«Dann wird die ETH zur Provinzuniversität»
Die Universitäten machen mobil gegen die Ecopop-Initiative. ETH-Präsident Ralph Eichler warnt gar vor dem Ende der Spitzenforschung in der Schweiz.

Es ist ein Novum in der 550-jährigen Geschichte der Schweizer Universitäten. Die Hochschulrektoren greifen zum ersten Mal aktiv in einen Abstimmungskampf ein. Sie stellen sich geschlossen gegen die Ecopop-Initiative. Darauf hat sich die Rektorenkonferenz (Crus) an einer Vorstandssitzung diese Woche geeinigt, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet.
Grund für den Paradigmenwechsel sind die drohenden Nachteile gegenüber anderen europäischen Hochschulen. Antonio Loprieno, Präsident der Crus und Rektor in Basel, sagt: «Die Schweizer Universitäten werden in die Bedeutungslosigkeit verfallen, sollte die Initiative angenommen werden.» Der potenzielle Schaden sei immens. Die Folgen der Ecopop-Initiative seien um ein Vielfaches schlimmer als jene der Masseneinwanderungsinitiative.
«Wir haben unsere Lektion gelernt», sagt Loprieno über das Ja zur SVP-Initiative am 9. Februar. Davor agierten die Rektoren betont neutral. Man wolle auch künftig keine Parteipolitik betreiben, sagt er. Doch den Schweizer Forschungsplatz würden sie in Zukunft kampfbetont verteidigen.
Jeder zweite Professor stammt aus dem Ausland
Gegenüber dem «SonntagsBlick» äussert sich Ralph Eichler, Präsident der ETH Zürich, zur Ecopop-Initiative. Ein Ja zu Ecopop wäre «verheerend», sagt Eichler. «Damit wären die bilateralen Verträge mit der EU weg.» Die ETH würde dann vom europäischen Wettbewerb ausgeschlossen. Eichler sieht seine Spitzenuniversität in Gefahr und warnt: «Zehn Jahre nach einem Ja zur Ecopop-Initiative wird es die ETH in ihrer heutigen Form nicht mehr geben. Dann wird sie zu einer Provinzuniversität.»
Es würden viel weniger Studierende, Doktorierende und Professoren aus dem Ausland an die Schweizer Hochschulen kommen, sagt auch Loprieno. Die Ecopop-Initiative will die jährliche Nettozuwanderung auf 0,2 Prozent der Bevölkerung beschränken, was 16'000 Personen im Jahr entspricht. Heute wandern jeweils über 80'000 Menschen pro Jahr ein. Besonders die Anstellung von Spitzenforschern dürfte dann zum Problem werden. Derzeit stammten über die Hälfte aller Professoren aus dem Ausland. Es sei ein Trugschluss zu glauben, dass Schweizer diese Posten problemlos füllen könnten, sagt Loprieno.
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