BVB-Kontrolleure zu laschBLT übernimmt die Billett-Kontrollen in der Stadt
Wegen der Personalknappheit bei den Basler Verkehrsbetrieben (BVB) werden Schwarzfahrer auf dem Stadtgebiet kaum behelligt. Das wird sich ändern.

Basler Schwarzfahrer führen ein ziemlich sorgloses Leben. Die Basler Verkehrsbetriebe haben ihre Billettkontrollen auf ein Minimum reduziert. BVB-Sprecher Matthias Steiger bestätigt entsprechende Recherchen. Grund seien die vielen krankheitsbedingten Ausfälle. «Um die kranken Fahrdienstmitarbeitenden zu ersetzen, hilft unser Kontrollpersonal aus», sagt Steiger. «Diese Mitarbeitenden sind auch ausgebildete Buschauffeusen und -chauffeure sowie Tramführerinnen und -führer. Deshalb können sie in dringenden Fällen beim Fahrdienst einspringen.» Nur seien dadurch eben die Billettkontrollen auf der Strecke geblieben.
Das spricht sich herum. Die BaZ weiss: Selbst manche regelmässige ÖV-Benutzer verzichten auf den Kauf eines Tickets – zu selten werden sie erwischt. Nicht länger hinnehmen wollte dies die Baselland Transport AG (BLT), welche unter anderem mit den Tramlinien 10, 11 und 17 auf Basler Boden verkehrt. Bisher führten die BVB auf dem ganzen Stadtgebiet die Billettkontrollen durch – auch in den Trams und Bussen des Baselbieter ÖV-Unternehmens. Damit ist aber jetzt Schluss. BLT-Chef Andreas Büttiker sagt: «Seit eineinhalb Jahren ist die Kontrolldichte nicht mehr genügend hoch. Deshalb haben wir gesagt: ‹Das geht nicht.› Nun haben wir drei bis vier Personaleinheiten aufgestockt, um die Kontrollen durchzuführen.»
Kontrolldichte muss bei 0,5 Prozent liegen
Büttiker stellt gleichzeitig klar, dass es sich bei den Billettkontrollen nicht um ein ertragreiches Geschäft handle. Mit den Bussen könne man nur 30 Prozent der Vollkosten wieder hereinholen. Noch immer seien die BLT-Passagiere vergleichsweise ehrliche Kunden. Nur zwischen 2 und 3 Prozent der Fahrgäste seien Schwarzfahrer. In gewissen ausländischen Städten beklagten die ÖV-Betriebe Schwarzfahrerquoten von bis zu 40 Prozent – auch im grenznahen Gebiet liegt die Quote einiges höher. «Es geht bei den Kontrollen nicht darum, möglichst viel Einnahmen zu generieren. Sondern darum, dass man gegenüber den zahlenden Gästen fair ist», sagt Büttiker.
Und trotzdem stehen hinter der Massnahme auch finanzielle Überlegungen. Der Tarifverbund Nordwestschweiz (TNW), dem die BVB und die BLT angeschlossen sind, gibt vor, dass die Kontrolldichte im ÖV bei 0,5 Prozent liegen muss. Will heissen: Wer zweihundertmal Tram fährt, sollte im Schnitt mindestens einmal in eine Kontrolle kommen. Ansonsten gibt es bei der Verteilung der TNW-Gelder Abzug.
Notorische Schwarzfahrer sind oft mittellos
Die BVB zeigen sich nun allerdings optimistisch, die geforderte Kontrolldichte erreichen zu können. Steiger sagt: Dank der Vereinbarung, wonach die BVB und die BLT ihre Kontrollen von nun an getrennt durchführen würden, könne die vorgeschriebene Kontrolldichte von 0,5 Prozent erreicht werden. Will heissen: Da die BVB-Kontrolleure sich auf die grünen Trams und Busse konzentrieren können, wird auch hier das Schwarzfahren ungemütlicher.
Das dürfte vor allem den notorischen Schwarzfahrern Kopfzerbrechen bereiten. Denn seit 2019 sind die ÖV-Betriebe dem nationalen Schwarzfahrerregister angehängt. Anders als früher müssen Passagiere ohne gültigen Fahrausweis ihre Personalien hinterlegen, wenn sie erwischt werden. Und wer öfter in der Kontrolle hängen bleibt, der bezahlt auch mehr. Die landesweit gültige Regel besagt, dass Reisende ohne gültigen Fahrausweis beim ersten Mal 90 Franken bezahlen, beim zweiten Mal 130 und beim dritten Mal 160 Franken.
Büttiker glaubt, dass diese Datenbank bei all jenen, die sich «aus dem Fahren ohne Billett einen Sport gemacht haben», eine gewisse Wirkung entfaltet habe. Doch die meisten konsequenten Schwarzfahrer hätten nicht mal genügend Geld, um die erste Busse zu bezahlen – geschweige denn die Zuschläge. Was auch immer die Motive der Schwarzfahrer sind, deren Aussichten sind düster. Denn fortan werden sie auch auf dem Stadtgebiet regelmässiger in die Billettkontrollen geraten.
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