Blogger lokalisiert IS-Camp dank Twitter-Fotos
Im Hintergrund steht eine Brücke, am Strassenrand eine Laterne. Anhand einiger Twitter-Fotos und Google Earth machten die Blogger von Bellingcat ein Ausbildungslager des IS ausfindig.
Der britische Blogger Eliot Higgins und sein Team der Bürgerjournalismus-Website Bellingcat haben offenbar die Position eines IS-Ausbildungslagers ausfindig gemacht. Eine Handvoll Fotos, mehr brauchten die Blogger nicht. Als Hilfsmittel benutzten sie allgemein zugängliche Webdienste wie Google Earth, die Fotosharing-Website Panoramio und Flash Earth, welches aktuelle Satellitenbilder verwendet.
Die Bilder hatten sie verschiedenen Twitter-Accounts der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) entnommen, so «Spiegel online». Die Fotos zeigten Kampfsportlektionen und einen Marsch von IS-Rekruten. Als Startpunkt für die Recherche von Bellingcat dienten mehrere Brücken, die jeweils im Hintergrund der Szenen zu erkennen sind.
Plakate, Laternen, Bäume
Nach ersten Nachforschungen war sich das Team um Higgins einig: Die Fotos stammen aus der irakischen Stadt Mosul. Durch die Stadt fliesst der Tigris, der von mehreren Brücken überspannt wird. Anhand weiterer Fotos begannen die Blogger, den Ort der Aufnahme einzugrenzen. Dazu dienten weitere Details aus den Fotos – Bäume am Strassenrand, Gebäude, Plakate, Strassenlaternen und ein Funkturm.
Am Schluss gelang es den Bloggern, sowohl die genaue Lage des Ausbildungslagers zu bestimmen als auch die Route des Übungsmarsches der IS-Rekruten zu zeigen.
Vorreiter der Bürgerjournalisten
Higgins und den übrigen Bloggern von Bellingcat sei es wohl lediglich in zweiter Linie darum gegangen, das Lager aufzudecken, schreibt «Spiegel online». Vielmehr wollten sie mehr Menschen dazu motivieren, selbst zu aktuellen Themen zu recherchieren. Immerhin finden sich auf der Website von Bellingcat mehrere Anleitungen, wie man Videos verifiziert oder Fotos einem bestimmten geografischen Punkt zuordnet.
Tatsächlich ist Eliot Higgins in Sachen Bürgerjournalismus auch kein Unbekannter. Der Brite hat sich in den vergangenen Jahren bereits unter dem Pseudonym Brown Moses einen Namen gemacht. Nachdem er 2012 seinen Job verloren hatte, begann Higgins, auf seinem Blog über den Waffenschmuggel nach Syrien und den Einsatz illegaler Waffensysteme im dortigen Bürgerkrieg zu berichten. Für zahlreiche internationale Zeitungen wurde Brown Moses zum verlässlichen Analysten.
Mit Brown Moses verdiente Higgins kein Geld. Für Bellingcat startete er ein Crowdfundingprojekt und nahm 64'000 Euro ein. Nun kann Higgins beruflich tun, was er wohl am besten kann: recherchieren, recherchieren, recherchieren.
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