Ticker zum drohenden Bergsturz in Brienz GRWahrscheinlichkeit für grossen Bergsturz gesunken Drei mögliche Umsiedlungsstandorte
In Bündner Bergdorf Brienz drohen rund zwei Millionen Kubikmeter Felsmassen jeden Moment abzubrechen. Wir berichten laufend.
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Verfolgen Sie die aktuelle Lage in Brienz über die Live-Kamera:
Seit der Evakuierung gingen bei der Gemeinde Spenden aus der ganzen Schweiz ein, wie Gemeindepräsident Daniel Albertin ausführte. Privatpersonen und Gemeinden spendeten bisher 150'000 Franken. Weitere 500'000 Franken sprach die Bündner Regierung. Die Gemeinde zahlte bereits Soforthilfen von 167'000 Franken aus für die mit der Evakuierung verbunden Kosten, pro betroffenen Haushalt mindestens 2500 Franken.
Probleme bereiten der Gemeinde Personen, die das Sperrgebiet rund um Brienz missachten. «Es vergeht kein Tag, ohne dass Leute die Sperrzone betreten», erklärte Albertin. Es handle sich um Wanderer, Biker, aber auch um Väter mit Kindern. Er appellierte an Einheimische und Touristen, das Betretungsverbot zu respektieren. Die Gemeinde werde Bussen aussprechen, um es durchzusetzen.
Brienz/Brinzauls war am 12. Mai evakuiert worden. Aus dem mächtigen Berghang oberhalb des Dorfes drohen bis zu zwei Millionen Kubikmeter Gestein abzustürzen, das Volumen von 2000 Einfamilienhäusern. (SDA)

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Inzwischen arbeitet die Gemeinde Albula/Alvra an einem Umsiedlungskonzept für den Fall, dass das Dorf nicht mehr bewohnbar würde oder Teile davon zerstört wären. Es stünden drei Standorte auf dem Gemeindegebiet für eine Umsiedlung zur Verfügung, erklärte ein Vertreter der Kommune. Der Zeitbedarf für die Bereitstellung der Standorte und deren Erschliessung betrage mindestens zwei bis drei Jahre.
Das 84-Seelen-Dorf Brienz/Brinzauls im Albulatal wird nicht nur durch den abrutschenden Berghang oberhalb des Dorfes bedroht. Auch das Gelände auf dem das Dorf steht, rutscht langsam zu Tal und mit ihm das ganze Dorf.

Hoffnungen setzen die Geologen in einen geplanten 1650 Meter langen Entwässerungsstollen im rutschenden Untergrund. Ein bereits erstellter Sondierungsstollen hat deren Erwartungen übertroffen. «Ich bin zuversichtlich, dass wir die Rutschung Dorf massiv verlangsamen können und dass der Entwässerungsstollen auch positive Auswirkung auf die Rutschung Berg haben wird», erklärte Andreas Huwiler, Geologe vom Bündner Amt für Wald und Naturgefahren. Mit dem Bau des Stollens kann frühestens im März 2024 begonnen werden. Dessen Kosten sind auf 39,8 Millionen Franken veranschlagt. Über einen entsprechenden Kredit wird die Gemeindeversammlung befinden. (SDA)
Ein grosser Bergsturz über Brienz ist weniger wahrscheinlich geworden, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Das erklärten Experten am Mittwochabend an einem Informationsanlass für die Bevölkerung des evakuierten Dorfes. Die Gemeinde Albula/Alvra, zu der Brienz/Brinzauls gehört, sowie Experten des Kantons und des Frühwarndienstes informierten die Brienzerinnen und Brienzer im benachbarten Tiefencastel über die aktuelle Lage im potenziellen Bergsturzgebiet über dem Dorf.
Die sogenannte Insel, ein exponierter Teil des Bergsturzhanges, bewegte sich laut dem Leiter des dortigen Frühwarndienstes, Stefan Schneider, zuletzt mit fast einem Meter pro Tag talwärts – etwa zehn Mal schneller als vor einem Monat. Die Geschwindigkeit nahm immer noch zu, aber nicht mehr exponentiell. «Diese Abweichung könnte ein Hinweis sein, dass die Entwicklung auf kleinere Felsstürze oder auf einen Schuttstrom zusteuert», sagte der Geologe. Ein grosser Bergsturz, der das ganze Dorf träfe, könne aber nicht ausgeschlossen werden.

