C. G. Jung, die Alchemie und das Streben nach Vollkommenheit
Der Zürcher Psychologe beschäftigte sich intensiv mit alchemistischen Texten. Warum eigentlich?

Wer schon einmal ein antiquarisches Alchemiebuch in Händen gehalten hat, weiss, wie schwer es ist, sich dem verführerischen Charme der alten Goldmacherkunst zu entziehen. Die Bücher der Alchemie sind in dicke, dunkelbraune Leder gebunden, verziert mit geheimnisvollen Ornamenten. Meist riechen sie ein wenig vermodert und ölig. Ein Blick ins Innere offenbart rätselhafte Bilder und Symbole von fremdartiger Schönheit. Man sieht Königinnen und Könige, deren Häupter von Sonne und Mond geschmückt sind und die sich in einem Blütenmeer vereinigen. Man sieht Skelette in Särgen, schwarze Raben, die darüber kreisen, und Löwen, die in Planeten beissen, sodass diese bluten. Während man die vergilbten, über die Jahrhunderte erstarrten Seiten durch die Hände gleiten lässt, kommt schnell der Gedanke an Zauberbücher auf. Welche Wünsche und Träume liessen sich wohl erfüllen, könnte man wirklich Gold machen?