Ticker zur Übernahme der Credit SuisseBundesrat sistiert Boni-Auszahlung für CS-Kader Bericht enthüllt Details zu den Verhandlungen
Die Credit Suisse ist Geschichte. Die aktuellsten Entwicklungen zum Ende der Grossbank im News-Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
«Der Bundesrat unterstützt diese Lösung»: Bundespräsident Alain Berset und Finanzministerin Karin Keller-Sutter an der Pressekonferenz zur CS-Übernahme durch die UBS.
Die UBS übernimmt die CS. Sie bezahlt 3 Milliarden Franken in UBS-Aktien.
Konkret bietet die UBS den CS-Aktionären für jeweils 22,48 CS-Aktien eine UBS-Aktie. Dies entspreche 0,76 Franken je CS-Titel. Zum Vergleich: Die CS-Aktie schloss zuletzt bei 1,86 Franken.
Die SNB unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von bis zu 100 Milliarden Franken an beide Banken. Und zusätzlich mit bis zu 100 Milliarden Franken an die Credit Suisse.
Der Bund gibt eine Garantie von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten der UBS.
Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS begrüsst und genehmigt – mehr Reaktionen gibt es in dieser Übersicht.
Was die Übernahme für die 16'000 Angestellten der beiden Banken in der Schweiz heisst, konnte UBS-Präsident Colm Kelleher noch nicht sagen. Es sei noch zu früh, um zu sagen, ob es Stellenkürzungen geben wird.
Die Kundinnen und Kunden der CS haben weiterhin Zugriff auf ihre Konten und Depots, erklärte Finma-Präsidentin Marlene Amstad. Die drängendsten Fragen aus Kundensicht beantworten wir in diesem Artikel.
National- und Ständerat werden am 12. April eine ausserordentliche Session zur CS-Krise abhalten.
Der Bund sistiert die Boni-Auszahlung an Kader der Grossbank Credit Suisse. Das betrifft bereits zugesicherte, aber aufgeschobene Vergütungen für die Geschäftsjahre bis 2022, zum Beispiel in Form von Aktienansprüchen. Der Bundesrat verweist dabei auf das Bankengesetz.
Der Bundesrat hatte bereits am Sonntagabend mitgeteilt, dass der Credit Suisse in der Übernahmephase durch die UBS die Auszahlung von Dividenden nicht erlaubt seien. Zudem gehe man die Boni der Banken an.
Am Dienstag teilte der Bundesrat nun mit, dass das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) mittels Verfügung an die Credit Suisse gewisse variable Vergütungen an deren Mitarbeitende vorläufig sistiert habe. Grundlage dafür ist Artikel 10a des Bankengesetzes, wonach die Auszahlung variabler Vergütungen ganz oder teilweise verboten werden kann, wenn einer systemrelevanten Bank direkt oder indirekt staatliche Beihilfe aus Bundesmitteln gewährt wird.
Weitere Massnahmen in Prüfung
Vorläufig sistiert sind gemäss Mitteilung des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF) aufgeschobene variable Vergütungen, also variable Lohnbestandteile, die zugesichert, aber erst künftig ausbezahlt werden – zum Beispiel Aktienansprüche. Ausgenommen sind demnach lediglich aufgeschobene Zahlungen, die sich bereits in Auszahlung befinden.
Die Geschäftsleitung der Credit Suisse verzichtete selber auf variable Vergütungen für das Geschäftsjahr 2022. Deshalb lässt der Bundesrat «aus Gründen der Rechtssicherheit» davon ab, bereits zugesicherte und sofort ausbezahlte variable Vergütungen an CS-Mitarbeitende für das Geschäftsjahr 2022 rückwirkend zu verbieten. Es gelte auch zu verhindern, dass Mitarbeitende getroffen werden, die die Krise nicht selbst verursacht haben.
Weitere Boni-Massnahmen will der Bundesrat prüfen lassen. Das EFD soll Massnahmen zur variablen Vergütung für die Geschäftsjahre bis 2022 und folgende vorschlagen, wie es in der Mitteilung heisst.
Milliarden-Boni trotz Milliarden-Verlusten
Die Credit Suisse hatte ihren Mitarbeitenden gemäss Medienberichten von vergangener Woche zugesichert, dass versprochene Boni und Lohnerhöhungen weiterhin gezahlt würden. Es werde keine Änderungen an den Gehaltsregelungen geben, und die Boni würden wie geplant am 24. März ausgezahlt werden, hiess es laut der Nachrichtenagentur Bloomberg in einem internen Schreiben an die Belegschaft. In vielen Ländern seien die Boni bereits ausbezahlt worden, für die übrigen Länder erwarte die Bank keine Änderungen.
