Boston-Attentäter wegen vierfachen Mordes angeklagt
Eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern hat gegen Dzhokhar Tsarnaev insgesamt 30 Anklagepunkte erhoben. Auf 17 der Punkte stehen die Todesstrafe oder lebenslange Haft.
Der überlebende Bombenattentäter von Boston, Dzhokhar Tsarnaev, ist wegen vierfachen Mords und des Gebrauchs einer Massenvernichtungswaffe angeklagt worden. Eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern wirft Zarnajew insgesamt 30 Anklagepunkte vor.
Allein auf 17 der Anklagepunkte stünden die Todesstrafe oder lebenslange Haft, teilte die Bundesstaatsanwaltschaft in der US-Ostküstenstadt am Donnerstag mit. Der 19-jährige Zarnajew soll gemeinsam mit seinem 26-jährigen Bruder Tamerlan Mitte April einen Anschlag auf den Bostoner Marathon verübt haben. Dabei wurden drei Menschen getötet und mehr als 260 weitere verletzt.
Anschlag seit Februar geplant
Die Ermittler kamen Tamerlan und Dzhokhar Tsarnaev durch Videoaufnahmen auf die Spur, die Überwachungskameras am Anschlagsort gemacht hatten. Der ältere Bruder wurde wenige Tage nach der Attacke bei einer nächtlichen Verfolgungsjagd mit der Polizei getötet. Dzhokhar Tsarnaev wurde kurz darauf schwer verletzt gefasst.
Die Ermittler vermuten einen radikalislamischen Hintergrund. Ende April hatte die US-Justiz ein Strafverfahren gegen den jüngeren Tsarnaev eingeleitet. Eine Grand Jury entschied nun, dass die Beweise gegen den Attentäter für eine Anklage ausreichen. Am 10. Juli soll er zur Verlesung der Anklage erstmals vor Gericht erscheinen, wie die Staatsanwaltschaft erklärte.
In der Anklageschrift wird Tsarnaev vorgeworfen, spätestens ab Februar dieses Jahres gemeinsam mit seinem Bruder einen Bombenanschlag geplant zu haben. Am 15. April hätten die Brüder dann zwei Sprengsätze inmitten der jubelnden Menge beim Bostoner Marathon gelegt und diese im Abstand von wenigen Sekunden gezündet. Die Bomben bauten die beiden den Angaben zufolge selbst aus Schnellkochtöpfen, Schwarzpulver und Splittern zusammen.
Polizist getötet
Als die Bundespolizei FBI die Fahndungsfotos der Verdächtigen veröffentlichte, seien die Tsarnaev-Brüder am 18. April mit fünf weiteren Sprengsätze, einer halbautomatischen Pistole, einer Machete sowie einem Jagdmesser zum Campus der Universität MIT gefahren. Dort hätten sie den Polizisten Sean Collier erschossen, heisst es in der Anklageschrift. Anschliessend hätten die Brüder einen Mercedes gestohlen, den Fahrer entführt und ausgeraubt.
Nachdem ihre Geisel flüchten konnte, sollen Tamerlan und Dzhokhar Tsarnaev sich den Angaben zufolge eine Schiesserei mit Polizisten geliefert haben. Dabei hätten die Brüder vier weitere Bomben auf die Beamten geworfen. Dschochar Tsarnaev habe dann auf der Flucht seinen Bruder mit dem Mercedes überfahren. Anschliessend habe sich der 19-Jährige im Bostoner Vorort Watertown in einem trockengelegten Boot versteckt, wo er am darauffolgenden Abend festgenommen worden sei.
Keine weiteren Komplizen
Bei der Suche nach einem Motiv hatte das FBI vor allem eine sechsmonatige Kaukasus-Reise von Tamerlan Tsarnaev im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen. Dort könnte der ältere Bruder mit radikalen Islamisten in Kontakt gestanden haben. Die US-Behörden gehen aber davon aus, dass die Attentäter allein handelten.
Dschochar Tsarnaev soll Medienberichten zufolge vor seiner Festnahme in seinem Versteck ein Bekennerschreiben verfasst haben. Er habe den Anschlag darin als Vergeltung für US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan bezeichnet. «Wer einen Muslim angreift, greift alle Muslime an», soll der 19-Jährige an die Innenwand des Boots gekritzelt haben.
AFP/kpn
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