«Das Aufgebot zur Aktion erfolgte per SMS»
Nicht die Limmatstadt, sondern Basel wurde heuer von Chaoten heimgesucht. Wieder so eine «reclaim the streets»-Aktion, wie vor Wochen in Zürich?

Der Spuk dauerte 10 Minuten, aber hinterliess einen Schaden von bis zu 100'000 Franken, so der Sprecher der Basler Polizei, Klaus Mannhart, auf Anfrage von Redaktion Tamedia. Rund 120 vermummte Personen hatten am Samstagabend bei einem «Saubannerzug» durch die Stadt Basel eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Sie zogen vom Barfüsserplatz über den Rhein zum Polizeiposten Clara im Kleinbasel. Auf der ganzen Strecke wurden unzählige Liegenschaften und Trams mit Farbe versprayt, Fackeln angezündet und Knallkörper zur Detonation gebracht. Vor dem Polizeiposten schleuderten Zugsteilnehmende Farbbeutel, Stühle, Fahrräder und Steine gegen das Gebäude. Zudem wurde ein Molotow-Cocktail in den Eingangsbereich geworfen, so dass dieser sogleich in Vollbrand stand und erst durch die zugezogene Feuerwehr gelöscht werden konnte.
Die Polizei nahm danach in der Nähe rund 15 Tatverdächtige fest. Gegen die 13 Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 17 und 41 Jahren wurden Strafverfahren unter anderem wegen Landfriedensbruchs eingeleitet. Die Ermittlungen sind noch im Gange. Die fünf Jugendlichen sind inzwischen wieder freigelassen worden, wie der Basler Kriminalkommissär Markus Melzl auf Anfrage von Redaktion Tamedia sagte. Die Erwachsenen würden immer noch festgehalten, bis die Befragungen abgeschlossen sind. Sie würden im Verlaufe des Abends oder Morgen freikommen.
Das Aufgebot zu der Aktion sei per SMS erfolgt, so Melzl weiter. Die 15 Festgenommenen seien alles Schweizer und aus der Region Basel. Praktisch alle seien Schüler oder Studenten. Über den genauen Inhalt der Kurznachricht konnte der Kriminalkommissär keine Auskunft geben, da die Ermittlungen noch im Gang seien. Zwar geht er nicht von einer im Hintergrund gross geplanten Aktion aus. Dennoch hätten sich offenbar einige darauf vorbereitet. Wie anders wäre es möglich, dass so viele mit Farbe gefüllte Ballone flogen und Molotow-Cocktails geworfen wurden.
Unter dem Titel «reclaim the streets» hatten vor wenigen Wochen mehrere Hundert Randalierer in Zürich eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Ob es sich bei den Basler Vorfällen nun um eine Aktion mit ähnlichem Hintergrund handelte, konnte oder wollte Melzl nicht sagen. «Irgend so ein Aufruf», meinte er.
Autos angezündet
«In den letzten 15 Jahren hatten wir am Abend des 1. Mai keine solchen Vorfälle mehr», sagte Mannhart. Die Polizei sei überrascht worden. «Früher zogen diese Leute am 1. Mai nach Zürich», so der Polizeisprecher, wobei er jene ansprach, die am traditionellen Tag der Arbeit die Nähe zu Krawallen suchten. Gleichzeitig stellte Mannhart aber auch fest, dass es sich bei den Leuten, die nun in Basel randalierten, vermutlich in den wenigsten Fällen um Leute vom schwarzen Block handelte. Es sei eine bunt gemischte Gruppe gewesen. Vermutlich viele Mitläufer. Am Barfüsserplatz, wo das Unheil seinen Anfang nahm, hielten sich auch an normalen Samstagabenden viele Jugendliche auf. Überdies sei die Polizei zum Zeitpunkt der Randale mit den normalen Wochenendeinsätzen beschäftigt gewesen: Schlägereien, Betrunkene und sonstige Streitigkeiten. Man sei aber immer noch in der Analyse dessen, was sich am Samstag abspielte.
In Basel-Stadt musste die Feuerwehr zur Zeit des «Saubannerzugs» auch ein brennendes Auto löschen. Dieses brannte vollständig aus. Das Feuer beschädigte zudem ein Gebäude. Die Staatsanwaltschaft geht von Brandstiftung aus und schliesst einen Zusammenhang mit dem «Saubannerzug» nicht aus. Drei andere Brandstiftungen an Autos in der Nacht auf Samstag lägen hingegen zu weit zurück, als dass gleich ein Zusammenhang angenommen werden könnte, sagte der Staatsanwaltschaftssprecher. Unbekannte hatten nach 2 Uhr in verschiedenen Basler Quartieren Autos teurerer Marken angezündet.
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