Gemäss geltendem Schweizer Recht darf die Darlehensnehmerin und die direkt oder indirekt mit ihr verbundenen Konzerngesellschaften jedoch keine Handlungen vornehmen, die die Rückzahlung der Liquiditätshilfe-Darlehen mit Ausfallgarantie und die vollständige Begleichung der Zinsen und Prämien verzögern oder gefährden können. Unter solchen Handlungen kann auch die Auszahlung von variablen Vergütungen, die den Massnahmen des Bundesrates entgegenstehen, subsumiert werden.
In der bisher detailliertesten Rekonstruktion der vergangenen Tage zeichnet die «Financial Times» nach, wie Bundesrat, Nationalbank und Finma die UBS zwangen, die CS zu übernehmen. Laut dem Bericht hatten die Schweizer Behörden der CS-Spitze bereits am vergangenen Mittwoch mitgeteilt, dass die Bank bis am Sonntagabend mit der UBS fusionieren müsse – und es keine Alternative gebe. UBS-Präsident Colm Kelleher sei dann am Donnerstagnachmittag gebeten worden, die CS vor dem Bankrott zu retten.
In den Verhandlungen gaben sich die Banken Spitznamen. Bei der UBS hiess die CS «Cedar» («Zeder»), sich selbst nannte sie «Ulmus» («Ulme»). Die CS-Chefs gaben ihrer Bank den Namen «Como», die UBS war Geneva («Genf»). Laut der «FT» gab es während der Verhandlungen kaum direkten Kontakt zwischen den beiden Banken. Dieser Umstand sorgte auf CS-Seite offenbar zunehmend für Wut, weil die Bankspitze über den Preis und die Bedingungen der Übernahme bewusst im Dunkeln gelassen wurde.
Als Schlüsselfigur wird im Artikel die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter genannt. Sie sei unter extremem Druck der globalen Aufsichtsbehörden gestanden, die entschiedene Massnahmen forderten, um die Panik an den Märkten einzudämmen. Vor allem die Amerikaner und die Franzosen hätten laut einem UBS-Berater «die Scheisse aus den Schweizern getreten». Wie Keller-Sutter selbst sagte, hatte sie sich während des Wochenendes mehrmals mit US-Finanzministerin Janet Yellen ausgetauscht.

Der CS-Präsident schreibt einen Brief
Die Verhandlungen mit den beiden Banken seien zu Beginn freundlich verlaufen, danach seien Bundesrat, SNB und Finma bestimmter aufgetreten und hätten versucht, den Deal gegen den Willen der CS zu forcieren. Zu Problemen in der Kommunikation führte angeblich das schlecht funktionierende Mail-System der UBS, das Nachrichten nur verzögert zustellte. So griffen die Unterhändler vermehrt zum Telefonhörer – und CS-Präsident Axel Lehmann entschied sich laut der Darstellung der «FT» sogar frustriert zu einer altmodischen Massnahme.
Wegen der mangelnden Kommunikation der UBS beschloss Lehmann am Samstag, UBS-Präsident Colm Kelleher und den Schweizer Behörden einen Brief zu schreiben. Er enthielt eine Reihe von Gründen, warum die geplante Notfusion nicht akzeptabel sei und die arabischen Hauptaktionäre der Bank ihr «extremes Unbehagen» über die Undurchsichtigkeit des Deals zum Ausdruck gebracht hätten.
Nach dem ersten 1-Milliarden-Dollar-Angebot der UBS sollen dann die Schweizer Behörden am Sonntag den Druck gegenüber beiden Banken erhöht haben und der CS-Spitze gar mit der Absetzung gedroht haben. Die UBS wurde dazu angehalten, den Kaufpreis zu erhöhen. Sie stimmte widerwillig zu und bot 3 Milliarden, handelte sich im Gegenzug aber mehr Unterstützung vom Staat aus. Die finalen Bedingungen seien für die UBS noch so günstig gewesen, «dass wir das Angebot nicht ablehnen konnten», sagte ein Mitglied des UBS-Verhandlungsteams zur FT.
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Für das Personal der Credit Suisse (CS) und der UBS braucht es nach Ansicht des Schweizerischen Bankenpersonalverbands (SBPV) jetzt einen Rettungsschirm. Eine Task Force soll diesen so rasch wie möglich aufspannen.