Erst wenn das involvierte Geologenteam zuverlässig beurteilen könne, dass ein Bergsturz unwahrscheinlich werde, könne über Lockerungsschritte bei der Evakuierung befunden werden. «Das kann noch mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate dauern», sagte der Geologe zur Dorfbevölkerung. (SDA)
Die Besuchsmöglichkeit des evakuierten Wohnortes war am Dienstag kurzfristig angekündigt worden. Die Indikatoren für die unmittelbare Gefahr eines Ereignisses liessen das zu, hatte es seitens der Gemeinde geheissen. Am Mittwochmorgen beurteilte der Frühwarndienst die Sicherheitslage ein weiteres Mal und gab für die Kurzbesuche erst dann definitiv grünes Licht. Der absturzgefährdete Berghang wurde während der Besuche zusätzlich zur technischen Überwachung von Menschen überwacht.
Bereits seit Dienstag hatten Landwirtinnen und Landwirte Zutritt zu den Wiesen unterhalb des Dorfes. Sie schnitten dort Gras und verarbeiteten es zu Heu oder Silogras.

Am Mittwochabend will die Gemeinde die evakuierte Bevölkerung über die aktuelle Lage informieren. Der Informationsanlass findet im benachbarten Tiefencastel statt. Publikum und Medien sind zugelassen. Aus dem mächtigen Berghang oberhalb des Dorfes drohen bis zu zwei Millionen Kubikmeter Gestein abzustürzen, das Volumen von 2000 Einfamilienhäusern. Unklar ist, ob die beträchtliche Gesteinsmasse in einem einzigen Bergsturz zu Tal donnert, der auch das Dorf treffen könnte. (SDA)
Die Einwohnerinnen und Einwohner des evakuierten Bündner Bergdorfes Brienz/Brinzauls haben am Mittwoch kurz ihre Häuser aufsuchen können. 54 Personen nutzten die Möglichkeit, um Erinnerungsstücke zu holen und für den Alltag benötigte wichtige Dinge.
Das 84-Seelen-Dorf Brienz ist wegen drohender Bergsturzgefahr seit dem 12. Mai evakuiert. Die Bewohnerinnen und -bewohner konnten das Dorf im Albulatal erstmals seit 26 Tagen wieder betreten, wie der Brienzer Kommunikationsverantwortliche Christian Gartmann auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Der Bevölkerung stand für den Besuch ein Zeitfenster von 90 Minuten zur Verfügung. 30 Personen kehrten am späteren Vormittag in ihr menschenleeres Dorf zurück, 24 am Nachmittag.
Die Stimmung unter den Rückkehrenden sei aufgeräumt gewesen, sagte Gartmann. «Die Menschen waren froh, dass sie kurz zurück konnten.» Sie hätten sich dankbar gezeigt, dass es mit dem Besuch geklappt habe. Alles sei ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen.(SDA)
Die Bevölkerung des Bündner Bergdorfes Brienz/Brinzauls kann am Mittwoch erstmals seit der Evakuierung kurz das Dorf betreten.
Für den Besuch des Dorfes sind zwei Zeitfenster von 90 Minuten zwischen 10:00 und 13:30 vorgesehen, wie die Gemeinde Albula/Alvra, zu der Brienz gehört, am Dienstag mitteilte. Dabei dürfen sich maximal 30 der 84 Einwohnerinnen und Einwohner gleichzeitig im Dorf aufhalten. Voraussetzung ist eine positive Sicherheitsbeurteilung durch den Frühwarndienst am frühen Mittwochmorgen.
Die Möglichkeit steht nur den evakuierten Bewohnerinnen und Bewohnern offen. Sie sollen etwa die Möglichkeit haben, wichtige Dinge aus den Häusern zu holen, die sie für den Alltag benötigen. Drittpersonen und Medien dürfen nicht ins Dorf.
«Die Indikatoren für die unmittelbare Gefahr eines Ereignisses lassen es zu, dass die evakuierte Wohnbevölkerung das Dorf am Mittwoch betreten kann», erklärte der Brienzer Kommunikationsverantwortliche, Christian Gartmann, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Geologenteam des Frühwarndienstes habe für den Besuch grünes Licht gegeben.
