Best of Papablog: Kinder in sozialen MedienDarf man Kinder im Netz präsentieren?
Unbedingt, findet unser Papablogger. Denn die Welt ist besser mit Kindern – auch in den Medien.
Unsere Bloggerinnen und Blogger sind in den Ferien. Daher publizieren wir heute diesen Beitrag vom 19. Oktober 2022, der besonders viel zu reden gab.

«Darf ich das Antlitz meines Kindes in Internet präsentieren?» Bei dieser Frage gibt es grob zwei Meinungen:
Ja, mein Kind gehört zu meinem Leben und das wird auf Instagram ohne Zensur dokumentiert.
Um Himmelsgottswillen, Kinderbilder gehören niemals ins Internet. Jedes veröffentlichte Bild von einem Kind verletzt dessen Persönlichkeitsrechte.
Natürlich existiert ein Bereich dazwischen, in den auch ich mich einordne. Ich finde, Eltern müssen individuell beurteilen, wann und wie sie ihre Kinder im Internet zeigen. Und damit meine ich wirklich seriös beurteilen: Was spricht dagegen, ein Bild, ein Video oder andere Informationen zu veröffentlichen? Aber auch: Was spricht dafür?
Tatsächlich jedoch ist die Meinung Nummer 2 aktuell ziemlich populär. Die Meinung, dass Kinderbilder und -videos unter keinen Umständen veröffentlicht gehören. Dass es in dieser Frage kein Abwägen geben kann. Dass es auch nie im Interesse eines Kindes sein kann, Öffentlichkeit zu erhalten.
Eine kinderlose, kinderfeindliche Welt
Mein Problem mit dieser Ansicht: Konsequent fertig gedacht und umgesetzt führt das in eine dystopische Revolution. Die mediale Welt, in der wir heute zu einem guten Teil leben, wäre vollkommen kinderfrei. Keine Kinder in der Werbung – auch nicht für Kinderkleidung. Keine Filme mit Kindern – auch nicht Kinderfilme. Keine Kinder in Kindersendungen, Dokumentationen, Magazinen, Büchern.
Das hätte gesellschaftliche Konsequenzen zuungunsten aller Kinder. Sie fänden medial kaum noch Repräsentation. Keine Vorbilder, weniger Orientierung, weniger Spass. Aber auch wir Erwachsenen hätten plötzlich massiv weniger Bezug zu Kindern. Wer keine eigenen Kinder grosszieht, sähe sie nur noch auf der Strasse aus der Ferne. Unsere Wahrnehmungen und Handlungen würden sich noch mehr an der Lebensrealität und den Interessen der Erwachsenen orientieren. Kinder fänden sich nicht mehr berücksichtigt, weil sie unsichtbar sind. Die Gesellschaft wäre kinderfeindlicher als heute.
Eltern dürfen nicht, Unternehmen schon
Übertreibe ich? Sagen Sie es mir. Aber ist alles andere nicht heuchlerisch? Eine Mutter angreifen, weil sie Kinderbilder auf Instagram postet, und es gleichzeitig in Ordnung finden, dass andere Eltern ihre Kinder in Dokumentationen, Magazinen und Spielfilmen auftreten lassen? So wie der Unternehmer, der mir auf einen Papablog-Beitrag antwortete, Eltern dürften wirklich nie Kinderbilder ins Internet stellen. Dasselbe gilt wohl nicht für ihn. Sein Unternehmen erstellt Websites und ich habe mir das Kundenportfolio angeschaut. Rund die Hälfte der Startseiten zeigt Bilder von Kindern.
Selbstverständlich müssen Eltern die Interessen und Rechte ihrer Kinder berücksichtigen. Aber es ist auf Instagram, Youtube und Twitter durchaus möglich, Bilder oder Videos zu zeigen, ohne das komplette Privatleben des Kindes offenzulegen, es blosszustellen und gegen seinen Willen zu handeln.
Und man könnte Kinder auf Social-Media-Kanälen ja auch einmal positiv betrachten. Es gibt nämlich einige die sich dort erfolgreich und motiviert mit unterhaltsamen, wichtigen und beeindruckenden Inhalten an die Welt wenden. Hier eine Auswahl der Kinder – und inzwischen Jugendlichen – denen ich schon länger auf Social Media folge und deren Videos ich auch gerne mit meinen Kindern anschaue:
Vasilisa Ermakova (9)
Schon als Kleinkind war sie snowboardend im Internet zu sehen. Inzwischen zeigt sie Tricks, bei denen ich mir vom Zuschauen alle Knochen breche.
Ellen Alaverdyan (10)
Die fröhliche Bassistin musiziert zusammen mit ihrem Vater Hovak auf Youtube, seit sie etwa 7 Jahre alt war. Ihre Videos motivieren auch mein Kind, täglich sein Instrument zu üben.
Kai Shappley (11)
Kai trat schon früh öffentlich als Aktivistin auf und hat unter anderem vor dem texanischen Parlament eine Rede gegen transfeindliche Gesetze gehalten.
Nandi Bushell (12)
Eigentlich ist sie Schlagzeugerin und stand auch schon mit den Foo Fighters auf der Bühne. Aber vermutlich beherrscht Nandi Bushell jedes Instrument.
Sky Brown (14)
Ihre Eltern zeigten schon die ersten Sprünge ihrer skateboardenden Kinder auf Youtube. Sky gewann inzwischen die X-Games und eine Bronze-Medaille an den Olympischen Spielen in Tokio.
Rayssa Leal (14)
Sie sprang per Backflip über eine Treppe – mit 7 Jahren im Feenkostüm. Das Video ging viral. Inzwischen hat Rayssa diverse Skateboard-Wettbewerbe gewonnen und in Tokio eine olympische Silbermedaille geholt.
Rebekah Bruesehoff (15)
Rebekah kämpft seit Jahren als Aktivistin für die Rechte von trans-Kindern, schreibt Bücher und ist gleichzeitig einfach eine ganz normale Teenagerin, die gerne liest und mit ihren Freundinnen Feldhockey spielt.
Was halten Sie von minderjährigen Social-Media-Stars oder ganz allgemein vom Präsentieren des Nachwuchses im Internet, liebe Leserinnen und Leser? Diskutieren Sie mit.
Fehler gefunden?Jetzt melden.