicht zuletzt auf Wunsch der Chöre, so Renggli. «Die Sänger möchten miteinander ins Festival starten.» Konkret werden sich im Joggeli rund 1000 junge Stimmen aus 13 Ländern eine Bühne teilen und vor etwa 2500 Zuhörern singen.
Bei dem «fulminanten Chorspektakel» möchte man die Vielfalt der Kinder- und Jugendchöre zelebrieren. Im zweiten Konzertteil gehört die Bühne zunächst dem Beatboxer RoxorLoops, bevor die Chöre beim Projekt «Circuit» einen Abstecher in die Welt der Filmmusik unternehmen.
Von den jüngsten Querelen um Brandschutzverordnungen und Konzertabsagen in der St.-Jakobs-Halle lässt man sich beim EJCF kaum irritieren. Die zuständigen Stellen hätten signalisiert, dass dem EJCF-Konzert nichts im Weg stehe. Sollte die Bewilligung aber an viele Auflagen geknüpft werden und dadurch Mehrkosten verursachen, so wäre dies laut Renggli schon eher ein Problem.
Dass es beim EJCF nicht um ein rein ästhetisches Erlebnis geht, verdeutlichte am Dienstag die Location der Programmpräsentation: das Basler Rathaus. An diesem Ort würden «Regeln für ein friedliches Zusammenleben» geschaffen, befand Renggli. Und die Präsidentin des EJCF, die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter, gab der Hoffnung Ausdruck, dass durch gemeinsames Singen «ein bisschen mehr Frieden auf dieser Welt» entstehe.
So werden dieses Jahr je ein Chor aus den Konfliktländern Russland und Ukraine in Basel zusammenfinden. Diese seien Teil eines Osteuropa-Schwerpunkts, so Renggli, den man überdies mit Ensembles aus den drei baltischen Staaten sowie aus Polen pflegen wolle. Für altersmässige und stilistische Vielfalt stehen zudem Chöre aus Serbien, Österreich, Wales, England und Spanien.
Gast aus Innerer Mongolei
Als Spezialgast kommt der Jugendchor der Inneren Mongolei (China) ans EJCF. Anders als andere Ensembles aus dem asiatischen Raum ist dieser nicht etwa für Obertongesang bekannt, sondern für eine Stimmführung, die laut Kathrin Renggli klanglich eher an ein Didgeridoo erinnere.
Der Austausch zwischen den Chören sowie zwischen Sängern und Publikum wird an insgesamt 40 Chorkonzerten in zehn Gemeinden und mit einem üppigen Rahmenprogramm gepflegt. Dabei ist es üblich, dass das Publikum bei einzelnen Liedern oder ganzen Programmen mitwirkt. Dieses Jahr kann man etwa beim Offenen Singen in der Leonhardskirche Volkslieder aus den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz kennen lernen. Beim «Nordic Light» bringen ein lettischer und sieben helvetische Chöre dem Publikum eine Welt voller Nordlichter und Sagengestalten mittels Multimedia-Sinfonie näher. Im experimentellen Format «Who is the King» müssen Sänger und Zuhörer klären, wer beim Musizieren welche Bedingungen stellt.
Gemäss Renggli ist Mitmachen erwünscht, aber nicht Pflicht. Es sei in Ordnung, wenn man als Besucher einfach nur zuhören wolle. Wers gerne gemütlich mag, kann sich zudem auf dem Jugendchorschiff Rhystärn auf dem Rhein treiben lassen.
Der Vorverkauf startet am 28. März. www.ejcf.ch
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