Die Bäuerinnen und Landwirte aus dem evakuierten Brienz/Brinzauls in Graubünden sollen ab Dienstag tageweise Zugang zu Wiesen unterhalb des Dorfes erhalten, um zu heuen. Diese sind laut der Gemeinde «markant weniger gefährdet» durch abstürzenden Fels als das Dorf. Voraussetzung für das Betreten der Wiesen sei die Sicherheit, twitterte am Montag die Gemeinde Albula/Alvra, zu der Brienz gehört. Der Entscheid werde daher jeden Tag neu gefällt, erstmals wieder am Dienstagmorgen.
«Die Landwirtinnen und Landwirte sollen zum Heuen auf die Wiesen zurückkönnen», erklärte Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch das Pressen und Verpacken des Grases zu Siloballen soll möglich sein.
Der Zugang zu den Wiesen ist laut der Gemeinde für die Landwirtschaftsbetriebe sehr wichtig, weil die Futterproduktion eine der Betriebsgrundlagen der Berglandwirtschaft ist. Die tageweise Öffnung diene lediglich dieser Futterproduktion. Ein Beweiden der Wiesen durch Nutztiere sei nicht erlaubt, hiess es.
Die Sicherheit im Gelände sei etwas gestiegen, da die Blockschläge aus dem absturzgefährdeten Berghang zurückgegangen seien, sagte Gartmann. Bevor die Landwirte am Dienstag ins Gelände könnten, werde die Lage am Morgen aber nochmals beurteilt. Die Landwirtinnen und Landwirte werden über zwei Kontrollpunkte Zugang zu den freigegebenen Wiesen erhalten. Sollte eine rasche Evakuierung des Gebietes notwendig werden, werden sie über Funkgeräte gewarnt, die der Gemeindeführungsstab ihnen abgibt. (SDA)
Laut der Gemeinde Albula bewegt sich die sogenannte Insel – der Hangbereich oberhalb von Brienz, der abzurutschen droht – sehr schnell und beschleunigt weiter. Aus diesem Grund sei ein stundenweises Betreten des Dorfes nicht sicher, heisst es in der Twitter-Mitteilung.
Die Gemeinde Albula hat angesichts des drohenden Bergsturzes in Brienz GR vorsorglich einen Wanderweg gesperrt. Dieser könnte nicht mehr extra abgesucht werden, wenn die Phase Blau kurzfristig eingeleitet werden müsste.
Gesperrt wurde der Wanderweg links des Flusses Albula bereits Mitte Mai. Aufgrund der Fragen aus der Bevölkerung wiederholte die Gemeinde am Sonntag auf dem Nachrichtendienst Twitter ihre Warnung.
Die Phase Blau will der Gemeindeführungsstab unmittelbar vor einem Abbrechen des Berges verfügen. Dann würden die beiden westlichsten Gebäude von Surava evakuiert sowie die Landwasserstrasse und die Albula-Linie der Rhätischen Bahn entlang der Albula sowie die Passstrasse Tiefencastel-Lenzerheide zwischen Tiefencastel und Vazerol gesperrt.
Lage immer noch angespannt
Die Situation am absturzgefährdeten Hang oberhalb des Bergdorfes im Bündner Albulatal ist weiterhin angespannt. Die Geschwindigkeit der Felsmassen hat sich seit 9. Mai verdreifacht.
Die Vorhersehbarkeit eines möglichen Ereignisses ist wegen der veränderten Rutschgeschwindigkeit unsicher – wie die absturzgefährdeten zwei Millionen Kubikmeter Gestein herunterkommen, ist unklar. In den vergangenen Tagen sind immer wieder einzelne Felsbrocken abgebrochen und auf die darunter liegende Wiese gestürzt. Das Dorf ist evakuiert und abgesperrt. (SDA)
Am Wochenende und am Dienstag sind insgesamt fünf Personen auf Fahrrädern in das wegen Felssturz-Gefahr gesperrte Brienz GR gefahren. Sie wurden von der elektronischen Überwachung erfasst. Die Polizei habe die Personen angehalten und verzeigt, wie die Gemeinde Albula am Dienstag auf Twitter mitteilte. Die Gemeinde weist darauf hin, dass es auch schon vor der «Phase Blau» zu Felsstürzen kommen könne.
