Börse bejubelt Giganten-Fusion
Die Aktie des Schweizer Zementriesen Holcim springt nach Ankündigung der Fusion mit Konkurrent Lafarge in die Höhe.
Holcim und Lafarge wollen sich zum grössten Zementhersteller der Welt zusammenschliessen. Die Grossfusion schafft einen Giganten mit 39 Milliarden Franken Umsatz. Der Hauptsitz soll in der Schweiz sein, an den übrigen Standorten in der Welt halten die Partner fest.
Nachdem tagelang über eine Fusion spekuliert worden waren, haben die beiden Grossunternehmen heute ihren Plan offiziell bekannt gegeben. Stimmen die Wettbewerbsbehörden zu, geht bis Mitte 2015 der grösste europäischen Firmenzusammenschluss seit der Verschmelzung der Rohstofffirmen Glencore und Xstrata letztes Jahr über die Bühne.
Aktien gefragt
Die angekündigte Fusion beflügelt die Investoren. Die Holcim-Aktie war eine halbe Stunde nach Handelsstart in Zürich 5,2 Prozent mehr wert als am Freitagabend. Die Anleger in Paris trieben den Kurs von Lafarge um 3,9 Prozent hoch.
Die Analysten der Bank Notenstein glauben, dass die erwarteten Synergien in der geplanten Fusion für die Anleger ein wichtiger Grund sind, Aktien der beiden Konzerne zu kaufen: «Die Position als globaler Marktführer im Bereich Zement, Beton und Zuschlagstoffe bietet neue Optimierungsmöglichkeiten», heisst es in einem Kommentar der St. Galler Privatbank.
Holcim und Lafarge könnten Überkapazitäten in Ländern und Regionen reduzieren und eine bessere Auslastung und Rentabilität der Produktionswerke erreichen. Die Analysten sehen HolcimLafarge zudem in der Lage, die Preise im Weltmarkt besser zu diktieren.
Belgischer Grossaktionär
In der Aktionärsstruktur des neuen Konzerns würde der Schweizer Industrielle und bisherige Holcim-Grossaktionär Thomas Schmidheiny etwa 11 Prozent halten. Zweitgrösster Aktionär mit 10 Prozent würde die belgische Industrieholding Groupe Bruxelles Lambert (GBL), aktuell ein Grossaktionär von Lafarge.
Auf 7 Prozent käme die Beteiligungsgesellschaft NNS des Ägypters Nassef Sawris, Bruder des Hotelkönigs Samih Sawiris. Nassef Sawiris ist derzeit Verwaltungsrat von Lafarge und könnte damit einer der sieben bisherigen Lafarge-Aufsichtsräte sein, die ins 14-köpfige Führungsgremium von HolcimLafarge einziehen.
Holcim will einen öffentlichen Aktientausch anbieten: Für eine Lafarge-Aktie bietet Holcim eine eigene Aktie an. Die avisierte Fusion wird allerdings als ein Zusammenschluss unter gleichen bezeichnet.
Bei der Besetzung der Chefpositionen des künftig als HolcimLafarge auftretenden Konzerns sollen beide bisherigen Gruppen berücksichtigt werden. Holcim-Verwaltungsrat Wolfgang Reitzle ist als Präsident vorgesehen, und der bisherige Lafarge-Lenker Bruno Lafont will die Rolle des Konzernchefs übernehmen.
Teilverkauf
Der Firmensitz wird in der Schweiz sein, wobei die Aktien an den Börsen von Zürich und Paris gehandelt werden werden. Oberstes Gremium des Megakonzerns soll ein 14-köpfiger Verwaltungsrat sein, in den von beiden bisherigen Konzernen je sieben Mitglieder einziehen.
10 bis 15 Prozent des Geschäfts sollen abgestossen werden, um Mehrspurigkeiten zu verhindern und um regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, wie weiter mitgeteilt wurde. Das Gesamtvolumen dieser Verkäufe von Firmenteilen bezifferte die Konzernspitze nicht.
Die Fusion der beiden Zementkonzerne werde keine Standortschliessungen nach sich ziehen, versicherten Holcim-Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron und Lafarge-Chef Bruno Lafont an einer Telefonkonferenz.
Gespräche mit Behörden
«Wir fusionieren nicht, um die Gruppe tiefgreifend zu restrukturieren», sagte Lafont. Holcim und Lafarge hätten bereits in der Vergangenheit ihre Unternehmensteile fit getrimmt. Das schliesse jedoch nicht aus, dass der neue Konzern seine Strukturen laufend überprüfen werde.
Die Gespräche mit den europäischen Wettbewerbsbehörden würden unverzüglich aufgenommen. LafargeHolcim sei bereit, mit den Behörden umfassend zu kooperieren. In vielen Ländern seien die Aktivitäten von Lafarge und Holcim komplementär. So sei Lafarge stark in Afrika verankert, während Holcim eine starke Stellung in Lateinamerika habe.
Weko nimmt Fusion nicht unter die Lupe
Von Seiten der Weko droht den zwei Firmen kein Hindernis: Da Lafarge in der Schweiz einen jährlichen Umsatz von weniger als 100 Millionen Franken erzielt, ist die Fusion nicht meldepflichtig.
Aus diesem Grund sei die gesetzliche Schwelle nicht gegeben, um tätig zu werden, heisst bei der Weko auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Wettbewerbsbehörde prüft Zusammenschlüsse erst, wenn beide involvierten Unternehmen mindestens einen Umsatz von je 100 Millionen Franken pro Jahr in der Schweiz generieren.
Die Fusion werde Synergien in Milliardenhöhe freisetzen: In der Mitteilung ist die Rede davon, dass über drei Jahre verteilt bis zu 1,7 Milliarden Franken drinliegen. Soiron und Lafont erwähnten operative Optimierungen, günstigere Einkäufe auf den Beschaffungsmärkten, Innovationen sowie eine bessere Bewirtschaftung des betriebsnotwendigen Kapitals
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch