C-Waffen-Inspektoren in Syrien eingetroffen
Am Nachmittag hat ein 20-köpfiges Team der Organisation für das Verbot chemischer Waffen die syrische Grenze überquert. Ihr Auftrag gilt als ehrgeizig und äusserst gefährlich.

Die Inspektoren der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) sind heute in Syrien eingetroffen. Sie überquerten am Nachmittag den libanesisch-syrischen Grenzübergang Masnaa in einem Konvoi weisser Geländewagen.
Das 20-köpfige Team war unterwegs in die Hauptstadt Damaskus, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
45 Standorte
Die Zerstörung des syrischen C-Waffen-Arsenals während des anhaltenden Gewaltkonflikts in dem Land gilt als eine der ehrgeizigsten und gefährlichsten Operationen dieser Art. Auf tausend Tonnen chemische Kampfstoffe wird der syrische Bestand geschätzt - darunter Sarin, Senfgas und das Nervengas VX. Die Giftstoffe sollen landesweit auf 45 Standorte verteilt lagern.
Den OVCW-Inspektoren liegt eine Liste mit Produktions- und Lagerstätten vor, welche die Regierung in Damaskus am 19. September der in Den Haag ansässigen Organisation übermittelt hatte. Bis spätestens Ende Oktober müssen die internationalen Inspektoren alle Anlagen erstmals besichtigt haben.
Der syrische Staatschef Baschar al-Assad hatte zugesichert, dass sein Land die Auflagen der am Freitag verabschiedeten Resolution des UNO-Sicherheitsrats erfüllen werde. Mit der Resolution 2118 soll die Vernichtung der Waffen bis Mitte 2014 durchgesetzt werden.
Sie ermöglicht Strafmassnahmen, sollte Damaskus nicht kooperieren. Allerdings gibt es dafür auf Druck Russlands keinen Automatismus.
Internationaler Appell
Laut einer Zählung der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter, die am Dienstag veröffentlicht wurde, sind seit Beginn des Aufstands vor zweieinhalb Jahren in Syrien mehr als 115'000 Menschen getötet worden. Etwa die Hälfte der Getöteten sind Zivilisten. Die oppositionsnahe Organisation mit Sitz in London stützt sich auf Informationen, die ihr von Rebellen in Syrien zugetragen werden.
Zusätzlich wurden Hundertausende Menschen von ihrem Zuhause vertrieben - mehr als zwei Millionen Flüchtlinge halten sich in Nachbarländern auf. Die internationale Unterstützung für die Länder in der Region könnte demnächst erhöht werden.
Denn im Rahmen einer Konferenz des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf unterschrieben 137 Länder eine gemeinsame Erklärung. Sie hält fest, dass die Hilfe für die Krisenregion bisher unzureichend war. Gemeinsam mit dem Libanon und dem kurdischen Teil des Iraks soll ein Aktionsplan vorbereitet und Gelder dafür ausgesprochen werden.
17'000 Flüchtlinge sollen aufgenommen werden
«Die Teilnehmer(-staaten) haben erkannt, dass die Krise in Syrien nicht nur humanitär ist, sondern dass sie auch die Nachbarländer trifft und ein ernstes Risiko für eine Destabilisierung darstellt», sagte UNO-Hochkommissar Antonio Guterres. Gemäss seinen Angaben erklärten sich 17 Staaten bereit, syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Guterres rechnet mit der Aufnahme von insgesamt etwa 17'000 Menschen.
Ob die Schweiz ebenfalls zu den Aufnahmeländern gehört, wurde nicht genannt. Mitte September hatte der Bundesrat jedoch bereits entschieden, dass die Schweiz ein Kontingent von 500 Flüchtlingen aufnimmt.
Folgenreicher ist wohl die Praxisänderung des Bundesamts für Migration, die seit dem 4. September gilt. Neu ist der Familiennachzug bereits ansässiger syrischer Flüchtlinge in die Schweiz leichter.
In der Schweiz leben derzeit nur knapp 1600 Syrerinnen und Syrer mit einer Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligung. Aufgrund der neuen Regelung können jedoch Tausende syrischer Flüchtlinge ein Visum für die Schweiz beantragen.
SDA/wid
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