Post-Paketzentrum BaselWie Roboter helfen, die Paketflut zum Black Friday zu meistern
Wie die Post den jährlich wachsenden Paketboom bewältigt und welchen Anteil dabei Pumuckl und Dolce Vita haben.

Gigantisch – so der erste Eindruck beim Betreten des Basler Paketzentrums am Bahnhof SBB. Eine riesige Halle und Massen von Päckli, die sich in Stahlcontainern stapeln. Dazwischen wuseln Mitarbeitende, die mit einem Blick auf die Postleitzahl die Pakete jeweils dem richtigen Container zuordnen müssen. Die Abläufe sind einstudiert, die Arbeitsgeschwindigkeit hoch.
Während schweizweit an normalen Tagen bereits zwischen 800’000 und 900’000 Pakete verarbeitet werden, sind es an Spitzentagen vor Weihnachten bis zu 1,5 Millionen Pakete. Wenn dann noch der ominöse Black Friday vor der Tür steht, gilt es, sich in Stellung zu bringen.

Seit Oktober 2021 hilft dabei in einem Testversuch die Hightech. 28 autonomen Sortierrobotern werden Pakete, die vorher von einem Scanner erfasst wurden, aufgeladen. Sie fahren in einem Kreis und orientieren sich an QR-Codes, die am Boden aufgezeichnet sind und ihnen ihren Standort durchgeben. Haben sie ihr Ziel erreicht, werfen sie ihre Ladung auf eine Rutsche. Von dort aus werden die Pakete wieder manuell nach Postleitzahl auf je drei Container feinverteilt.
Der Einsatz von Sortierrobotern ist weltweit einzigartig und wird in Basel während eineinhalb Jahren geprüft. «Abgesehen von Kinderkrankheiten wie Staus oder Anlageausfällen sind unsere ersten Erfahrungen im Hinblick auf Schnelligkeit und Flexibilität gut», so Johannes Cramer, Leiter Logistik-Services der Schweizerischen Post.
Parallel im Test sind 50 Exoskelette – Gurtsysteme, die die Gelenk- und Muskelstruktur der Mitarbeitenden entlasten sollen, die bei der Sortierung und Zustellung der Pakete bis zu 30 Kilogramm stemmen müssen. «Es gibt Prozesse, die lassen sich nicht automatisieren», sagt Cramer. «Das betrifft alles, was der menschlichen Hand bedarf, die greifen, drücken und fühlen kann.» Das Projekt wird eng von Physiotherapeuten begleitet, und auch hier sind die ersten Ergebnisse positiv. Beide technologischen Entwicklungen wurden in Zusammenarbeit mit Start-ups entwickelt.
«Der Black Friday ist der unvorhersehbarste Tag des Jahres», so Cramer. Seit Januar 2021 ist er der Hauptverantwortliche für die Herausforderung, alle Päckchen rechtzeitig unter den Weihnachtsbaum zu bringen. «Vor fünf Jahren hat es begonnen», so Cramer, der damals noch CEO bei Digital Galaxus war. «Am Black Friday um 0:00 Uhr schossen die Bestellungen in die Höhe. Die Leute sind mittlerweile darauf trainiert, ab Mitternacht das Netz zu stürmen.»

Die Millionengrenze pro Tag wurde erstmals im Jahre 2020 durchbrochen. Das Jahr 2021 wird mit insgesamt 200 Millionen Paketen erwartungsgemäss ein Rekordjahr. Und der Boom nimmt kein Ende. «Die Schweiz liegt im internationalen Vergleich noch nicht mit vorn, was die Anzahl der Pakete pro Einwohner angeht», konstatiert Cramer.
Das alles braucht Platz. Da parallel zum Paketboom die Zahl der Briefe zurückgeht, werden Pakete vermehrt auch in Briefzentren verarbeitet. Das reicht jedoch nicht aus. Bis 2030 sollen 1,5 Milliarden Franken in die Infrastruktur fliessen, 1500 neue Arbeitsplätze entstehen und die Sortierkapazitäten verdoppelt werden. Nächstens gehen bereits drei neue regionale Paketzentren ans Netz, eines davon in Pratteln.
Klimaneutral bis 2030
Dass der Expansion das Thema Nachhaltigkeit nicht zum Opfer fällt, das ist Cramer ein Herzensanliegen. Bis 2030 sollen die Paketzustellungen klimaneutral werden, bis 2040 der gesamte Postkonzern. «Wir haben jetzt schon den grössten Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge aller europäischen Postgesellschaften», sagt er.
Es mutet fast schon etwas menschlich an, wie die Roboter sich immer wieder an ihren Platz begeben und ihre Arbeit nach Plan ausführen. Bei genauem Hinsehen lässt sich auch noch erkennen, dass jeder Roboter nicht nur mit einer Nummer, sondern auch mit einem Namen versehen ist. «Jeder, der an dem Projekt beteiligt war, durfte einen Roboter taufen», so Cramer. So rollt da Pumuckl hinter Anita, blauer Blitz, Sophia und Dolce Vita. Schön, dass bei all dem Druck und der Anspannung auch noch Zeit dafür bleibt.
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