Historischer EntscheidBirsfelden entscheidet sich für ein neues Zentrum
Nach drei Stunden fällt das Resultat an der Gemeindeversammlung vom Montag klar aus: Mit 244 Ja- und 113 Nein-Stimmen bei 11 Enthaltungen wird der Quartierplan genehmigt.

Birsfelden bekommt ein neues Zentrum. Nach 50 Jahren Planen und Diskutieren genehmigten die Anwesenden an der Gemeindeversammlung vom Montag mit 244 Ja- zu 113 Nein-Stimmen bei 11 Enthaltungen den entsprechenden Quartierplan. Dem Entscheid vorausgegangen war eine lebhafte, aber respektvolle Debatte – wohl weil sie unter alten Bekannten, ja teils unter Familienmitgliedern stattfand. Ein Änderungsantrag von Kathrin Mannhart, Mitglied beim Komitee «Für ein grünes Zentrum», blieb dabei chancenlos: Sie wollte zumindest die Überbauung der drei Parzellen im Block C verhindern, wo unter anderem ein 30 Meter hohes Wohnhaus zu stehen kommt – direkt neben einem Schulhaus.
«Nur 15 Meter liegen zwischen dem Hochhaus und dem Schulhaus, dadurch wird der Lichteinfall stark eingeschränkt», monierte auch Schulratspräsidentin Denise Bucher. Ausgerechnet ihr Vater ergriff darauf das Mikrofon, um ihr zu widersprechen: «Dieser Schattenwurf ist sicher unschön, er wird aber über Mittag stattfinden und im Winter nur zwei Stunden lang andauern», sagte Alois Bucher.
«So ein gutes Projekt kriegen wir nie mehr», sagte Alois Bucher weiter. Und spiegelte somit die Meinung einer Mehrheit der Anwesenden wider. Sowohl die Gemeindekommission und der Kanton als auch praktisch alle politischen Parteien stellten sich hinter die Pläne des Gemeinderats.

Die Gegner sprachen sich gegen die in ihren Augen «extreme» Verdichtung aus, gegen den Verlust von Grünraum und öffentlichem Raum. «Wir sind der Meinung, die DNA von Birsfelden geht verloren», sagte Christian Mannhart, Mitglied des Gegnerkomitees und Schwiegersohn von Alois Bucher. Doch diese Argumente vermochten die Versammelten nicht zu überzeugen. Es war vielmehr die Bemerkung der Birsfelderin Monika Zech, die mit dem lautesten Applaus des Abends gekürt wurde: «Birsfelden hat tolle Seiten, aber ein hässliches Zentrum.»
Das soll sich nun mit dem von Harry Gugger Studio entwickelten Quartierplan und dem ebenfalls an diesem Abend genehmigten Kredit in Höhe von 3’363’000 Franken ändern. Acht Baurechtsnehmer werden dreizehn Kleinstparzellen im Dorfkern zwischen Hauptstrasse im Süden und Kirchstrasse im Norden neu gestalten. Grösstenteils handelt es sich dabei um gemeinnützige und genossenschaftliche Wohnbauträger. Rund 200 neue Wohnungen werden dabei entstehen – aber auch neue Plätze, Brunnen und Wasserspiele. Kurzum: ein lebendiges Zentrum, wo jetzt ein Parkplatz und eine grüne Wiese stehen.
Stabilisierung von Gemeindefinanzen
Der Quartierplan soll auch der Stabilisierung der Gemeindefinanzen dienen, sagte Gemeindepräsident Christof Hiltmann. Zurzeit ist Birsfelden vom Finanzausgleich abhängig. Dank dem neuen Zentrum verspricht sich die Gemeinde 1 bis 1,5 Millionen zusätzlichen Steuerertrag pro Jahr.
Geht alles nach Plan, so Hiltmann, rechne man damit, dass der Quartierplan bis zum Herbst 2022 durch den Baselbieter Regierungsrat für rechtskräftig erklärt wird. Dem im Wege steht bloss noch ein allfälliges Referendum. Dieses hat das Komitee «Für ein grünes Zentrum» bereits angekündigt. Ob es zustande kommt, ist allerdings noch offen.
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