Die Situation am absturzgefährdeten Hang oberhalb des Bergdorfes im Bündner Albulatal ist weiterhin angespannt. Es wird erwartet, dass innert Tagen oder Wochen insgesamt rund zwei Millionen Kubikmeter Gestein von der rutschenden Bergflanke herunterkommen. (SDA)
Die Geschwindigkeit der Felsmassen am absturzgefährdeten Hang ob Brienz GR hat sich seit dem Entscheid zur Evakuierung am 9. Mai verdreifacht. Damit beschleunigte sich der Rutsch weiter, wie der Gemeindeführungsstab Albula (GFS) am Sonntag auf Twitter mitteilte.
Bereits am vergangenen Mittwoch meldete der GFS eine Verdoppelung der Geschwindigkeit der Felsmassen seit dem Evakuierungsentscheid des Dorfes, in dem zuvor 84 Menschen wohnten.
Dies und anhaltender Nebel führten zuletzt dazu, dass die evakuierten Bewohnerinnen und Bewohner ihre Häuser in dem Bündner Bergdorf aus Sicherheitsgründen doch nicht wie ursprünglich geplant für einige Stunden betreten durften. Brienz bleibt über das Pfingstwochenende hinweg gesperrt.
Die Situation am absturzgefährdeten Hang oberhalb des Bergdorfes im Bündner Albulatal ist weiterhin angespannt. Es wird erwartet, dass innert Tagen oder Wochen insgesamt rund zwei Millionen Kubikmeter Gestein von der rutschenden Bergflanke herunterkommen. (SDA)
Die Einwohnerinnen und Einwohner des vom Felssturz bedrohten und evakuierten Bündner Bergdorfes Brienz haben am Donnerstag ihre Häuser doch nicht betreten dürfen. Der Grund war Nebel, der eine genaue Messung verhinderte. Brienz bleibt nun mehrere Tage gesperrt.
Auch am Freitag und am Wochenende bleibt Brienz für deren Einwohnerinnen und Einwohner unzugänglich, wie die Gemeinde am Donnerstagabend mitteilte – aus Sicherheitsgründen. Das betreffe auch die tageweise Bewirtschaftung der unteren Wiesen.
Ein wichtiges Messinstrument ist ein sogenannter Lasertachymeter. Dieser misst mit einem Laserstrahl die Geschwindigkeit des Gesteins im absturzgefährdeten Hang oberhalb des Dorfes.
Weil am Donnerstagmorgen dieser Hang nebelverhangen war, konnte der Lasertachymeter keine genaue Messung vornehmen, wie Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Albula am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Somit sei das Risiko zu gross, die Brienzerinnen und Brienzer am Donnerstag ins Bergdorf zu lassen. (SDA)
Die Einwohnenden des vom Bergsturz bedrohten und evakuierten Bündner Bergdorfes Brienz dürfen am Donnerstag trotzdem nicht in ihre Häuser. Grund ist Nebel im absturzgefährdeten Hang, der eine genaue Messung verhindert. Der Besuch wird auf Freitag verschoben.
Ein wichtiges Messinstrument ist ein sogenannter Lasertachymeter. Dieser misst mit einem Laserstrahl die Geschwindigkeit des Gesteins im absturzgefährdeten Hang oberhalb des Dorfes. Weil am Donnerstagmorgen dieser Hang nebelverhangen war, konnte der Lasertachymeter keine genaue Messung vornehmen, wie Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Albula am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.
Somit sei das Risiko zu gross, die Brienzerinnen und Brienzer am Donnerstag ins Bergdorf zu lassen. Der Besuch wird nun um einen Tag verschoben, und findet am Freitag statt.
Während zwei Stunden dürfen sich dann in drei Zeitfenstern je 30 Bewohnerinnen und Bewohner im Dorf aufhalten. Sie müssen sich davor aber via Hotline anmelden. (SDA)
Die Bewohnerinnen und Bewohner des vom Bergsturz bedrohten Bündner Bergdorfs Brienz können am Donnerstag für zwei Stunden das evakuierte Dorf betreten. Aus Sicherheitsgründen dürfen sich nicht mehr als 30 Personen gleichzeitig im Dorf aufhalten.
Zutrittsberechtigt sind maximal zwei Personen pro Haushalt. Sämtliche Personen müssen der Gemeinde via Hotline vorher angemeldet werden, wie die Gemeinde in ihrem Informationsbulletin vom Mittwochabend mitteilte. Den Personen stehen drei Zeitfenster zur Verfügung. Der Besuch des Dorfs kann jedoch nur erfolgen, wenn die Gefahrenlage dies zulässt. Der Entscheid dazu fällt am frühen Donnerstagmorgen.

