BP verheimlichte Beinahe-Katastrophe
Wikileaks enthüllt, dass auf einer Plattform des britischen Energiekonzerns im Kaspischen Meer ein gravierender Zwischenfall passierte – noch vor der Katastrophe im Golf von Mexiko.

Wikileaks hat seine Ankündigung, Enthüllungen über BP zu präsentieren, wahrgemacht. Zwei Medienpartner von Wikileaks, «Guardian» und «El Paìs», berichten, dass der britische Energiekonzern einen schweren Zwischenfall zu verantworten hat – und dass er versuchte, diesen zu verschweigen. Beim Unfall handelt es sich um ein «riesiges Gasleck» auf einer Plattform im Kaspischen Meer – in einem Fördergebiet, das zur früheren Sowjetrepublik Aserbeidschan gehört.
Gas-Explosion ohne Tote
Den Zwischenfall im September 2008 konnte BP gemäss den amerikanischen Depeschen verheimlichen, weil das Gasleck keine Katastrophe verursachte und keiner der 212 Arbeiter, die sich auf der Plattform befunden hatten, getötet wurde. Im Vergleich dazu hatte die Explosion auf der Förderplattform «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko im letzten April deutlich schlimmere Folgen: Die Fehler und Versäumnisse von BP, die das schwere Unglück erst ermöglicht hatten, führten zur grössten Ölpest der Geschichte. Zehn Arbeiter kamen dabei ums Leben.
Was das Gasleck auf der BP-Plattform in Aserbeidschan verursachte, wird in den Wikileaks-Informationen, die «Guardian» und «Paìs» publik gemacht haben, nicht klar. Offensichtlich blieb die Unfallursache auch für die BP-Verantwortlichen ein Rätsel, wie aus den schriftlichen Verlautbarungen des Landesverantwortlichen Bill Schrader hervorgeht. Der Zwischenfall ereignete sich im Fördergebiet «Azeri-Chirag-Guneschi», wo sich die grössten Gasreserven des Kaspischen Meers befinden sollen. Nach dem Gasleck sei die Gewinnung von 500'000 Barrel Gas am Tag stillschweigend für mehrere Monate unterbrochen worden, heisst es gemäss den Wikileaks-Enthüllungen.
Diebstahlvorwurf gegen BP
Für den britischen Energiekonzern stand nicht die Information über das Gasleck im Vordergrund, sondern seine Reputation in Aserbeidschan, wo er an zentralen Energieprojekten beteiligt ist und grossen Einfluss auf die Politik des Landes hat. Gemäss eigener Darstellung geniesst BP «kontinuierliche Unterstützung und Goodwill von Seiten der Regierung und der Bevölkerung von Aserbeidschan».
Dass das Verhältnis zwischen BP und Regierung doch nicht so harmonisch ist, zeigen andere Depeschen der US-Diplomaten. So beschuldigt der Präsident von Aserbeidschan den Energiekonzern, Öl im Wert von zehn Milliarden gestohlen zu haben. Ausserdem versuche BP mit erpresserischen Methoden, sich die Gasförderrechte in der Kaspischen Region zu sichern.
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