Braune Schuhe als Karrierekiller
Dresscodes können den Weg nach oben versperren. Insbesondere im Investmentbanking, fand eine britische Studie heraus.

Die Investmentbanker in der Londoner City sind ein elitärer Zirkel. Und es gibt kaum Gründe zur Annahme, dass sich daran bald etwas ändern wird. In diesen einfachen Worten lassen sich die Ergebnisse einer Studie der britischen Social Mobility Commission zusammenfassen.
Wer nicht über die entsprechende Herkunft verfügt und an der falschen Universität studiert hat, erhält kaum Zutritt zu dieser schillernden Welt. Bei den Ausbildungsstätten gelten die London School of Economics oder die Universitäten Oxford und Cambridge quasi als Voraussetzung.
Die Studie zitiert eine frühere Untersuchung, die zeigte, dass mehr als ein Drittel der Berufseinsteiger im Investmentbanking eine gebührenpflichtige Schule besucht hat und generell über die Hälfte der Führungskräfte eine Privatschule. Wobei dieser Anteil bei den unter 45-jährigen Führungskräften mit 72 Prozent noch stärker ausgeprägt ist.
«Do not wear brown in town»
Doch die gute Ausbildung allein macht es auch noch nicht aus. Die Personalverantwortlichen im Londoner Investmentbanking achten auf weitere statusbezogene Merkmale: auf die Ausdrucksweise, Sprachmuster und weitere spezifische Verhaltensmerkmale, die auf eine Herkunft aus der Upper- oder mindestens Upper-Middle-Class schliessen lassen. Alles Fertigkeiten, die Berufseinsteiger aus privilegiertem Haus sich bei Aktivitäten ausserhalb des Lehrplans an der Uni aneignen können. Während die weniger Bemittelten dann einem Studentenjob nachgehen müssen.
Zu diesen informellen Selektionskriterien gehören auch «undurchsichtige Dresscodes», wie es im 138 Seiten starken Papier der Kommission für soziale Mobilität heisst.
Und hier kommen die braunen Schuhe ins Spiel: Unter britischen Vertretern des Investmentbanking gelte es als inakzeptabel, braune Schuhe zu einem Anzug zu tragen («do not wear brown in town»). Höchstens bei älteren Semestern werde ein Auge zugedrückt und bei Kollegen aus Kontinentaleuropa.
Doch nicht nur mit braunen Schuhen können die Vertreter aus minderprivilegierten Schichten im Bewerbungsprozess in die Falle tappen. Sie würden die Anzüge immer zu gross tragen, hätten keinen richtigen Haarschnitt und wüssten nicht, welche Krawatte zu Hemd und Anzug passe, so die Einschätzung von Leuten, die an den Bewerbungsverfahren beteiligt waren.
Das klinge vielleicht oberflächlich und sei doch einfach zu umgehen, dennoch hätten Bewerber bestätigt, dass diese Dinge eine wichtige Rolle im Auswahlprozess gespielt hätten.
Ein Bewerber erhielt als Feedback, er sei zwar offensichtlich sehr aufgeweckt, passe aber nicht zu dieser Bank. Er sei zu wenig geschniegelt (polished). Die Personalverantwortliche habe gesagt: «Sieh dir diese Krawatte an, die du trägst. Die ist viel zu laut. Die kannst du nicht zu diesem Anzug tragen.»
Offenbar gehen die Personalverantwortlichen bei den Londoner Investmentbanken davon aus, dass Banker aus gut betuchtem Hause es eher schafften, ihre Kunden zu überzeugen, sie hätten Sachverstand und Erfahrung. Was helfe, Vertrauen zu bilden.
Gefahr der Homogenität
Ähnliche Tendenzen wie im Investmentbanking macht der Bericht auch im Pharma- und Lifesciences-Bereich aus und empfiehlt all diesen Branchen, dagegen entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Indem beispielsweise Belege gesammelt werden, inwieweit Mitarbeiter aus weniger privilegierten Schichten vom Zugang zu Topjobs ausgeschlossen werden. Danach gehe es darum, die entdeckten Hürden aus dem Weg zu räumen.
Für die Individuen sei es wichtig, dass der Zugang zu erfüllenden und/oder gut bezahlten Jobs nicht auf der Basis der Herkunft entschieden werde. Zudem sei es wichtig für die Wirtschaft und deren Schlüsselbranchen, dass sie die ganze Breite der zur Verfügung stehenden Talente ausschöpften, heisst es im Bericht. Nur so könnten Innovation und Unternehmergeist sichergestellt werden. Zu viel Homogenität könne zu negativen Konsequenzen führen wie etwa Gruppendenken, was der Erneuerung und dem kritischen Hinterfagen abträglich sei.
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