Blutige Anschlagsserie in Nigeria
Bei einer Anschlagsserie auf Kirchen und die Sicherheitsbehörden sind in Nigeria über einhundert Menschen getötet worden. Das Rote Kreuz sprach von über 100 Toten, ein Vertreter der Rettungsdienste gar von 150.

Der Sprecher des nigerianischen Roten Kreuzes erklärte am Sonntag, die Zahl der Toten werde womöglich steigen, da örtliche Kliniken noch keine komplette Übersicht geliefert hätten. Bei den Attacken wurden nach Angaben eines Regierungsvertreters ausserdem Hunderte Menschen verletzt. Das Spital in Damaturu sei überfüllt, sagte er.
Zu den Anschlägen im Bundesstaat Yobe bekannte sich die radikalislamische Sekte Boko Haram. Ein Sprecher von Boko Haram drohte in einem Interview mit der Zeitung «Daily Trust» am Samstag mit neuen Angriffen. Begonnen hatte die Anschlagsserie am Freitag im Bundesstaat Borno. In der dortigen Provinzhauptstadt Maiduguri zündeten Sektenmitglieder vier Bomben. Der Polizeichef erklärte, vier Menschen seien getötet worden.
Am Sonntag wurde in Maiduguri, dem spirituellen Sitz der Sekte, zudem ein Polizist erschossen. Bewaffnete Mitglieder von Boko Haram stoppten das Auto des Beamten, als dieser auf dem Weg zur Moschee war und erschossen ihn. Seiner Familie, die ebenfalls im Auto sass, erlaubten sie weiterzufahren, sagte Kommissar Simeon Midenda in Maiduguri.
Angst in der Stadt
Später begann dann die 90-minütige Anschlagserie in der Hauptstadt des angrenzenden nordöstlichen Bundesstaates Yobe, Damaturu. Neben Banken und Polizeistationen wurden vor allem katholische Kirchen und ein theologisches Seminar angegriffen. Im mehrheitlich christlichen Stadtteil mit dem Namen Jerusalem wurden mehrere Gebäude zerstört, wie der Bewohner Edwin Silas berichtete. «Die gesamte Stadt ist traumatisiert», sagte er.
Ein katholischer Priester sagte «The Nation», seine Kirche sei niedergebrannt und acht andere Kirchen seien attackiert worden. Banden junger Männer seien durch die Strassen gezogen und hätten Brandbomben in die Kirchen geworfen. Während den Anschlägen gab es auch längere Schusswechsel, zahlreiche Bewohner hätten fluchtartig die betroffenen Quartiere verlassen. Auch am Sonntag herrschte unter den Bewohnern immer noch Angst. Viele Menschen fürchteten, dass Boko Haram noch einmal zuschlagen könnte.
Präsident Goodluck Jonathan verurteilte die Anschläge. Er habe die Festnahme der Attentäter «dieser abscheulichen Taten» angeordnet, sagte sein Sprecher Reuben Abati. Auch UNO- Generalsekretär Ban Ki Moon und der Weltsicherheitsrat verurteilten die Anschläge scharf. Der Sicherheitsrat bezeichnete sie in einer Erklärung vom Samstag als «kriminell und nicht zu rechtfertigen».
Nigerianische Taliban
Nigeria ist zwischen dem mehrheitlich muslimischen Norden und dem überwiegend von Christen und Animisten besiedelten Süden gespalten. Zwischen den Religionsgruppen bestehen seit langem Spannungen, die immer wieder in Gewalt münden. Ein 2009 von Boko Haram in Maiduguri initiierter Aufstand wurde von der Armee blutig niedergeschlagen.
Die Sekte, die übersetzt in etwa «westliche Erziehung ist eine Sünde» heisst, verübt seit Jahren immer wieder Anschläge auf Polizeistationen, christliche Kirchen und andersdenkende Muslime. Auch werden immer wieder in Nigeria beliebte Bier-Kneipen angegriffen. Unter anderem ist Boko Haram strikt gegen Alkoholgenuss.
Boko Haram lehnt jeden westlichen Lebensstil ab und strebt die Errichtung eines islamischen Staates in Nordnigeria an, wo bereits heute die islamische Rechtslehre Scharia gilt. Die 2002 gegründete Gruppe bezeichnet sich selbst auch als «nigerianische Taliban». Allein in diesem Jahr sollen über 360 Menschen bei von Boko Haram ausgehenden Gewalttaten getötet worden sein, so etwa im August, als bei einem Selbstmordanschlag auf UNO-Gebäude in der Hauptstadt Abuja über 20 Menschen starben.
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