Castros Tochter auf Werbetour für den Sozialismus
Mariela Castro, die Tochter des kubanischen Präsidenten, wirbt in den USA für Schwulenrechte. Sonst ist ihr Demokratie aber suspekt. Auf CNN verteidigt sie in einem seltenen Interview den Sozialismus.
Seit mehreren Tagen tourt Mariela Castro Espín schon durch die USA und tritt für die Rechte von Homosexuellen ein, bisher ohne Zwischenfall. Und das ist angesichts der grossen Feindschaft, die dem kubanischen Regime in den USA entgegenschlägt, keine Selbstverständlichkeit.
Die vor allem in Florida wohnhaften Exilkubaner und Castro-Gegner hatten bereits vehement gegen die Vergabe eines Visums für die Tochter des amtierenden kubanischen Präsidenten Raúl Castro (81) protestiert – vergeblich. Und der designierte republikanische Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney befand, «der Besuch einer Gesandten eines kommunistischen Regimes» sei beleidigend.
Castro ist Sexologin und Schwulenaktivistin. Erst am 12. Mai hatte sie eine Parade Homosexueller durch die Strassen von Havanna angeführt. Die Präsidententochter erklärte, ihr Vater wolle die sexuelle Diskriminierung beenden. Sie hoffe, dass gleichgeschlechtliche Ehen in Kuba bald zugelassen würden. In den frühen Jahren der kubanischen Revolution hatte das Regime um ihren Onkel Fidel Castro Homosexuelle noch für abartig erklärt und in Arbeitslager gesteckt.
«Kein Land hat bewiesen, dass ein Mehrparteiensystem zu Demokratie führt»
Während ihres Aufenthalts in den USA gewährte Mariela Castro CNN ein Gespräch. Der US-Sender strahlte gestern einen ersten Teil davon aus. Die Fortsetzung soll auf zwischenstaatliche Konflikte wie die Verurteilung des US-Bürgers Alan Gross wegen Spionage oder Reisebeschränkungen für Kubaner fokussieren. CNN strahlte den zweiten Teil am Dienstagabend aus.
Während Mariela Castro beim Thema Homosexualität für Änderungen des kubanischen Systems eintritt, hat sie sich auf dem US-Sender als treue Verfechterin des Regimes in Szene gesetzt. Auf den Hinweis der Star-Moderatorin Christiane Amanpour, dass Kuba gemäss Human Rights Watch das einzige Land in Lateinamerika sei, das jegliche Opposition unterdrücke, sagte Castro, diese Menschenrechtsorganisation «repräsentiert nicht die Ideen des kubanischen Volkes und ihre Informanten sind Söldner».
Einparteienherrschaft als Konsequenz des Embargos
Castro zeigt sich einerseits skeptisch gegenüber der Demokratie, schliesst andererseits eine Änderung der kommunistischen Alleinherrschaft aber nicht aus. So sagt sie: «Kein Land hat bewiesen, dass ein Mehrparteiensystem zu Demokratie führt». Kurz darauf räumt sie ein, dass das in Kuba herrschende Einparteiensystem nur solange nötig sei, als die kubanische Souveränität bedroht ist. Sie stellt die Herrschaft der Partei als historische Konsequenz aus dem Kampf gegen die spanische Kolonisierung und als aktuell wirkungsvolles Mittel gegen die Dominanz der USA dar.
Interviewerin Amanpour warf ein, einige argumentierten, das sozialistische System auf Kuba bräche zusammen, wenn die USA die Blockade aufhöben. Das glaubt Mariela Castro nicht. Der Sozialismus würde im Gegenteil stärker werden, meint die Präsidententochter. «Deshalb heben sie das Embargo nicht auf.»
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