Wie der SBPV am Dienstag in Bern vor den Medien bekanntgab, gibt es zu dieser bereits am Sonntag erhobenen Forderung positive Rückmeldungen. Noch vor Ende Monat möchte der SBPV in dieser Arbeitsgruppe mit der Arbeit beginnen. Auch die UBS solle mitmachen.
Der Rettungsschirm soll dazu führen, dass bis Ende Jahr keine Kündigungen ausgesprochen werden. Nicht verhinderbare Kündigungen seien anschliessend im Rahmen der Sozialplans abzuwickeln. Einen besonderen und verstärkten Kündigungsschutz brauche es für Angestellte ab 55 Jahren, für welche die Stellensuche besonders schwierig sei.
Positive Vorgaben aus den USA und aus Asien sowie die Entspannung im Bankensektor nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sorgen an der Schweizer Börse im frühen Geschäft für steigende Kurse.
Den stärksten Anstieg verbuchen die Aktien der UBS (+3,0% auf 17,85 Fr.), die Anteile der CS fallen dagegen um 2,1 Prozent auf 0,8062 Franken. Die angeschlagene Credit Suisse wird von ihrer Konkurrentin UBS für insgesamt drei Milliarden Franken übernommen. Dabei erhalten die CS-Aktionäre je 22,48 eigene Aktien einen Titel der UBS. Damit sind die Aktien der CS trotz Kursrückgang noch immer höher bewertet als der theoretische Wert.
Die Rettung der Credit Suisse durch die UBS wird voraussichtlich zum Abbau von Zehntausenden von Stellen führen. Die während den CS-Rettungsverhandlungen stets gut informierte «Financial Times» berichtet gestützt auf UBS-Quellen davon, dass bis zu einem Drittel der momentan rund 120'000 Stellen (UBS und CS kombiniert), wegfallen könnten. Den grössten Abbau werde es im Schweizer Inlandgeschäft und unter den 17'000 Mitarbeitenden der CS-Investmentbank geben.
Ein andere Rechnung macht die Finanznewssite tippinpoint.ch Laut ihr rechnet die UBS mit Kosteneinsparungen von 3 Milliarden Franken, 2,5 davon würden das Personal betreffen. Da intern mit 250'000 Franken Kosten pro Arbeitsplatz gerechnet werde, gehe die UBS demnach davon aus, dass 10'000 Stellen durch die Fusion weggespart werden könnten. Dies zusätzlich zu den 9'000 Jobs deren Abbau die CS bereits vor der Notfusion angekündet hat.
Personalvermittler auf der ganzen Welt haben offenbar eine beispiellose Flut von Anrufen von Bankern der Credit Suisse erhalten, die wegen der geplanten Notfusion mit der UBS nach neuen Stellen suchen. Das berichtet Bloomberg gestützt auf Aussagen von Headhuntern aus den wichtigsten Finanzzentren. So soll eine Firma in Singapur allein am Montag Anfragen von 30 Credit-Suisse-Bankern erhalten haben. Ein Personalvermittler aus Hongkong will seit letzter Woche mit mehr als 20 leitenden CS-Investmentbankern auf Jobsuche gesprochen haben. Ein Headhunter in London – wo die Credit Suisse laut ihrer Website rund 5'500 Mitarbeiter beschäftigt – sagte, er habe das ganze Wochenende über Anrufe entgegengenommen. Besonders CS-Mitarbeitende der Aktienabteilung seien besorgt, weil dort Überschneidungen mit dem bestehenden Geschäft der UBS gross seien.
Unruhe herrscht auch in New York. Dort haben offenbar Hunderte CS-Mitarbeitende darauf gehofft, zum Investmentbanking-Spin-off Credit Suisse First Boston wechseln zu können. Diese Pläne dürften nun obsolet sein.
Wie viele CS-Mitarbeitende weltweit Opfer des Zusammenschlusses mit der UBS werden, ist noch nicht bekannt. Allerdings hatte die CS bereits vergangenen Oktober weltweit einen Abbau von rund 9000 Stellen von damals rund 52'000 Stellen angekündigt. Nun dürfte es zu deutlich mehr Entlassungen kommen. In der Schweiz beschäftigen CS und UBS jeweils mehr als 16'000 Mitarbeitende.
