Coop vertraut auf Vegi-Kraft
Die Detailhändlerin stellt ihren ersten Laden ganz ohne Fleischprodukte vor.

Vegetarische und vegane Produkte werden bei der Bevölkerung immer beliebter. Längst haben sich die grossen Detailhändler wie Migros und Coop dieses Trends angenommen und in den vergangenen Jahren ihr Angebot massiv ausgebaut. Das Geschäft mit Soya- Schnitzeln, Nudeln aus Bohnen, Hanf- Tomaten-Aufstrich und Make-up ohne tierische Inhaltsstoffe läuft so gut, dass Coop sich entschied, eigens für die Vegetarier-Linien einen Laden zu kreieren – mit dem bereits seit vier Jahren für die vegetarische Eigenmarke verwendeten Namen Karma.
Von einem Ladenkonzept, das es in der Schweiz so bisher noch nicht gegeben habe, sprachen die Basler Detailhändler im Vorfeld. Das Geheimnis lüftete Coop-Chef Joos Sutter gestern persönlich, als er den Vorhang vor der ersten exklusiven Verkaufsfläche für Waren zog, die frei von tierischen Inhaltsstoffen oder zumindest fleischfrei sind. Es sei der riesige Verkaufserfolg der Karma-Produkte gewesen und die ideale Ladenverfügbarkeit am Standort Zug, der zur Umsetzung des neuen Ladenkonzeptes führte, sagte Sutter.
Der neue Shop bietet ein Vollsortiment zusammengesetzt aus Eigen- und Fremdmarken: Produkte für den sofortigen Konsum wie auch für den täglichen Bedarf, von Gemüse über Grundnahrungsmittel, Getränke bis zu Fertigmenüs. Neu für Coop ist eine Abfüllanlage für Getreide und Nüsse. Die Kunden können die für sie passende Menge selber abfüllen – auch in mitgebrachte Behälter. Nachhaltigkeit sei eng mit Karma verbunden, so Sutter.
Jung, weiblich und städtisch
Der Karma-Shop richtet sich neben Vegetariern und Veganern vor allem an die Flexitarier, also Menschen, die an gewissen Tagen bewusst auf Fleisch oder tierische Produkte verzichten. «Wir gehen davon aus, dass 40 Prozent der Schweizer zu dieser Gruppe gezählt werden können», erklärte Sutter.
Deutlich tiefer sind die Zahlen einer aktuellen Studie von Swissveg, der Interessenvertretung vegetarisch und vegan lebender Menschen in der Schweiz. Demzufolge ernähren sich elf Prozent der Schweizer vegetarisch, drei Prozent vegan und 17 Prozent achten bewusst auf eine fleischarme Ernährung.
Das Laden-Design von Karma soll gemäss einem Coop-Sprecher vor allem Frauen ansprechen. Der typische Kunde für vegetarische Produkte ist denn laut Studien auch jung, weiblich, alleine oder zu zweit in städtischem Gebiet lebend, gut gebildet und vorwiegend in der Deutschschweiz wohnend – und natürlich zahlungskräftig. Diese Kunden bescheren den Schweizer Detailhändlern dreistellige Millionen-Umsätze.
Insgesamt führte Coop Ende 2016 gemäss Geschäftsbericht 560 Produkte mit dem offiziellen Vegi-Label. Konkurrentin Migros baute ihr Angebot an vegetarisch und vegan zertifizierten Produkten zeitgleich um 57 Prozent aus und bezifferte das Sortiment auf 590 Artikel, 372 davon mit dem offiziellen Vegi-Logo, 218 mit der Veganblume.
Obwohl sich die Coop-Verantwortlichen vom Erfolg des Konzepts überzeugt zeigten, ist eine schweizweite Eröffnungswelle von Karma-Shops aktuell kein Thema. Eine Zielsetzung bezüglich der Anzahl Shops wie bei der Lancierung des Convenience-Formats Coop-to-go vor zwei Jahren hat die Detailhändlerin nicht. Bis Ende Jahr ist einzig in Zürich die Eröffnung eines Karma-Shops vorgesehen.
Trend oder Wandel
Wie erfolgreich die Bündelung des Vegi-Angebots von Coop verläuft, hängt davon ab, wie sich die Ernährungsgewohnheiten entwickeln werden. Die wachsende Nachfrage nach vegetarischen Produkten bezeichnet Coop vorerst noch als «wichtigen Trend».
Swissveg-Präsident Renato Pichler geht einen Schritt weiter und ist überzeugt, dass die sehr grosse Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten zeige, dass es sich dabei nicht nur um einen kleinen Trend, sondern um einen grundlegenden Wandel in der Gesellschaft hin zu einer nachhaltigeren, bewussteren Ernährung handle.
In Deutschland wurde die vegane Wachstumsfantasie etwas gebremst, als Veganz – die erste vegane Supermarktkette Europas und wichtiger Coop-Zulieferant – zu Jahresbeginn fünf von zehn Filialen schliessen musste.
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