«Blutige Entlassungen sind nicht in unserem Interesse»
Die tief angesetzten Fallpauschalen machen dem Direktor des Horgner See-Spitals Sorgen. Für die Patienten sieht er aber keine Gefahr.
Mit Markus Gautschi sprach Sibylle Saxer Unser Ziel ist es, als Stiftung selbstständig zu existieren, ohne den Kanton oder die Gemeinden um einen Zustupf bitten zu müssen. Dass wir jetzt ohne diese Rückversicherung auskommen müssen, macht es für uns schwerer. Anderseits geniessen wir so grössere unternehmerische Freiheit. Einen Plan B haben wir nicht. Falls es zu einem wirtschaftlichen Einbruch kommen sollte, gehen Verluste zuerst zulasten des Stiftungsvermögens. Notfalls würden wir wohl ähnlich wie die UBS in einer Einmalhandlung die öffentliche Hand um Hilfe bitten. Aber wir werden alles daransetzen, dies zu vermeiden. Wir gehen von 10 000 bis 12 000 Fällen aus. Dass wir diese Zahl erreichen, ist auch realistisch. Wir haben ja bereits in den vergangenen zehn Jahren nach diagnosebezogenen Fallgruppen abgerechnet. Das Benchmarking war in den letzten Jahren hart, aber es hat sich auch ausgezahlt. Immerhin sind die Kosten der Zürcher Spitäler im interkantonalen Vergleich 6 Prozent tiefer. Nein, wir hatten mit 650 Geburten gerechnet, 2011 waren es nur 580. Da müssen wir uns noch steigern. Das ist für uns zu wenig. Nicht, um über die Runden zu kommen. Aber wir hatten damit gerechnet, 14 bis 16 Prozent unserer Einnahmen für Investitionen beiseitelegen zu können. Bei diesem Betrag werden es nur 10 Prozent sein. Das wird sich über kurz oder lang in einer Überalterung der Infrastruktur niederschlagen. In 10 bis 20 Jahren werden wir diesbezüglich Handlungsbedarf haben. Der Eindruck täuscht. Ich bin sehr zuversichtlich; dank der Fusion der Spitäler Sanitas und Zimmerberg sind wir gut aufgestellt. Durch die neue Spitalfinanzierung gewinnen wir nicht nur zusätzliche Freiheiten, auch das System ist transparenter. Für die Berechnung der Fallpauschale respektive des Preises ist nun der Schweregrad der Behandlung massgebend. Bis letztes Jahr erhielten wir mit Klinik- und Tagespauschalen beispielsweise für alle zehntägigen Spitalaufenthalte genau gleich viel vergütet, unabhängig davon, ob für die Genesung schwere operative Eingriffe, teure Medikamente und Materialien oder Implantate notwendig waren. Im übertragenen Sinn erhielten wir immer die Vergütung für einen Mittelklassewagen, obwohl der Patient vielleicht nur einen Kleinwagen oder sogar ein Luxusfahrzeug erhielt. Nein, denn blutige Entlassungen sind nicht in unserem Interesse. Wenn es bei einem Patienten binnen 18 Tagen nach der Entlassung zu Komplikationen kommt, sind wir verpflichtet, ihn im Rahmen der gleichen Pauschale nachzubehandeln. Nein, das ist für uns keine Strategie. Wir sind ein Regionalspital und wollen in der Region gut verankert bleiben. Das ist unsere Stärke, und unsere privatrechtliche Stiftung ist dafür eine geeignete Unternehmensform. Ein guter Kontakt zu den Gemeinden bleibt für uns sehr wichtig. Wir haben bisher schon jeweils vor den Sommerferien einen Behördenanlass durchgeführt, an welchem nicht nur Spitalratsmitglieder teilnehmen konnten, sondern auch andere Behördenmitglieder, Kantonsräte und Gesundheitssekretäre. Das werden wir auch in Zukunft tun. Markus Gautschi Der Direktor des See-Spitals in Horgen steht einer fünfköpfigen Geschäftsleitung vor.
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