Zum Thema: «Ich habe Angst um meinen Job» – So geht es den CS--Angestellten in Zürich
Der ehemalige Credit-Suisse- und UBS-Chef Oswald Grübel hätte eine vorübergehende Verstaatlichung der Credit Suisse für die bessere Option gehalten. In einem Interview mit dem «Spiegel» nannte er die Fusion mit der UBS keine gute Entscheidung. «Die Schweizer Nationalbank (SNB) hätte die Credit Suisse kaufen sollen. Sie kauft als Zentralbank sowieso Unternehmensaktien, allein in den USA für mehr als hundert Milliarden. Manager von aussen hätten die Credit Suisse reorganisieren und der Staat sie später mit Gewinn zurück an die Börsen bringen können. Das wäre keine grosse Sache gewesen.» Laut Grübel wäre es für die exportabhängige Schweizer Wirtschaft besser gewesen, zwei Grossbanken zu haben. «Unternehmer wollen nicht von einer einigen Bank abhängen, das ist ungesund.» Für die UBS werde es nun nicht einfach die CS zu integrieren.
Als «entscheidenden Kommunikationsfehler» der CS-Spitze sieht Grübel die Verschiebung der Veröffentlichung des Geschäftsberichts, weil die US-Börsenaufsicht SEC plötzlich Nachfragen hatte. «Es kann nicht sein, dass ein Regulator zwei Tage vor der Präsentation des Geschäftsberichts Einspruch einlegt. Was haben die denn die ganze Zeit vorher gemacht», frag sich Grübel. Als CS-CEO hätte er den Geschäftsbericht trotzdem veröffentlicht, um das ohnehin nervöse Umfeld nicht noch mehr zu verunsichern und die SEC-Nachfragen «auf einen Beipackzettel geschrieben».
Grübel spricht von Willkür
Auch auf die umstrittenen Konditionen bei der CS-Rettung geht Grübel im Interview mit dem «Spiegel» ein. Während die Aktionäre zumindest einige UBS-Aktien bekommen, gehen die Besitzer sogenannter AT1-Anleihen leer aus. Grübel spricht von «Willkür» und sagt: «Das, was jetzt passiert ist, zeigt, dass der Staat durch Gesetz die Situation verändern kann. Der gesamte Markt in AT1 Anleihen ist am Montag zusammengebrochen. Das heisse, die Anlageklasse, die Banken sicherer machen solle, sei faktisch tot.

Moody›s hat den Ausblick für die Ratings der Grossbank UBS auf ‹negativ› von ‹stabil' gesenkt. Das betrifft das ungesicherte Schuldenrating der UBS Group AG mit «A3» und alle Ratings der UBS AG. Trotz der möglichen Vorteile durch die Akquisition der Konkurrentin Credit Suisse bringe die Transaktion erhebliche finanzielle, kulturelle und franchisebezogene Integrationsprobleme mit sich, teilte die Ratingagentur in der Nacht auf Dienstag mit.
Die Übernahme habe aber «zu gegebener Zeit» das Potenzial, die Stellung der UBS in diversen Bereichen erheblich zu verbessern, stellt Moody’s weiter fest. Und das solide Liquiditätsprofile der Bank und die bei Bedarf durch die Schweizer Behörden zur Verfügung gestellten Fazilitäten böten einen guten Gläubigerschutz.
Auch Standard & Poor's nahm den Ausblick für UBS auf »negativ« von »stabil« zurück und begründete dies mit den Ausführungsrisiken der Übernahme.
Laut dem «Wall Street Journal» habe noch am Sonntag vor der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS eine Gruppe um die Saudi National Bank versucht, die CS vor dem finanziellen Kollaps zu retten. Gemäss dem Artikel habe die Gruppe aus Saudiarabien den Vorschlag gemacht, ungefähr 5 Milliarden US-Dollar einzuschiessen. Der Plan sei es zudem gewesen, die Aktionäre der CS vollends zu schützen.
Der Bundesrat habe jedoch die Offerte sofort abgelehnt, wie der Insider dem US-Medium mitteilte. Die saudiarabische Gruppe wollte die gleichen staatlichen Garantien wie für die UBS, wurden aber von der Schweizer Regierung nicht erhört. Allerdings erklärte der Präsident der Saudi National Bank am vergangenen Mittwoch, man werde nicht noch mehr Geld in die Credit Suisse einschiessen. (red)
An einem Tag, an dem der Schweizer Finanzplatz die Titelseiten aller Zeitungen beherrschte, hat die Schweizer Börse den Handel positiv beendet. Der Leitindex SMI gewann 0,3 Prozent auf 10'643,64 Punkte, der breiter gefasste SPI-Index 0,4 Prozent auf 13'953,41 Punkte.
Auch die anderen wichtigen europäischen Indizes wie DAX (+1,1%), CAC 40 (+1,3%) oder FTSE (+0,9%) schlossen nach anfänglichen Schwierigkeiten im positiven Bereich. Der Plan von Bund, SNB und Finma, die Märkte mit der «erzwungenen» Übernahme der schlingernden Credit Suisse durch die UBS zu beruhigen, scheint damit – zumindest für den Moment – aufzugehen.
An der Börse waren natürlich alle Augen auf die Credit Suisse gerichtet. Nach einem Kurseinbruch von 62 Prozent bei der Eröffnung schloss die Aktie mit einem Minus von knapp 56 Prozent bei 0,82 Franken. Das ist immer noch mehr als die 76 Rappen, die die Nummer eins der Schweizer Banken, die UBS, für die Übernahme ihrer historischen Rivalin für 3 Milliarden Franken geboten hatte.
Auch die UBS-Aktie erlitt zunächst einen herben Rückschlag und fiel im frühen Handel um fast 9 Prozent. Im Laufe des Tages kam es jedoch zu einer Erholung, die durch die positive Eröffnung der Wall Street bestätigt wurde, die für die UBS mit plus 1,3 Prozent bei 17,32 Franken endete.
Die Börsianer gewannen der grössten Bankenfusion seit der Finanzkrise 2008 mit etwa mehr zeitlichem Abstand offenbar denn auch viel Positives ab: «Während sich durch die Transaktion das Risikoprofil für die UBS erhöht, dürften die potenziellen Vorteile überwiegen», hiess es etwa in einem Kommentar der ZKB. Entscheidend sei nun, dass das Vertrauen wieder hergestellt werde.
Noch stärkere Gewinne verzeichneten jedoch andere Finanztitel, allen voran Julius Bär (+8,2%). Sie profitieren laut Händlern von der jüngsten Entwicklung, wonach viele Anleger, die ihr Geld aus Diversifikations- und Sicherheitsüberlegungen bei beiden Grossbanken angelegt haben, nun zu anderen Banken wechseln könnten. Das Kursplus von 4,7 Prozent bei Swissquote wurde gleich begründet.
Nur kurze Flucht in Gold
Die anhaltende Verunsicherung an den Finanzmärkten trieb auch den Goldpreis erstmals seit längerem über die Marke von 2000 US-Dollar. An der Londoner Rohstoffbörse stieg der Preis für eine Feinunze am Vormittag bis auf 2009 Dollar – am Ende des Handels waren es noch 1962 Dollar. Gold gilt unter Anlegern als klassischer sicherer Hafen, der in unruhigen Zeiten angelaufen wird.
Die Notübernahme der Credit Suisse sorgte auch im Devisenhandel nur vorübergehend für Verunsicherung. Zum Wochenauftakt kletterte der Euro auf 0,9932 Franken und setzte sich deutlich über der Marke von 99 Rappen fest. Der US-Dollar ging nur wenig verändert aus dem Handel bei 0,9258 Franken, zwischenzeitlich war das Währungspaar jedoch auf ein Tageshoch von 0,9314 gesprungen.
Notenbanken rücken in den Fokus
Mit zunehmender Beruhigung der Märkte richtet sich der Blick der Anleger nun wieder verstärkt auf das die amerikanische Notenbank, welche am Mittwoch bekanntgibt, ob es in Sachen Zinspolitik wie gehabt weiterfährt oder ob es den angeschlagenen Märkten und insbesondere den gebeutelten Banken eine Verschnaufpause gönnt.
Nicht wenige Experten denken, dass das Fed den Fuss etwas von Gaspedal nehmen könnte – oder gar eine kleine Pause im Erhöhungszyklus einlegt.
Einen Tag später hat dann SNB-Präsident Thomas Jordan seinen zweiten grossen Auftritt diese Woche. Dann nämlich, wenn die Nationalbank ihren Zinsentscheid veröffentlicht. Hier ist die Ausgangslage etwas anders: Experten rechnen auf breiter Front mit einer Erhöhung um 50 Basispunkte.
Die Übernahme der Krisenbank Credit Suisse durch die UBS hat Bundespräsident Alain Berset zur Absage seiner Reise nach Kolumbien gezwungen. Die Abreise zu dem mehrtägigen Besuch hätte am Montag erfolgen sollen und war seit langem geplant.
Als Folge der in den letzten Tagen gefallenen Entscheidungen des Bundesrats gebe es Änderungen in der Agenda Bersets, welche sich auf die ganze Woche auswirken würden, teilte das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.

Die Schweiz begleitet in Kolumbien den Friedensprozess zwischen der Regierung und der linken Guerilla der Nationalen Befreiungsarmee (ELN). Eine weitere Runde der Friedensgespräche zwischen der Guerilla und der neuen linksgerichteten Regierung ist nach einem Abbruch durch die konservative Vorgängerregierung für April in Kuba geplant.
National- und Ständerat werden im April eine ausserordentliche Session zur CS-Krise abhalten. Das verlangt die SP, wie sie am Montagnachmittag in einer Medienmitteilung mitteilt. Auch die FDP-Spitze erklärte an einer kurzfristig anberaumten Medienkonferenz ihre Unterstützung für die Abhaltung einer ausserordentlichen Session. Obwohl SP und FDP gemeinsam keine Mehrheit im Parlament haben, genügt schon die Zustimmung dieser beiden Parteien, um die Session einzuberufen. Laut Auskunft der Parlamentsdienste wird die Krisen-Session ab dem 12. April stattfinden.
Die Einberufung des Parlaments stützt sich auf den wenig bekannten Paragraphen 28 im Finanzhaushaltsgesetz. Dieser hält fest, dass ein Viertel der Mitglieder eines Rates eine solche Spezialsession verlangen kann, wenn die Finanzdelegation beider Räte (Findel) einen dringlichen Kredit von mehr als 500 Millionen Franken gesprochen hat. Solche Notkredite müssen vom Parlament so oder so nachträglich abgesegnet werden - auf Wunsch im Rahmen einer Sondersession. Im Fall CS hat die Findel am Sonntag sogar Notkredite von total 109 Milliarden Franken genehmigt.
Krisen-Sessionen sind extrem selten
Normalerweise tritt das eidgenössische Parlament viermal pro Jahr zu einer dreiwöchtigen Session plus manchmal zu einer Sondersession im Mai zusammen. Dass das Parlament darüber hinaus für ausserordentliche Sessionen nach Bern gerufen wird, kommt extrem selten vor. Der einzige Fall in den letzten Jahrzehnten war die ausserordentliche Session zur Corona-Pandemie, die vom 4. bis 6. Mai 2020 in den Messehallen der Bern-Expo stattfand.
In der nun geplanten Spezial-Session zur CS-Krise wird das Parlament einerseits die Sonderkredite von 109 Milliarden Franken beraten müssen, mit welchen der Bundesrat die Übernahme der CS durch die UBS absichert.
Zudem dürften parlamentarische Vorstösse traktandiert werden, welche verschiedene Parteien bereits zur CS-Krise angekündigt haben. Ein halbes Jahr vor den eidgenössischen Wahlen dürfte die Spezial-Session allen Parteien auch zur Profilierung dienen. Ob im April bereits ein Entscheid über die mögliche Einsetzung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) fallen wird, ist derzeit noch offen. (hä/br)
Nachdem sich die die Finanzwelt am Morgen bezüglich Übernahme der kriselnden CS durch die grössere Konkurrentin UBS noch skeptisch gezeigt hatten, scheinen sich nun die positiven Stimmen durchzusetzen. Die Aktien der UBS drehten ins Plus und sind inzwischen deutlich gefragt.
Kurz nach 14.00 Uhr notieren die Aktien der UBS 2,1 Prozent im Plus bei 17,46 Franken. Im frühen Handel waren sie noch auf ein neues Jahrestief von 14,38 abgesackt. Die CS-Titel notieren derweil 57,3 Prozent im Minus auf 0,79 Franken und damit etwas über dem angekündigten Kaufpreis.
Gemäss der am Wochenende ausgehandelten Lösung der CS-Krise soll die UBS für die massiv geschwächte Konkurrentin rund 3 Milliarden Franken in eigenen Aktien bezahlen. Konkret erhalten die CS-Aktionäre eine UBS-Aktie für 22,48 CS-Aktien. Das entspricht zum UBS-Schlusskurs vom Freitag (17,11 Fr.) rund 76 Rappen je CS-Titel.
Auf ersten Blick günstig
Am Aktienmarkt geben sich viele Börsianer erleichtert über die angekündigte Übernahme. «Der Fusionskrimi hat ein Happy End», kommentierte ein Marktteilnehmer. Die grosse Volatilität am Markt lässt jedoch erahnen, wie stark die Unsicherheit nach wie vor ist.
Das Happy End habe nur erreicht werden, weil «in der direktdemokratischen Schweiz kurzerhand Gesetze geändert werden, um das Mitspracherecht der Aktionäre zu umgehen und diese vor vollendete Tatsachen zu stellen», so ein Kommentar.
