
Zuerst eine wichtige Information zu meiner Funktion als BVB-Chauffeur: Ich bin im Besitz des Bus-Führerausweises und hüte ihn wie meinen Augapfel. Ich trage ihn stets bei mir und kann ihn jederzeit vorweisen. Liebe Leserinnen und Leser, Sie dürfen bei mir bedenkenlos Platz nehmen und die Fahrt durch die Stadt geniessen. Ja, das wollte ich nach der leidigen Geschichte rund um den Mann, der eineinhalb Jahre ohne Fahrausweis die grünen Busse lenkte, einfach mal sagen. Die Sache hat schliesslich hohe Wellen geworfen.
Auch ganz wichtig: Falls BVB-Mitarbeitende in einem Bus die Worte «Bitte Fahrausweise zeigen» aufsagen, dann sind immer noch die Fahrgäste gemeint – nicht der Chauffeur oder die Chauffeuse. An der «Billjeekontrolle» hat sich nichts geändert. Okay?
So, das wäre geklärt. Moment, noch etwas: Da ich als «Fahrtenschreiber» schon mehrfach von den E-Bussen geschwärmt habe, könnte der Verdacht aufkommen, dass ich einen direkten Draht in den Regierungsrat und sogar in den Bundesrat habe. Dort werden die Loblieder auf die Elektromobilität schliesslich komponiert. Dem ist nicht so. Ganz ehrlich: Die E-Busse sind einfach toll zu fahren. Kürzlich war ich auf der Linie 33 und wäre mit meinem E-Bus auf der Talfahrt von Schönenbuch nach Allschwil schier abgehoben und davongesegelt. Ich wollte schon das Mikrofon einschalten und meine Fahrgäste informieren: «Willkommen an Bord, hier spricht E-Kapitän Probst. Unser Flug nach Mallorca dauert …» Aber ich liess es bleiben und landete sicher in Allschwil. Allschwil ist ja auch schön.
Menschen wollen es mit Menschen zu tun haben.
Ärnschthaft jetzt: Als Chauffeur und Dienstleister bemühe ich mich stets darum, dass meine Fahrgäste dort ankommen, wo sie ankommen möchten. Damit gehöre ich laut neuster Arbeitsmarkterhebung zur gefragtesten Berufsgruppe unseres Landes: Dienstleistende werden am meisten gesucht. Menschen also, die beispielsweise im Laden oder in der Beiz oder wo auch immer für die Kundschaft da sind.
Wenn ich selbst Kunde bin, beantworte ich die gute alte Frage «Darfs e bitzeli mee si?» an der Theke im Quartierlädeli gerne mit Ja. Im Warenhaus freut es mich, dass die Hemdenverkäuferin mir die Kragenweite schon von weitem ansieht. Der kurze Schwatz an der Supermarktkasse darf doch auch sein, oder? Im Restaurant bestelle ich ein Dessert, weil der Kellner so nett ist. Selbst eine Kundenhotline macht mich glücklich, wenn mir ein freundlicher Mensch mit Rat und Tat zur Seite steht.
Trotz oder gerade wegen der Digitalisierung: Menschen wollen es mit Menschen zu tun haben. Dienstleistende werden also immer gefragt sein. Und wenn sie sogar noch eine Prise Humor haben – fantastisch! Humor hilft einem auch als Busfahrer. Da steigt auf dem 42er am Bahnhof eine Frau ein und sagt erzürnt: «Ihr Kollege ist mir vor der Nase abgefahren, das ist ungeheuerlich.» Ich antworte: «Das tut mir leid. Dafür dürfen Sie jetzt mit mir fahren. Und mit meinem neuen E-Bus. Wissen Sie, der Kollege vor mir hat so eine alte Rumpelkiste.» Da huscht der Dame doch tatsächlich ein Lächeln übers Gesicht.
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Gefragte Dienstleister – «Darfs e bitzeli mee si?»
Die kompetente Verkäuferin im Laden, der nette Kellner in der Beiz, die fröhliche Drämmli-Fahrerin, der lächelnde Buschauffeur: Sie sind die meistgesuchten Arbeitskräfte.