Chinesische Internetriesen erobern USA
Amazon und Twitter müssen sich warm anziehen: Die beiden chinesischen Rivalen Alibaba und Weibo zieht es in New York an die Börse. Sie wollen zu den neuen Stars der Technologiebranche aufsteigen.

Nach monatelangen Spekulationen gab der Internetversandhändler Alibaba heute bekannt, dass er eine Erstemission (IPO) in den USA anstrebt – und nicht in Hongkong. Der Börsengang könnte ein Volumen von mehr als 15 Milliarden Dollar erreichen und damit der spektakulärste werden seit dem von Facebook vor fast zwei Jahren.
Nutzniesser des prestigeträchtigen und höchst lukrativen IPO könnte auch die Credit Suisse werden. Sie zählt zu den sechs Geldhäusern, mit denen Alibaba in Verhandlungen steht, wie aus mit der Situation vertrauten Kreisen verlautete. Genannt wurden ferner Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs, J.P. Morgan und Morgan Stanley. Den Banken, die Alibaba an die Börse begleiten, winken Gebühren in Höhe von schätzungsweise insgesamt 260 Millionen Dollar.
140 Milliarden Dollar Marktwert
Alibaba will im dritten Quartal sein Marktdebüt geben, wie die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit der Situation vertrauten Personen erfuhr. Den Antrag könne das chinesische Amazon-Pendant bereits im April stellen.
Den Marktwert des Unternehmens aus der Stadt Hangzhou taxieren Analysten auf mindestens 140 Milliarden Dollar. Gegründet wurde Alibaba 1999 in der Wohnung des früheren Englischlehrers Jack Ma von diesem selbst und 17 weiteren Personen.
Mittlerweile ist daraus ein riesiger Konzern geworden mit Büros in aller Welt und mehr als 20'000 Beschäftigten, über dessen Internetplattformen mehr Güter gehandelt werden als über die von den US-Giganten Amazon und Ebay zusammen. Alibaba steht für 80 Prozent des elektronischen Handels in China, der auch dort immer wichtiger wird.
Das Marktforschungsinstitut Emarketer hatte vor kurzem die kompletten Online-Umsätze in der Volksrepublik auf rund 180 Milliarden Dollar veranschlagt. Wichtige Alibaba-Aktionäre sind der japanische Mobilfunkkonzern Softbank, der 37 Prozent der Anteile kontrolliert, sowie der US-Internetpionier Yahoo mit 24 Prozent, der sein Paket im Zuge des IPO aber verringern will.
Weibo wächst stark
Der Twitter-Konkurrent Weibo reichte bereits am Freitag seinen Antrag auf Börsenzulassung in den USA ein. Er will über die Aktienplatzierung bis zu 500 Millionen Dollar einnehmen. Die 2009 gegründete Firma hat nach eigenen Angaben 61 Millionen aktive Nutzer pro Tag. Wie Twitter wächst auch Weibo rasant, schreibt aber bislang Verluste. Zweitgrösster Aktionär mit mehr als 18 Prozent ist Alibaba.
Auch der zweitgrösste chinesische Internetversandhändler JD.com steht in den Startlöchern und strebt ein Emissionsvolumen von 1,5 Milliarden Dollar an. Er hatte bereits Ende Januar seine US-Börsenpläne bekannt gegeben. In lokalen Medienberichten schätzten Experten den Marktwert des kleineren Alibaba-Rivalen auf mehr als 7 Milliarden Dollar.
Diese chinesischen Firmen sind in den USA bisher zwar weitgehend unbekannt. Aber ihre Grösse und Finanzkraft zeigen, dass neue Schwergewichte aus Asien die globale Internetarena betreten. Sie wollen vom Hightech-Boom mit steigenden Aktienkursen profitieren.
Insbesondere Internetunternehmen sind an der Wallstreet angesagt. Das hatte zuletzt das erfolgreiche Debüt des Kurznachrichtendienstes Twitter bewiesen. Mit ihrer Entscheidung für New York wollen sich die chinesischen Unternehmen zugleich etwas von der scharfen Zensur in ihrer Heimat lösen.
Für die Börse in Hongkong bedeutet dies einen herben Rückschlag. Alibaba forderte sie zwischenzeitlich ohne Erfolg zu einer Änderung der Kotierungsregeln auf. Inzwischen sind beide Seiten wieder im Gespräch, und der Konzern schliesst eine Börsennotierung auch in China nicht aus.
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