Die Beschleunigung der Felsmassen habe sich seit der Evakuierung weiter fortgesetzt. Die Geschwindigkeiten sei im Vergleich zum 8. Mai mehr als doppelt so hoch. Jedoch habe sich gezeigt, dass die Beschleunigung nicht mehr exponentiell, sondern nur noch linear zunehme, heisst es in der Mitteilung.
Geld für Sofortmassnahmen bereitgestellt
Die Gemeinde hat laut der aktuellen Information 200'000 Franken für Sofortmassnahmen und die Unterstützung von Betroffenen bereitgestellt. Weitere Mittel für die Unterstützung kämen vom Kanton Graubünden und aus Spenden von Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen.
Als erste Massnahme zur Unterstützung sollen alle von der Evakuierung betroffenen Einwohnerinnen und Einwohner einen finanziellen Sofortbeitrag erhalten. Er wird nach Haushaltsgrösse abgestuft. (SDA)
Im Bündner Dorf Brienz herrscht banges Warten auf den Bergsturz. Auf der rutschenden Gesteinsformation Insel oberhalb des Dorfs nimmt die Geschwindigkeit weiter zu, wie die Gemeinde Albula am Freitag mitteilte. Die kritische Phase stehe aber nicht unmittelbar bevor.
Die Beschleunigung der Insel, die mit Messgeräten überwacht werde, habe sich seit Ostern kontinuierlich fortgesetzt. Es müsse damit gerechnet werden, dass bis zu zwei Millionen Kubikmeter Gestein abbrechen – in Form eines grossen Bergsturzes, mehrerer kleinerer Felsstürze oder einer schnellen Rutschung.
Für Freitagmorgen war oberhalb von Brienz ein Helikoptereinsatz für den Frühwarndienst geplant, wie es weiter hiess. Spezialisten wurden an einem langen Seil in den Hang geflogen. Sie montierten zusätzliche Reflektorspiegel in den rutschenden Hang. Damit können Distanzen und Geschwindigkeiten per Laser gemessen werden.
Strassensperren vorbereitet
Sobald der Abbruch des Bergs nur noch einen Tag oder einige Stunden bevorsteht, verfügen die Behörden die höchste Alarmstufe «Blau». Dann werden die Strassen von Tiefencastel nach Lenzerheide und nach Filisur/Davos sowie die Albula-Bahnlinie gesperrt.
Auch im Nachbardorf Surava müssen dann zwei Häuser evakuiert werden. Unabhängig von der Entwicklung wird am kommenden Montag der Wanderweg am südlichen Ufer der Albula zwischen Tiefencastel Dalmeras und Surava Gravas aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Sobald die Strassen gesperrt sind, können die meisten Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in Tiefencastel ihr Schulhaus nicht mehr erreichen. Der Unterricht findet dann online statt. Die Primarschulkinder aus Brienz werden mit Bussen in ihre Schule nach Lantsch gebracht.
Solidarität und Ungewissheit
Das Schicksal von Brienz bewege den Kanton und die Schweiz, schreibt Gemeindepräsident Daniel Albertin. Der Kanton, viele Gemeinden, Unternehmen und Private hätten Geld gespendet. Mehr als 160 Wohnungen seien angeboten worden, um die Evakuierten unterzubringen.
Die Gemeinde rief alle Verkehrsteilnehmer der Region auf, sich auf die möglichen Sperrungen vorzubereiten. «Klären Sie, wo Sie bei Sperrungen übernachten können, ohne den weiten Umweg über Landquart oder das Engadin fahren zu müssen.» Kollegen, Freunde und Firmen könnten in dieser Ausnahmesituation helfen. (SDA)
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Der wertvolle spätgotische Altar aus der Kirche St. Calixtus in Brienz ist vor dem Bergsturz in Sicherheit. Studierende und Dozenten der Hochschule für Künste Bern, die Denkmalpflege Graubünden und der Kulturgüterschutz haben ihn zerlegt und abtransportiert.
Die Aktion dauerte drei Tage, wie die Gemeinde Albula am Freitag informierte. Der Flügelaltar von nationaler Bedeutung sei in Hunderte Einzelteile demontiert worden. Danach wurden die Teile verpackt und evakuiert.
