Bombardier will weitere Züge liefern, doch die SBB lehnen ab
Die SBB und Bombardier streiten über die Zuverlässigkeit des Zuges. Das hat auch finanzielle Gründe.

Er wird hämisch «Pannen-» oder wahlweise auch «Schüttelzug» genannt: Der neue Doppelstöcker der SBB hat derzeit keinen guten Ruf. Bei einem Zug, der Jahre auf sich warten liess, ist das kein Wunder. Zurzeit fahren die Züge nur auf einem Teil der ursprünglich angedachten Einsatzstrecke.
Die offizielle Begründung der SBB: Der FV-Dosto, wie ihn die Bundesbahnen nennen, sei noch zu wenig zuverlässig. Insbesondere auf die viel befahrene Strecke zwischen Bern und Zürich lassen die SBB die Züge noch nicht im Pendlerverkehr. Hinzu kommen Komforteinbussen für die Reisenden, weil es teilweise im oberen Teil des Doppelstöckers stark schwankt. Insgesamt sind zwölf der neuen Züge regelmässig im Einsatz. 62 werden es am Ende sein. Wann diese fahren, ist jedoch noch offen.
Mittlerweile fährt der FV-Dosto bis zu 3500 statt wie anfangs 850 Kilometer ohne Panne.
Wer dieser Tage von Bern nach Zürich fährt, dem begegnen aber immer wieder herumstehende Zugkompositionen des FV-Dosto. Bei Bombardier heisst es, dass eigentlich neun weitere Züge einsatzbereit wären. Auf die Nachfrage, warum diese nicht Pendler von A nach B bringen und wortwörtlich auf dem Abstellgleis stehen, verweist Bombardier auf die SBB.
Eine Sprecherin der Bundesbahnen sagt dazu: «Die SBB sind mit der aktuellen Leistung der neuen Züge nicht zufrieden und werden erst weitere Züge in den Einsatz nehmen, wenn die Fahrzeuge die erforderliche Betriebsstabilität aufweisen.» Die Doppelstöcker bleiben also auf dem Abstellgleis. Derweil setzen die SBB immer wieder altes Rollmaterial ein, um Spitzen abzudecken. Oder es verkehren S-Bahn-Züge auf längeren Strecken.
Neue Züge würden eine Zahlung auslösen
Anders als die SBB ist Bombardier überzeugt, dass die Züge mittlerweile die erforderliche Zuverlässigkeit aufweisen. Das würden auch Zahlen belegen. Beim Fahrplanwechsel im Dezember 2018 lag die durchschnittliche Länge der Fahrten zwischen zwei Vorfällen bei 850 Kilometern. Vorfälle sind in diesem Zusammenhang nicht zwingend mit einem kompletten Zugausfall gleichzusetzen. Auch kleinere Störungen, die eine Wartung mit sich bringen, werden gezählt. Der Wert liege nun zwischen 3000 und 3500 Kilometer. Für Bombardier Grund genug, die neuen Züge schnellstmöglich in den Einsatz zu bringen.
Die Pannen beim Zug haben unter anderem mit den Türen und den automatischen Trittbrettern zu tun. Rund ein Drittel aller Störungen waren am Anfang darauf zurückzuführen. Was immer wieder zu Verspätungen führte. Eine neue Softwareversion hat die Probleme mit den Türen entschärft.
Bombardier will nun mit der Auslieferung vorwärtsmachen. Ein Bombardier-Sprecher sagt: «Man muss die Züge einsetzen, damit die Zuverlässigkeit weiter erhöht werden kann und Erfahrungen gesammelt werden können.» Denn: «Stehende Züge werden nicht einfach so besser.»
Die Verspätung bei der Übernahme der Züge hat laut Bombardier auch einen Einfluss darauf, wie schnell die restlichen Fahrzeuge produziert werden können. Die Firma ist überzeugt, dass sie bis Ende 2019 zusätzlich zu den neun Zügen 15 weitere fertigstellen kann. Aber nur, wenn die SBB die nächsten Fahrzeuge bald übernehmen.
Unter der gleichen Bedingung geht Bombardier davon aus, dass alle 62 Züge bis circa Ende 2020 geliefert werden können. Das wäre rund ein Jahr nach dem 2010 vereinbarten Endliefertermin für die gesamte Flotte.
Die Verzögerung durch die SBB dürfte auch finanzielle Gründe haben. So haben die SBB die ersten zwölf Züge, welche zurzeit im Einsatz stehen, vorübernommen. Das ist eine wichtige Etappe im Zahlungsplan der Züge, wie ein Bericht der SBB zeigt. Für jeden der zwölf Züge, die vorübernommen wurden, floss Geld.
Würden die SBB nun zusätzliche Züge übernehmen, wäre dies mit einer weiteren Anzahlung verbunden. Ein einzelner Zug kostet etwas über 30 Millionen Franken. Rund 70 Prozent davon werden bei der Vorübernahme fällig. Bisher haben die SBB laut eigenen Aussagen rund ein Drittel des Gesamtpreises von 1,9 Milliarden Franken – abgesichert über Bankgarantien – angezahlt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch