Der SCB-Sportchef erklärt den KnallEbbett: «Chris DiDomenico bat uns um die Auflösung des Vertrags»
Die Wege des SC Bern und seines Topskorers trennen sich Ende Saison – trotz Kontrakt bis 2024. Der Kanadier soll nicht mehr zufrieden sein beim SCB. Die Saison spielt er dennoch zu Ende.

Andrew Ebbett, der SCB löst den Vertrag von Topskorer Chris DiDomenico trotz Laufzeit bis 2024 bereits Ende Saison auf. Warum?
Andrew Ebbett: Dido und ich haben in den letzten Wochen mehrmals miteinander gesprochen. Er war nicht mehr vollständig zufrieden mit der Situation. Also haben wir uns entschieden, den Vertrag aufzulösen. Es ist das beste für beide Seiten.
Der Wunsch kam also wirklich vonseiten DiDomenicos?
Ja. Unsere Saison ist bislang sehr frustrierend. Für jeden hier. Ich denke, dass er sich nie wirklich wohl fühlte hier.
Was sagen Sie dazu?
Das kann passieren, Dinge kommen nicht so heraus, wie man sie sich wünscht.
Es ist also nicht der SCB, der DiDomenico nicht mehr in Bern haben will nächste Saison?
Nein. Wir hatten wie gesagt Diskussionen zuletzt und sind zu einer Lösung gekommen.
«Wenn sich jemand bei uns nicht hundertprozentig wohl fühlt, dann will ich ihn nicht im Team haben nächste Saison.»
Das ist kein unwichtiges Detail. Das heisst, dass für den SCB keine finanziellen Nachteile aus dem aufgelösten Vertrag entstehen?
Das ist so. Es ist ein aufgelöster Vertrag. Nächste Saison wird DiDo irgendwo anders spielen, wir werden ihn mit einem anderen Importspieler ersetzen. Es ist kein Buyout. Wir machen aus einem 2-Jahres-Vertrag einen 1-Jahres-Vertrag.
Warum haben Sie mit so einem Entscheid nicht bis Ende Saison gewartet?
Chris wollte Klarheit haben. Er dürfte in der Schweiz bleiben wollen, die Import-Plätze hier sind limitiert, diese sind schnell weg. Und für mich gilt: Wenn sich jemand bei uns nicht hundertprozentig wohl fühlt, dann will ich ihn nicht im Team haben nächste Saison.
Will man aber für die verbleibenden Spiele dieser Saison einen Spieler im Team haben, der sich hier nicht mehr wohl fühlt?
DiDo ist ein Profi. Während unseren Gesprächen haben wir darüber gesprochen und klar gemacht: Den Rest der Saison wird all dies nicht beeinflussen. Auch er weiss: Wir haben immer noch eine Chance, etwas aus dieser Saison zu machen. Aber wir brauchen Siege. Und nun haben wir auch gegen Ajoie verloren. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wir haben noch zwei Spiele, um uns fürs Pre-Playoff zu qualifizieren. Danach kann vieles passieren.
Für Sie ist es also wirklich okay, wenn ein Spieler, der nächste Saison lieber weg will, für den Rest der Saison hier bleibt?
Ich habe keinen Zweifel daran, dass DiDo in den verbleibenden Spielen nicht alles geben wird. Er ist ein Wettkampf-Typ, er gibt alles, er hat bei uns noch nie ein freiwilliges Training verpasst. Hin und wieder will er halt wohl etwas zu viel aufs Mal.

«Ich fühle mich hier nicht wohl»: Das ist keine unbedeutende Aussage für einen Spieler.
Zu seinen Details müssen Sie ihn selber befragen. Aber er ist ja der viertbeste Skorer der Liga. Sein Spiel wurde also nicht wirklich negativ beeinflusst.
Waren Sie umgekehrt immer zufrieden mit DiDomenico?
Natürlich bin ich mit vielen Leuten in unserer Garderobe nicht zufrieden. Niemand im SCB ist happy über unsere aktuelle Situation. Ich bin auch mit mir selbst nicht zufrieden. Es muss nicht immer alles extrem negativ sein, damit etwas nicht funktioniert. Weder sind wir wütend auf DiDo, noch ist er wütend auf uns.
«Wir fragten uns auch: Wollen wir diese Diskussionen auch nächste Saison wieder haben? Wir entschieden uns, lieber getrennte Wege zu gehen.»
Man muss gewisse Dinge aber ansprechen: Die langen Shifts DiDomenicos, diese mangelnde Wechseldisziplin, die für zu viel Eiszeit sorgte und einen Rattenschwanz nach sich zieht, der das ganze Team betrifft. All das und mehr war auch bei Trainer Toni Söderholm ein Thema.
In den letzten beiden Spielen hatte er keine extrem langen Shifts. Dieses Thema verfolgt uns aber nun schon lange. Das gehört halt auch zu DiDo. Wir fragten uns aber auch: Wollen wir dieses ganze Thema, diese Diskussionen auch nächste Saison wieder haben? Wir entschieden uns, lieber getrennte Wege zu gehen.
Wie teilen Sie dem Team die Umstände mit?
Die genauen Gründe wird er den Mitspielern selber mitteilen, da mache ich mir keine Sorgen.
Es geht im Moment definitiv nicht nur um DiDomenico. Das Team hat die letzten beiden Spiele verloren, es war in Rapperswil-Jona (2:6) chancenlos und sah nun auch gegen Ajoie (2:3 nach Verlängerung) nicht gut aus.
Gegen Ajoie sah man es klar: Die Jungs versuchen es, sie sind frustriert, sind verkrampft. Wir hatten 55 Schüsse. Wir hatten zwei Solo-Chancen in der Overtime. Das ist so frustrierend, ich kann es nicht anders beschreiben. Aber es ist nicht eine Frage von mangelndem Effort.
Das Spiel bei den Lakers war aber eine andere Story …
Wir begannen eigentlich gut, Rapperswil skorte mit den ersten beiden Chancen. Und es war ein Spiel zwischen einer Mannschaft mit grossem Selbstvertrauen gegen ein frustriertes Team ohne Selbstvertrauen. Nach dem 3:0 war das Spiel entschieden.
Wie bekommt man etwas Selbstvertrauen zurück für die letzten beiden Spiele in Langnau und gegen den ZSC?
Es braucht im Eishockey oft nicht viel. Irgendein Momentum-Wechsler. Ein Auswärtssieg bei den SCL Tigers im Derby kann für so etwas sorgen.
Es dürften in Langnau zwei aktuell sehr frustrierte Teams aufeinander treffen …
Ja, im Kanton Bern sind gerade zwei Teams wohl wirklich frustriert. Gut ist, dass wir nun ein paar Tage frei haben, uns auf diese beiden Spiele vorbereiten können.
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