Der Altar soll nun umfassend restauriert werden. Die Restauration sei ursprünglich ab Juni vorgesehen gewesen, schreibt die Gemeinde. Nun wurde sie wegen der kritischen Entwicklung der Lage in Brienz vorgezogen. (SDA)

Wie die Gemeinde Albula/Alvra am Donnerstagmorgen mitteilt, steht die höchste Gefahrenstufe, die sogenannten Phase Blau, nicht unmittelbar bevor. Die Phase Blau beginnt kurz bevor der Berg kommt. Dann werden auch die im Tal verlaufende Zuglinie und die Kantonsstrassen von Tiefencastel nach Filisur, und nach Lenzerheide gesperrt.
Am Vormittag informierten die Behörden in Graubünden über das Frühwarnsystem, welches beim drohenden Felssturz in Brienz zum Einsatz kommt.
Laut Andreas Huwiler, Geologe und Projektleiter Naturgefahren beim Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden (AWN), betreibt der Kanton mehrere Frühwarndienste: «In Brienz sind mehrere Radars und hochauflösende Kameras in Betrieb. Diese messen die Geschwindigkeit der Erd- und Felsbewegungen.»
Dazu gehören ein Georadar, ein Tachymeter und ein GPS-Messsystem. Sie stellen mit unterschiedlichen Methoden sicher, dass die Felsbewegungen laufend automatisch aufgezeichnet werden. Die Daten werden in der Regel über das Handynetz an die Frühwarnzentrale übermittelt

Spezifisch eingesetzt wird auch ein Steinschlagradar des Tiefbauamts Graubünden. Dieser ist mit der Verkehrsregelung verknüpft und kann akut gefährdete Verkehrswege unmittelbar sperren. Der Radar zählt zusätzlich Steinschläge – dieses Jahr wurden über 1000 Ereignisse registriert.
Team arbeitet auf «höchster Stufe»
Der Ingenieur Stefan Schneider ist Leiter des Frühwarndiensts Brienz. Er ist Chef eines Teams mit vier Geologinnen und Geologen. Die fünf Fachleute analysieren laufend die Daten, die von den verschiedenen Überwachungssystemen angeliefert werden.
«Aktuell sind wir im Bereitschaftsgrad vier», erklärt Schneider. «Das ist die höchste Stufe.» Die Daten werden nun laufend gesichtet und interpretiert. «Es ist nicht so, dass automatisch rote Lampen aufleuchten. Bei der Interpretation der Bewegungsdaten ist viel Handarbeit im Spiel.»

Sobald sich signifikante Änderungen ergeben, werden diese innerhalb des Teams diskutiert und allenfalls weitergemeldet. Schlussendlich entscheidet der Gemeindeführungsstab über einen Wechsel der Alarmstufe, aber immer aufgrund des Frühwarndienstes und seiner Geologinnen und Geologen. «Die Radarkurven zeigen eine starke Zunahme der Felsbewegungen», sagt Schneider.
Riesige Datenmenge zum «Brienzer Rutsch»
Der Experte erklärt auch das Vorhersagemodell, das in Brienz zum Einsatz kommt. «Aufgrund der riesigen Datenmenge, braucht der Computer bis zu zwei Stunden, um eine Prognose für den Abbruch zu erstellen.» Im Moment geht Schneider davon aus, dass sich ein Felsabbruch innerhalb von drei Tagen bis zu mehreren Wochen ereignen kann.
«Wir verlassen uns aber nicht allein auf Zahlen und Modelle, sondern hinterfragen sie auch immer wieder.» Der gesunde Menschenverstand komme auch zum Zug. Alles werde intensiv mit verschiedenen Fachleuten diskutiert.
Fragerunde
Wie kommt Schneider zur Beurteilung, dass ein eigentlicher Bergsturz weit weniger wahrscheinlich ist, als mehrere kleinere Felsstürze über längere Zeit verteilt? Der Ingenieur antwortet: «Wir haben die Erfahrung von früheren Ereignissen und eine Vorstellung davon, wie der Hang aufgebaut ist.» Ein Bergsturz sei aber nicht auszuschliessen.
Mehr dazu: Drei Szenarien für Brienz: Der Berg kommt – nur wie?

Könnte man den Bergsturz nicht künstlich durch eine Sprengung auslösen – sodass die Unsicherheit beendet werden kann und die Überwachung überflüssig wird? «An sich ist das eine gute Idee», sagt Schneider, «nur leider ist das technisch nicht möglich.» Es würde nicht reichen, Sprengladungen vom Helikopter aus abzuwerfen.
Den Sprengstoff aber mit Bohrungen präzis zu platzieren, ist unmöglich, weil sich der Fels bereits zu schnell bewegt. «Dazu kommen Haftungsfragen: Die müssen bei einer künstlichen Sprengung anders beantwortet werden als bei einem Naturereignis.» (Mehr zum drohender Felssturz in Brienz: «Wir können nichts anderes machen, als auf den Berg zu warten»)
Wenn man jetzt nicht mehr sprengen kann, weil es zu gefährlich ist, um Bohrungen durchzuführen, hat man einfach zu spät gehandelt? «Die sogenannte Insel – der Teil des Hangs, der sich momentan am schnellsten bewegt – hat sich erst vor kurzem als die grösste Gefahrenquelle erwiesen», sagt Schneider. Andreas Huwiler ergänzt, dass eine einzelne Sprengung längst nicht ausgereicht hätte: «Wir hätten über Jahre hinweg sprengen müssen, ohne zu wissen ob wir am richtigen Ort sprengen.» Huwilers Fazit: «Eine Sprengung ist technisch nicht möglich.
Trägt der viele Regen der letzten Zeit dazu bei, dass sich der Fels schneller bewegt? «Das ist ein Faktor, aber nicht der entscheidende», sagt Schneider. «Das Beunruhigende ist ja gerade, dass trotz des trockenen Herbsts und Winters das Tempo der Felsbewegungen zugenommen hat.»
Macht der Regen die Vorhersage schwieriger? «Je nach Witterungssituation gibt es Störsignale, die die Qualität der Daten aus den Messgeräten beeinflussen», sagt Schneider. «Das macht die Interpretation schwieriger.» Aber genau aus diesem Grund kämen eben verschiedene Messsysteme mit unterschiedlichen Methoden zum Zug.
Gibt es unter den Geologen auch unterschiedliche Meinungen, und wie kommt es zu einer konsolidierten Empfehlung gegenüber dem Gemeindeführungsstab? «Bisher waren wir immer einstimmig», sagt der Ingenieur, «aber wir haben klar festgelegt, wie wir unsere Meinung bilden.» Falls es Differenzen zwischen den verschiedenen Fachmeinungen gibt, wird das gegenüber dem Gemeindeführungsstab offengelegt. Christian Gartmann, Kommunikationschef im Gemeindeführungsstab, bestätigt, dass die Kommunikation mit den Fachleuten sehr transparent ist.
Hat Brienz nach dem Abbruch dann für längere Zeit Ruhe? «Wir können das noch nicht sagen», sagt Ingenieur Schneider. «Es kommt sehr darauf an, wie stabil sich der Untergrund nach dem nun befürchteten Absturz präsentiert.» Andreas Huwiler vom Amt für Naturgefahren ergänzt, dass der Kanton seine Hoffnung in den geplanten Entwässerungsstollen setzt. Dieser sollte die Lage stabilisieren. «Der Stollen ist aus unserer Sicht die Lösung für Brienz», sagt auch Urban Maissen, der Leiter des Amts für Naturgefahren. Die Planung werde momentan vorangetrieben, offen ist noch die Finanzierung.
Wie lange darf die Bevölkerung nicht ins Dorf zurückkehren? «Die Frage beschäftigt momentan alle, die Evakuation ist sehr belastend», sagt Christian Gartmann. «Tatsache ist: Wir können dazu momentan nichts sagen.» Die Sicherheit sei für die Behörden zentral. «Aber sobald es die Situation zulässt, lockern wir das Regime so schnell wie möglich.» (Lesen Sie auch zur Evakuierung von Brienz: Dann flüstert der Einheimische: «Madonna!»)
(Edgar Schuler)
Es gibt drei Szenarien für Brienz, wie unser Artikel erklärt. Felsstürze, Schuttstrom, Bergsturz: Simulationen zeigen, wie weit die Sturzmassen jeweils reichen und ob Brienz oder gar die Albula verschüttet werden.
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SDA/Redaktion
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