Blochers teuerste Mission
«Basler Zeitung» Mit Blochers Millionen und Ospels Jassklub soll die BaZ saniert werden. Somit bleibt alles beim Alten. Von Arthur Rutishauser Es sollte der grosse Befreiungsschlag werden, als Tito Tettamanti am Mittwoch vor die Medien trat und die neue Struktur der «Basler Zeitung» bekannt gab. Bis aufs Komma genau legte er die Besitzverhältnisse im Aktionariat der neuen Medienvielfalt Holding AG offen. Dann fiel der eine Satz, der deutlich machte, dass alles beim Alten bleibt: Christoph Blocher steht für alle Verluste gerade, die bei der Sanierung der BaZ entstehen. Angesichts der Dimension der Sanierungskosten – die Rede ist von mindestens 70 Millionen Franken – ist klar: Das Machtzentrum bleibt in Herrliberg. Das teure Versprechen Das wirtschaftliche Dilemma ist unabhängig vom Besitzer: Die BaZ hat eine massiv überdimensionierte Druckerei. Die fast neue Maschine kostete 85 Millionen und ist noch lange nicht abgeschrieben. Das führt zu überhöhten Druckkosten. Zudem haben die über 100 Mitarbeiter, die dort arbeiten, eine Pensionskasse mit einer bedrohlichen Unterdeckung. Wenn das BaZ-Firmenkonstrukt Gewinn machen soll, müssen die Druckkosten deutlich sinken. Das geht nur, wenn entweder die Druckerei geschlossen wird und die Mitarbeiter ohne Arbeit und ohne anständige Pension auf die Strasse gestellt werden, oder – und das wäre die zweite Möglichkeit – wenn die Druckmaschine auf null abgeschrieben wird und so rechnerisch ein konkurrenzfähiger Druckpreis entsteht. Im ersten Fall muss Blocher damit rechnen, dass seine Ruhe in Herrliberg von demonstrierenden Arbeitern gestört wird, im zweiten Fall geht die Druckerei Konkurs, und die Banken mit ihren 94 Millionen Kredit übernehmen das Unternehmen. Aus diesem Dilemma hilft nur ein Schuldenschnitt, und den muss Blocher bezahlen. Beseelt von seiner Mission, in der Schweizer Medienlandschaft eine Kraft zu schaffen, die seine Botschaft unter die Leute bringt, ist er offenbar bereit, dieses finanzielle Abenteuer einzugehen. Für die Mitarbeiter sind das «Good News». Ob das die Leser goutieren, wird sich weisen. Blocher selbst scheint sich bereits als Opfer zu fühlen. Auf Tele-Blocher sagte er: «Diese Verfolgung kommt mir vor wie damals, als man gesagt hat: Kauft nicht bei Juden!»Wer sind die Leute, die offiziell das Geld geben, um Basel eine «unabhängige Presse» zu geben? Da ist einmal Tettamanti. Kein Jahr ist es her, dass er frustriert den Bettel hinwarf und Moritz Suter zur BaZ holte. Am Rheinknie herrsche eine «geistige Monokultur», sagte er damals. Dann gibt es noch Marcel Ospels Jassklub, der den Verwaltungsrat der BaZ dominiert. SVP-Mitglied Ospel selbst, der ein von Blocher besichertes 70-Millionen-Darlehen in der BaZ-Holding hat, ist nicht im VR – wohl aber seine Frau und seine drei Jasskollegen, die er wöchentlich trifft. Urs Gribi etwa, Geschäftsführer von Ospels Immobilienfirma. Peter Wyss, Basler Gastro-König und über 25 Jahre Chef der Kunsthalle – ab Januar Beizer im Schützenhaus. Die farbigste Figur ist Karl Schweizer, erfolgloser SVP-Nationalratskandidat und einst Verantwortlicher der glamourösen UBS-Abteilung «Art Banking». Das war jene Abteilung, die in Basel die Art grossmachte und an der Art Miami nach US-Steuerflüchtlingen fischte. Schweizer ist auch Chef der Basler Schnitzelbänkler d Striggete, die auch schon an SVP-Veranstaltungen gegen Linke zeterte. Da ist es fraglich, ob der Befreiungsschlag gelungen ist und bei der BaZ nun Ruhe einkehrt. Sicher ist: Es bleibt alles beim Alten. Vor letztem Mittwoch waren es Christoph Blocher und Marcel Ospel, die die BaZ kontrollierten. Und heute ist es genauso. Die Medienvielfalt Holding AG will die «geistige Monokultur» am Rheinknie mit der «Basler Zeitung» aufbrechen. Foto: Claude Giger
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