Nach Belästigungsvorwürfen einer PraktikantinChefredaktor von Baselbieter Medium kündigt per sofort
Trotz den Anschuldigungen der damals minderjährigen Larissa Bucher behielt er seinen Posten. Laut «Blick» soll der Chefredaktor nun zurückgetreten sein.

Vor fünf Jahren, damals war sie mit ihren 17 Jahren minderjährig, hat Larissa Bucher ein Praktikum bei einem Baselbieter Lokalmedium absolviert. Was sich dort zugetragen haben soll, erzählt die heute 22-Jährige gegenüber Telebasel, wo sie als freie Journalistin arbeitet.
Der Chefredaktor des besagten Baselbieter Mediums habe damals begonnen, sie sexuell zu belästigen: Er schrieb ihr anzügliche Nachrichten und E-Mails mit expliziten sexuellen Fantasien. Auch mit hartnäckigen Anrufen habe der ältere Mann die Praktikantin nicht in Ruhe gelassen.
Daraufhin verliess Larissa Bucher aus Angst das Unternehmen und reichte Beschwerde ein. Der Chefredaktor durfte seine Position jedoch behalten.
Am Mittwoch nun schrieb der «Blick», dass der Chefredaktor am Dienstag per sofort gekündigt habe. «Er hat diese Entscheidung getroffen, um weiteren Schaden vom Verlag abzuwenden», sagte der CEO des Baselbieter Verlags der Boulevardzeitung. «Sollten die Vorwürfe von der Staatsanwaltschaft bestätigt werden, ist das absolut zu verurteilen.»
Bucher hatte bereits im April 2021 Anzeige erstattet. Eine Rückmeldung der Staatsanwaltschaft sei jedoch bis heute ausgeblieben – auch nach mehreren Anfragen seitens der Betroffenen.
Wiederholte Belästigung
Angefangen habe die Belästigung mit unangebrachten Sprüchen, erzählte Bucher gegenüber Telebasel. Beispielsweise wenn die Minderjährige dem Chef gemeldet habe, dass sie sich etwas verspäte. Daraufhin sei die Antwort gekommen: «Hast du gerade geilen Sex und möchtest deswegen nicht gehen?»
Aus Kommentaren wie diesem seien schliesslich E-Mails und Anrufe geworden. Habe sie keine Zeit für einen Kaffee gehabt oder sei anderweitig beschäftigt gewesen, habe der Chefredaktor sowohl sie als auch ihre Familie mit Anrufen und Nachrichten überhäuft. Er habe auf allen Kanälen versucht, sie zu erreichen.
Daraufhin habe die damalige Praktikantin aus Furcht den Kontakt abgebrochen und das Medium verlassen. Als sie nach einem Jahr wieder anfing, für das Unternehmen zu schreiben, sei die Belästigung weitergegangen. Diesmal via eine Arbeitskollegin. Ihr schilderte der Vorgesetzte Fantasien mit Larissa Bucher. Beispielsweise erzählte er dieser Kollegin, Bucher habe sexuelle Handlungen mit einem Interviewpartner vorgenommen, anstatt ihrer Arbeit nachzukommen.
Als sie den Chefredaktor damit konfrontierte, habe dieser alles abgestritten. Bucher leitete die entsprechenden E-Mails, die er an ihre Kollegin geschickt hatte, dem Verlag des Mediums weiter. Dieser entschuldigte sich bei der jungen Frau. Tatsächliche Konsequenzen gab es für den Chefredaktor damals allerdings keine.
Raphaela Portmann ist Mitarbeiterin des lokalen Kultur-Ressorts. Besonders gerne schreibt sie über gesellschaftliche und historische Themen. Neben vielfältigen Tätigkeiten im Kulturbereich organisiert sie den BaZ-Podcast «Los emol».
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