Chinas Wirtschaft legt «nur» um 7,8 Prozent zu
In China ist das BIP im Jahr 2012 um 7,8 Prozent gewachsen. Was sich nach viel anhört, ist für das asiatische Land enttäuschend – die Wachstumsrate ist die niedrigste seit 1999.

Die chinesische Wirtschaft ist vergangenes Jahr so langsam gewachsen wie zuletzt vor 13 Jahren. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt verbuchte 2012 ein für ihre Verhältnisse mageres Wirtschaftswachstum von 7,8 Prozent, wie die Statistikbehörde des Landes mitteilt. Für dieses Jahr wird zwar ein stärkerer Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwartet, allerdings macht das starke Wohlstandsgefälle China Sorgen.
Angesichts eines schwächelnden Heimatmarktes und der Probleme seiner ausländischen Handelspartner sei die Wirtschaft im vergangenen Jahr lediglich um 7,8 Prozent gewachsen, teilte das Statistikamt mit. Im Vorjahr hatte die Wirtschaftsleistung noch um 9,3 Prozent zugelegt, 2011 gar um 10,4 Prozent. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 51,9 Billionen Yuan (6,2 Billionen Euro) untermauerte China 2012 aber seine Position als zweitgrösste Volkswirtschaft hinter den USA.
Besser als von Experten erwartet
Die Wachstumsrate war mit 7,8 Prozent die niedrigste seit dem Jahr 1999. Das Ergebnis fiel aber etwas besser aus als von Experten erwartet. Sie waren von einem Anstieg des BIP um 7,7 Prozent ausgegangen. Für dieses Jahr rechnen sie mit einer Verbesserung auf 8,0 Prozent. Das weltweite Wirtschaftsklima bleibe zwar «kompliziert», erklärte die Statistikbehörde. Dennoch werde für 2013 mit einem «stabilen Wachstum» gerechnet.
Erstmals seit dem Jahr 2000 veröffentlichten die chinesischen Statistiker Angaben zum Wohlstandsgefälle in der Volksrepublik. Der sogenannte Gini-Koeffizient, ein Standardmass zur Erfassung von Einkommens-Ungleichheit, habe vergangenes Jahr bei 0,474 gelegen, im Jahr 2008 bei 0,491. Während 0 vollkommene Gleichheit bedeutet, steht 1 für totale Ungleichheit. Für Experten ist ein Wert von 0,4 eine kritische Grenze. In Deutschland lag der Wert laut Statistischem Bundesamt 2011 bei 0,29.
Prekäre soziale Lage
Im Jahr 2000 hatte Peking 0,412 als Gini-Koeffizienten angegeben. Die Daten zeigten, wie dringlich es sei, das System der Einkommensverteilung zu reformieren, damit die Schere zwischen Arm und Reich kleiner werde, erklärte das chinesische Statistikamt. Die Regierung werde daran arbeiten, den «Kuchen» des Wirtschaftswachstums «besser aufzuteilen».
Die zunehmende Einkommensungleichheit bereitet der kommunistischen Führung des Landes Sorge, da sie Unzufriedenheit der Bevölkerung aus Angst vor sozialen Unruhen vermeiden will. In China kommt es wegen der Diskriminierung von Wanderarbeitern und Lohnstreitigkeiten regelmässig zu Protesten.
Verschärft werden könnte die soziale Lage durch das Problem der alternden Bevölkerung. Das Statistikamt rechnete damit, dass die im vergangenen Jahr erstmals seit langem gesunkene Zahl der Erwerbstätigen bis mindestens 2030 weiter zurückgeht. In dem Zusammenhang muss sich die Regierung der Frage stellen, wie sie künftig für die ältere Bevölkerung sorgen will.
AFP/bru
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