Zudem wundert man sich am Markt, «wer der nächste Wackelkandidat» sein könnte. Kritisiert wird auch die Tatsache, dass bei der Fusion ein regelrechter Bankengigant entsteht, «der besser nicht ins Wanken gerät», wie es ein Börsianer formuliert.
Mittelfristig allerdings werde die Transaktion für die UBS wertgenerierend sein, glauben viele. Der Analyst der ZKB etwa schreibt: «Während sich durch die Transaktion das Risikoprofil für UBS erhöht, dürften die potenziellen Vorteile überwiegen.» Entscheidend sei, dass das Vertrauen wiederhergestellt werde. «Hier führt unsere erste Analyse zu dem Schluss, dass dies gelingen sollte.»
Der französische Versicherungskonzern Axa hat betont, dass die Übernahme der Credit Suisse in der Schweiz kaum Auswirkungen auf seine Finanzen habe. Axa besitze keine AT1-Bonds der Credit Suisse und auch keine Anteile an der Schweizer Bank, teilte der Konzern am Montag in Paris mit.
Bei den AT1-Bonds (Additional Tier 1) handelt es sich um nachrangige Anleihen. Die Schweizer Finanzaufsicht Finma hatte als Teil der Übernahme der Credit Suisse angeordnet, dass diese Anleihen komplett abgeschrieben werden müssen.
Die Anlegerinnen und Anleger gehen also leer aus. Abgeschrieben werden müssen Anleihen im Wert von 16 Milliarden Schweizer Franken (16,2 Milliarden Euro).
Die Stiftung für Konsumentenschutz fordert einen zwingenden Boni-Verzicht. Mit dem Zusammenschluss der beiden Grossbanken entstünden nämlich noch grössere Risiken für die Schweiz bei einer künftigen Krise.
Sämtliche Boni für das CS-Management sollten gestrichen werden, heisst es in einer Medienmitteilung vom Montag. Es gehe nicht an, dass eine systemrelevante Bank in den Abgrund gewirtschaftet werde, diese vom Staat gestützt werden müsse und gleichzeitig noch Boni ausbezahlt würden.
Die Aktien der UBS, die heute Morgen in ein zwischenzeitliches Jahrestief von fast 16 Prozent abgesackt waren, haben am Mittag über die Hälfte der anfänglichen Kursverluste wieder wettgemacht. Das Minus beträgt noch 4,18 Prozent. CS-Aktien stiegen nach einem Tagestief von 63 bis auf 78 Rappen.
Die CS-Übernahme durch die UBS wird an den Aktienmärkten mit viel Skepsis aufgenommen. Zwar dürfte die Lösung einem CS-Zusammenbruch vorzuziehen sein, heisst es in den Kommentaren von Analysten. Ob die Lösung auch für die UBS positiv sein wird, dürfte sich erst längerfristig zeigen.
Die Übernahme der Konkurrentin sei ja nicht von der UBS ausgegangen, sondern den beiden Instituten von der Politik auferlegt wurde, vermerken die Beobachter. Wahrscheinlich habe es sich bei dem Vorgehen auch nicht um den von der UBS-Führung präferierten Weg gehandelt, kommentierten etwa die Analysten der kanadischen RBC.
Auf Papier günstig
Auf dem Papier sieht die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank günstig aus: Sie zahle 3 Milliarden Franken für ein Geschäft, das vor wenigen Wochen noch ein mehrfaches dessen Wert gewesen sei, kommentiert etwa Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Zudem habe die UBS umfangreiche Absicherungen gegen Verluste erhalten. Gleichzeitig werde die Übernahme das UBS-Geschäft substanziell verändern, räumt er ein.
Potenzielle Vorteile sieht die ZKB: Vom ersten Tag an steige der Buchwert pro UBS-Aktie deutlich an. Zwar verschlechtere sich durch die Transaktion auch das Risikoprofil für die UBS, räumt Analyst Michael Klien ein. Die potenziellen Vorteile würden die Nachteile dabei aber überwiegen. Entscheidend werde sein, dass das Vertrauen wiederhergestellt wird: «Hier führt unsere erste Analyse zu dem Schluss, dass dies gelingen sollte.»
Offene Frage
Andere Experten betonten die noch zahlreichen offen gebliebenen Fragen zu den Folgen für die UBS. Insgesamt sei der Einfluss auf die Gewinnzahlen trotz angekündigter hoher Kosteinsparungen schwierig einzuschätzen, so die Analysten von des US-Investmenthauses Jefferies. Die UBS übernehme ja eine Bank, die derzeit grosse Verluste schreibe. Dazu komme die Ausgabe neuer UBS-Aktien für den CS-Kauf.
