Stromverbrauch auf RekordniveauBruthitze sorgt in China für Blackouts
Das Reich der Mitte leidet im Sommer zunehmend an extremen Temperaturen. Der massive Einsatz von Klimaanlagen hat nun in einer Stadt in Westchina zu Stromausfällen geführt.

900 Millionen Chinesen – rund 65 Prozent der Bevölkerung – lebten derzeit unter einer Art Hitzewarnung. In Westchina könnten schmelzende Gletscher gar Dämme zum Überlaufen bringen, warnen Behörden laut der «New York Times». In verschiedenen Städten wurden Rekordtemperaturen gemessen. So zum Beispiel in Fuzhou, wo die Temperatur an drei Tagen hintereinander über 41 Grad Celsius stieg. Auch Shanghai erlebte im Juli mit 41 Grad Celsius den heissesten Tag seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1873.
Die Klimaanlagen in den rund 300 betroffenen Städten liefen wegen der enormen Hitze auf Hochtouren, was zu einem massiven Anstieg des Stromverbrauchs führe. In der chinesischen Provinzhauptstadt Guangzhou, in der die Temperaturen eine ganze Woche lang auf über 37 Grad Celsius stiegen, wurden deshalb mehrere Stromausfälle gemeldet. Als Hauptgründe für die im Sommer teils regelmässigen Blackouts nennt «The Guardian» die extremen Temperaturen, eine steigende Nachfrage nach Elektrizität und ein Mangel an Kohle, die immer noch die Hauptquelle für Chinas Energie ist. Um weitere Blackouts zu vermeiden, riefen die Behörden die Bewohner daher auf, «grosse Geräte» nur sehr sparsam zu verwenden. Zudem würde die Infrastruktur der Elektrizitätswerke überprüft, um Überhitzungen und Fehlfunktionen vorzubeugen.
Hitzewelle hält bis Ende Monat an
Yang Lin, ein Manager der China Southern Power Grid Company, sagte laut «Guardian», sobald die Temperaturen in Guangzhou 35 Grad Celsius überstiegen, bedeute jedes zusätzliche Grad eine entsprechende Lasterhöhung von drei bis fünf Millionen Kilowatt. Gemäss dem Unternehmen hat die Nutzung am vergangenen Montag die Spitzenlast des letzten Jahres um drei Prozent übertroffen. Das Stromnetz der Provinz Guangdong habe mit 142 Millionen Kilowatt ebenfalls ein Rekordhoch erreicht, was einer Steigerung von fast fünf Prozent gegenüber der Spitzenlast des letzten Jahres entspreche.

Die intensiven Hitzewellen, die oft von Überschwemmungen begleitet seien, machten China seit langem zu schaffen. Doch das Ausmass habe in den letzten Jahren durch die globale Klimaerwärmung noch zugenommen. Laut Behörden halte die Hitze noch mindestens eine Woche bis Ende Juli an.
In Europa nimmt die Zahl extremer Hitzeperioden deutlich schneller zu als in anderen Regionen. Verantwortlich ist eine veränderte Luftzirkulation in der Atmosphäre, vermuten Experten in einer neuen Studie (Lesen Sie hier den Bericht dazu). Die Zahl lang andauernder extremer Hitze in Europa hat gemäss dieser Studie drei- bis viermal schneller zugenommen im Vergleich zu den übrigen nördlichen mittleren Breitengraden wie etwa den USA und Kanada. «Wir rechnen damit, dass das noch schlimmer wird», sagt die Hauptautorin Efi Rousi vom Potsdam-Institut.
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