
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation nimmt die Blabla-Epidemie in Medien und bei Behörden immer gefährlichere Ausmasse an. In Belp stürzte sich kürzlich ein Mann angesichts der Blabla-Bedrohung von der «Plattform für digitale Transformation» in die Tiefe. Er war sofort tot.
In Bassersdorf verlor eine Frau den Verstand. Sie hatte erfahren, dass in ihrem Quartier «der Aufbau und die Vernetzung von Technologietransferzentren» geplant seien. In Basel musste die Sanität ausrücken, weil eine Frau auf dem Arbeitsamt in Ohnmacht gefallen war. Man hatte ihr nahegelegt, sie solle endlich «ihre Innovationskraft stärken».
In Biel wurde ein Rentner beim Einkaufen aggressiv. Ein Verkäufer hatte ihm erklärt, in seinem Geschäft würden «die Bedürfnisse des Kunden gezielt abgeholt» und anschliessend «in ein individuelles und intelligentes Konzept umgesetzt». Ein Careteam nahm sich des Mannes an.
Spitäler beginnen, Quarantänestationen einzurichten. Diese bieten jedoch nur lückenhaften Schutz vor der Blabla-Epidemie. Deren Erreger stecken in Sätzen wie «interdisziplinäre Zusammenarbeit schafft Vertrauen in die Möglichkeiten der neuen Technologien» oder «das zugängliche Netzwerk von Plattformen ist veränderungsbereit und setzt Standards».
Blabla kann man deklinieren
Die Blabla-Epidemie gefährdet die Gesellschaft. Ein Pfarrer in Brugg beschimpfte Passanten und fluchte in aller Öffentlichkeit, sodass er in eine Klinik eingewiesen werden musste. Laut Zeugen hatte er sich zuvor über den Werbeprospekt eines Putzinstituts beschwert. Darin stand, das Institut werde «dank der neuen, dezentralen Organisation gute Voraussetzungen für die dynamische Entwicklung unserer vielfältigen Aktivitäten schaffen».
Der Bundesrat hat bekannt gegeben, er werde ein «Kompetenzzentrum» gegen die Blabla-Epidemie errichten. Dieses solle «dank aktiver Kommunikation und einer ausgebauten Dienstleistung gegen aussen starke Wirkung entfalten und wirklich als zentrale Anlaufstelle wahrgenommen werden».
Ärzte geben zu bedenken, solche Mitteilungen seien ihrerseits mit Blabla-Erregern infiziert und könnten Schwindel, Bewusstseinstrübungen, Blutdruckabfall sowie Organversagen bewirken. Besonders gross ist die Gefahr, wenn die amtlichen Mitteilungen angereichert werden mit Sätzen wie «sektorspezifisches Wissen und die rechtlichen Kompetenzen werden bei Bedarf projektbezogen mit Fachwissen ergänzt». Blabla kann man deklinieren: Das Blabla, des Blablas, dem Blabla, das Blabla. Man kann sich aber nicht gegen die Blabla-Erreger impfen. Die Bevölkerung ist derzeit Aussagen wie «Es soll ein Expertenpool geschaffen werden, der die zuständigen Ämter bei der Umsetzung von Massnahmen unterstützt» schutzlos ausgeliefert.
Im Internet ist ein Blabla-Meter verfügbar. Es kann die Epidemie nicht aufhalten. Laien können damit jedoch Texte auf ihren Blabla-Gehalt prüfen. Die Zitate sind echten Pressemitteilungen, Zeitungen sowie amtlichen Dokumenten entnommen.
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Blabla-Epidemie auf dem Vormarsch
Die Erreger der Erkrankung stecken in Sätzen wie «interdisziplinäre Zusammenarbeit schafft Vertrauen in die Möglichkeiten der neuen Technologien».