
Kartoffeln schälen, Gemüse rüsten und Fleisch schmoren? Nach einem Tag im Büro voller Sitzungen und einer überquellenden Mailbox haben viele Schweizerinnen und Schweizer anderes im Sinn. Statt in der Küche zu stehen, lüften sie ihren Kopf lieber beim Joggen oder im Yoga durch oder treffen sich mit Freunden.
Was am Mittag längst üblich ist, passiert immer öfter auch abends. Fürs Kochen fehlt die Zeit und auch die Lust. Die steigende Zahl der Single-Haushalte verstärkt den Trend.
Das Essverhalten befindet sich in einem grundlegenden Wandel und fordert die Detailhändler. Auf die erste Stufe der Entwicklung in Richtung Kochabstinenz haben die Platzhirsche Migros und Coop reagiert – wenn auch später als ausländische Händler. In den Supermärkten werden die Regale mit in Plastik verpacktem Convenience-Food immer länger. Coop hat mit seinen To-go-Läden ein Konzept der deutschen Rewe kopiert. Die Migros ist mit Gourmessa einst früh auf das Thema aufgesprungen. Doch die Läden mit ihren Käsewähen, Schinkengipfeli und Menüs unter Wärmelampen wirken mittlerweile angestaubt. Einzelne Genossenschaften haben neue Formate lanciert.
Doch die Kunden der Grossverteiler sind längst einen Schritt weiter. Viele lassen sich frisch zubereitete Mahlzeiten nach Hause liefern. Das geht bequem mit ein paar Klicks auf dem Smartphone. Dem Trend zu bewusster Ernährung kommen die Anbieter entgegen –von glutenfrei bis vegan, es lässt sich alles bestellen.
«Coop beliefert statt urbaner Singles Altersheime und Kindergärten mit Mahlzeiten.»
Migros und Coop haben diesen Kunden wenig zu bieten. Sie überlassen das wachstumsstarke Geschäft internationalen Konzernen wie Uber. Von Nahrungsmitteln versteht der zwar nichts, wohl aber von benutzerfreundlichen Online-Anwendungen.
Den Schweizer Händlern droht eine Schlacht um Marktanteile mit mächtigen ausländischen Gegnern. Das Essen, das Kunden beim Lieferdienst bestellen, fehlt dem Detailhandel als Umsatz.
Eigene Konzepte der Grossverteiler wären dringend nötig. Die Migros ist stattdessen mit sich selbst beschäftigt. Interne Ränkespiele lähmen das Unternehmen. In der Gastronomie arbeiten die Genossenschaften gegeneinander, statt eine gemeinsame Strategie zu verfolgen. Ein Beispiel: Die Genossenschaften Zürich, Basel und Aare betreiben eigene unterschiedliche Thai-Restaurants.
«Trägheit können sich die Grossverteiler nicht leisten.»
Coop leckt sich noch die Wunden nach dem missglückten Versuch, eine Konkurrenz zum Onlinehändler Amazon namens Siroop aufzubauen. Den Risikoappetit hat das offenbar gezügelt. Statt urbaner Singles beliefern die Coop-Restaurants vereinzelt Altersheime und Kindergärten.
Trägheit können sich die Grossverteiler nicht leisten. Wenn sie sich den Bedürfnissen ihrer Kunden nicht anpassen, springen andere in die Bresche. Noch mag das Geschäft mit der Lieferung warmer Mahlzeiten Beigemüse sein. Das Gleiche galt vor zehn Jahren für den Versandhandel von Kleidern. Heute macht wegen der Onlinekonkurrenz ein Modegeschäft nach dem anderen dicht.
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Coop und Migros verschlafen den neuen Food-Trend
Die Detaillisten verpassen es, sich den veränderten Essgewohnheiten ihrer Kunden anzupassen.