Bonuspunkte für schwule Fussballer
Das neue Game «Football Manager 2018» wartet mit einem neuen Coming-out-Feature auf.

Bis zum heutigen Tag gab es offiziell genau drei homosexuelle Männer im Profifussball: den Engländer Justin Fashanu, der unter anderem bei Manchester City spielte und sich 1990 als allererster aktiver Profifussballer als homosexuell outete, den Amerikaner Robbie Rogers, der 2013 mitteilte, er sei schwul, und diese Woche vom Spitzensport zurücktrat und der deutsche Nationalfussballspieler Thomas Hitzlsperger. Dieser traute sich allerdings erst nach seinem Karriereende.
Das war vor drei Jahren. Zwar kam damals eine Diskussion um Homophobie im Profifussball in Gang, aber im Grunde hat sich seither nichts getan. Der erhoffte Dominoeffekt bei Spieler-Outings blieb aus, das Thema ist wieder unter den Fussballrasenteppich gekehrt. Die Angst vor möglichen negativen Konsequenzen ist offensichtlich immer noch zu gross.
Im Rugby ist das Schwulsein kein Tabu
Ganz im Gegensatz etwa zu Rugby, der noch männlicher geprägt ist als der Fussball. Dort sind mehrere prominente Spieler offen schwul, unter anderem der ehemalige walisische Rekordnationalspieler Gareth Thomas, der auch in seiner Aktivzeit zu seiner Homosexualität stand und 2015 auch Testimonial für eine Guinness-Werbung war.
Einer der geschätztesten Rugby-Schiedsrichter, Nigel Owens, ist ebenfalls offen schwul. Im Fussball ist das nach wie vor undenkbar. Oder wie es Justin Fashanu in seinem Abschiedsbrief schrieb: «Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart.» 1998 nahm sich der Fussballer das Leben.
Coming-out-Feature in der neuen Version
Nun versucht das Game «Football Manager 2018», erneut eine Diskussion anzustossen. Im bekannten Spiel für PC, Mac und Linux kann man in die Rolle eines Fussballmanagers schlüpfen, der sich unter anderem um Spielertransfers kümmert und um Scoutings, um den Trainerstab, das Training oder um Spieltaktiken.
In der Version 2018, die seit heute Freitag im Handel ist, gibt es neuerdings ein Coming-out-Feature. Dabei erhält man nach dem Zufallsprinzip eine Mitteilung, dass sich einer der Spieler geoutet hat, allerdings handelt es sich dabei nur um virtuelle Namen und nicht um echte Profis. Damit wollen die Verantwortlichen von «Football Manager 2018» mögliche Klagen verhindern.
Belohnung für schwule Spieler
«Ich finde es einfach verrückt, dass wir 2017 in einer Welt leben, in der Menschen nicht sich selber sein können», sagte der Verantwortliche des Games, Miles Jacobson, in einem Interview mit BBC Sport. Man wisse, dass es unter den Profispielern Männer gebe, die schwul seien, aber das Gefühl hätten, sich nicht outen zu können. «Ich finde es seltsam, dass dies immer noch ein Problem im Fussball ist. Deswegen haben wir uns entschieden, den Leuten zu zeigen, dass ein Coming-out etwas Positives sein kann.»
Sobald sich einer der virtuellen Kicker als schwul outet, winkt eine Belohnung in Form von höheren Einnahmen für den Club – ein homosexueller Spieler könnte schliesslich das Interesse der LGBT-Community wecken. So haben sich das die Spielentwickler von «Football Manager 2018» ausgedacht. Das ist eine ehrenwerte Bemühung, wenngleich auch PR-Überlegungen hinter der Aktion stecken dürften.
Aber einerseits ist es wohl naiv zu glauben, dass ausgerechnet ein virtuelles Spiel ein Umdenken in der Realität bewirken kann und Sportler zum Coming-out animiert. Andererseits mutet die Belohnung fürs Schwulsein wie positiver Rassismus an. Homosexualität sollte vielmehr nicht der Rede wert sein, also weder negativ, noch positiv, sondern bestenfalls neutral.
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