Das Bieterrennen um Karstadt ist entschieden
Ein Jahr nach dem Insolvenzantrag scheint die Zukunft des deutschen Warenhauskonzerns Karstadt gesichert.

In einem Bieterrennen erhielt der Privatinvestor Nicolas Berggruen am Montag den Zuschlag. Rund 25'000 Karstadt-Mitarbeitern soll damit ein weiterer Personalabbau erspart bleiben. Nach fast achtstündigen Beratungen fiel die Entscheidung am Montag im elfköpfigen Gremium mit einer deutlichen Mehrheit von neun Stimmen. Nun werde umgehend ein Kaufvertrag mit den Berggruen-Gesellschaften abgeschlossen, kündigte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg an.
Berggruen kündigte an, er wolle «Karstadt wieder auf Kurs» bringen. Der 48-Jährige hatte zuvor angekündigt, im Gegensatz zu seinen Konkurrenten Highstreet und Triton bei der Sanierung von Karstadt auf weitere Einschnitte bei den rund 25'000 Beschäftigten verzichten zu wollen. Er werde Karstadt erneuern und interessanter machen, sagte er.
Einigung mit Highstreet nötig
Der neue Karstadt-Investor muss sich nun jedoch noch mit den Vermietern abschliessend über die von ihm geforderten Mietsenkungen einigen. «Wir bleiben unverändert bei den Konditionen unseres Angebots», erklärte dazu ein Sprecher des Karstadt- Vermieterkonsortiums Highstreet am Montagabend.
Die mehrheitlich zu Goldman Sachs gehörende Gesellschaft hatte zuvor mit einem eigenen Angebot am Bieter-Wettstreit teilgenommen. Dabei soll der Immobilienfonds nach Informationen aus Kreisen zusätzliche Mietsenkungen von 230 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre ins Spiel gebracht haben.
Allein für das laufende Jahr sollen sich die Mietforderungen von Highstreet an Karstadt auf rund 250 Millionen Euro belaufen. Highstreet besitzt 86 der 120 Karstadt-Warenhäuser.
Richter müssen zustimmen
Nach der Vertragsunterzeichnung mit Berggruen, die bis zum kommenden Mittwoch geplant ist, soll der Verkauf nun bis zum späten Sommer abgewickelt werden. Nach der Unterschrift des Investors muss das Essener Amtsgericht den Insolvenzplan am Donnerstag noch bestätigen. Das gilt jedoch als Formalie.
Der Insolvenzverwalter zeigte sich zuversichtlich, mit dem Zuschlag für Berggruen «einen Schritt in die richtige Richtung» getan zu haben. Bereits kurz nach Beginn der Sitzung hatte die Gewerkschaft Verdi öffentlich angekündigt, ihre Stimme für Berggruen abgeben zu wollen.
«Odachloser» Milliardär
In den USA wird der Deutsch-Amerikaner Nicolas Berggruen als Obdachloser geführt. Er verkaufte vor Jahren seine Luxuswohnungen in New York, London und Los Angeles - und lebt seither in Hotels.
Der Sohn des legendären jüdischen Kunstsammlers Heinz Berggruen (1914-2007) hat laut dem US-Magazin «Forbes» ein Vermögen von 1,8 Milliarden Dollar. Sein Unternehmen investiert weltweit in Firmenbeteiligungen und Immobilien. Als Architekten für seine Projekte beauftragt der Kunstliebhaber gern Köpfe wie Norman Foster, Richard Meier und David Chipperfield.
Wurzeln in Berlin
Zu Berlin hat der eine besondere Beziehung: Sein Vater wurde dort geboren und musste 1936 vor den Nazis fliehen. Als eine «Geste der Versöhnung» überliess Heinz Berggruen der Geburtsstadt später seine einzigartige Kunstsammlung - vor allem mit Werken von Picasso und Paul Klee - für einen symbolischen Preis.
Der Sohn will in Berlin ein Privatmuseum einrichten mit zeitgenössischer Kunst. Zuvor hatte er sich auch wirtschaftlich in der Hauptstadt engagiert. So besitzt er zahlreiche Immobilien in Berlin und Brandenburg.
SDA/jak
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