Die Übernahme könnte längerfristig zwar durchaus ein sehr interessantes Geschäft sein. Bis sich der «Lärm gelegt» habe, gebe es aber massive Unsicherheiten bezüglich der künftigen Erträge, heisst es bei der US-Investmentbank KBW. Wegen der CS-Akquisition musste die UBS zudem ihre bei den Investoren gut angekommenen Aktienrückkaufprogramme auf Eis legen. Wegen der vielen Unsicherheiten etwa um den Kapitalbedarf oder Prozessrisiken stufen die KBW-Analysten die UBS-Titel auf «Underperform» herunter.
«Shotgun Wedding»
Die Erfahrung mit solchen «Shotgun Weddings», also erzwungenen Hochzeiten, sei darüber hinaus eher durchzogen, heisst es bei den Experten von Capital Economics. So gebe es zwar positive Beispiele, wie die Barings-Übernahme durch ING. Während der letzten Finanzkrise habe es aber auch Beispiele von Zwangsübernahmen gegeben, wo die Umsetzung mit massiven Problemen einherging oder die Käuferin gar selbst in Schwierigkeiten gebracht habe.
Für die Jefferies-Analysten sind es dennoch «positive Neuigkeiten», dass die Übernahme zustande gekommen ist. Andere Alternativen wie die Verstaatlichung der CS oder ein Konkurs der Grossbank hätten die Risiken im Bankensektor sicherlich noch vergrössert. Störend sei aber etwa, dass die UBS-Aktionäre nicht zur Übernahme befragt werden.
Der Deal habe allerdings immerhin einen Zusammenbruch der Credit Suisse vermeiden können, betonen die Vontobel-Experten: Ein solches Szenario hätte sicherlich massive Konsequenzen für die Schweizer Wirtschaft, den Schweizer Finanzplatz und auch für die UBS selbst gehabt. die Probleme des globalen Bankensektors seien aber noch lange nicht vorbei.
Die Grünen wollen nach dem Zusammenschluss der UBS mit der CS und den vom Bundesrat gesprochenen Garantien zusammen mit der SP eine Sondersession einberufen. Das gab Fraktionschefin Aline Trede (BE) am Montag an einer Online-Medienkonferenz bekannt.
Zusammen mit den SP-Vertreterinnen und -Vertretern hätten die Grünen im Nationalrat genügend Stimmen, um das Quorum für die Einberufung einer Sondersession zu erreichen. Würden die Unterschriften eingereicht, entscheide das Nationalratsbüro über das Datum der Zusammenkunft der beiden Räte.
Die Grünen unterstützen laut Trede auch die schon am Sonntag laut gewordene Forderung der SP nach einer parlamentarischen Untersuchungskommission (Puk). Eine solche Untersuchung biete die Möglichkeit für eine richtig gute Analyse.
Im Sog der Schockwellen schwingt sich die Kryptowährung Bitcoin auf den höchsten Stand seit Monaten hoch. Angesichts der Rettung der CS auf den letzten Drücker herrscht weiterhin Ausverkaufsstimmung an den Aktienmärkten. Rege gekauft werden derweil als sicher geltende Werte wie Gold. Der Preis des Edelmetalls stieg am Montagmorgen über die Marke von 2000 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit rund neun Monaten.
Ebenfalls im Steigflug befindet sich der Kurs des Bitcoin. Die Kryptowährung legte in den letzten 24 Stunden nochmals um 5 Prozent zu und notiert aktuell bei 28'400 Dollar. Das Plus der letzten sieben Tage beträgt 29 Prozent und seit Jahresbeginn sind es rund 67 Prozent.
Laut der Analystin Ipek Ozkardeskaya der Online-Bank Swissquote zeige diese Kursentwicklung auf, dass Bitcoin als Absicherung gegen den globalen Bankenstress dienen könnte.
Vielen Leuten werde gerade bewusst, dass eine Bankeinlage ein «ungesicherter Kredit ist, der an eine Gegenpartei gebunden ist», sagt Pascal Hügli, Bitcoin-Experte und Dozent über Blockchain und Kryptoassets an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Hügli ist überzeugt, dass die aktuellen Ereignisse «ein Bitcoin-Investment mittel- bis langfristig immer stärker legitimieren.»
SDA/AFP/red
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