Turnstar Simone Biles«Ich bin stolz, dass ich noch einmal antreten konnte»
Vier Finals hat sie wegen mentaler Probleme ausgelassen. Beim Comeback gewinnt die 24-Jährige dann noch eine Medaille. Ihre Sorgen aber bleiben.

Ihr Mienenspiel war hinter einer riesigen weissen Corona-Maske verborgen, doch ihre Worte liessen keinen Zweifel: Simone Biles war nach ihrer Rückkehr auf die Turn-Bühne in Tokio vor allem stolz auf sich und erleichtert. Nach vier abgesagten Finals wegen psychischer Probleme hat der 24-jährige US-Superstar am Dienstag im Ariake Gymnastics Center mit dem Start am Schwebebalken und der Bronzemedaille sich selbst eine Freude bereitet. «Ich war einfach glücklich, hier antreten zu können, unabhängig vom Ergebnis. Ich habe es für mich getan und war einfach stolz auf mich, dass ich noch einmal antreten konnte», sagte die viermalige Olympiasiegerin von Rio de Janeiro 2016.
Bronze mit 14,000 Punkten hinter den beiden Chinesinnen Guan Chenchen (14,633) und Tang Xijing (14,233) war für Biles die zweite Medaille an diesen Spielen nach Silber mit dem Team, schon in Rio war sie an diesem Gerät Dritte geworden. In Tokio war sie im Teamfinal nach nur einem Gerät ausgestiegen und hatte ihre mentalen Probleme öffentlich gemacht, wegen der sie auf die Starts im Mehrkampf, am Stufenbarren, im Sprung und am Boden verzichtete. «Ich war körperlich und geistig nicht im Einklang und wollte meine Gesundheit und Sicherheit nicht infrage stellen. Das ist es letztlich nicht wert. Meine geistige und körperliche Gesundheit stehen über jeder Medaille, die ich jemals gewinnen kann», betonte sie.
Zuvor hatte Biles in der teilweise in Frage/Antwort-Form verfassten Story bei Instagram über sogenannte «Twisties» geschrieben. So werden mentale Blockaden im Turnen bei Schrauben genannt. Vor der Reise nach Tokio habe sie keine Probleme gehabt. Diese hätten erst nach der Qualifikation begonnen. Sie könne nicht verstehen, warum Körper und Kopf nicht zusammenspielen. «Wo sind die Kabel unterbrochen? Das war schwer. Ich habe mein Leben lang trainiert, ich war körperlich bereit, es ging mir gut. Und dann ist das passiert, was ich nicht kontrollieren kann», beschrieb sie nach dem Wettkampf, was sie umtreibt.
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Die beste Kunstturnerin der Geschichte hatte sich während der abgesagten Endkämpfe als Fan auf die Tribüne gesetzt und ihre Teamkolleginnen angefeuert. Der weltgrösste Cheerleader zu sein, sei aber nicht das gewesen, weswegen sie zu den Spielen gekommen sei, zumal sie sich für fünf Finals qualifiziert habe. «Das war keine Freude, fünf Jahre trainiert zu haben, hierherzukommen und diesen Auslöser zu haben und nichts machen zu können», sagte sie. Dass sie von den Ärzten grünes Licht für den Start am Schwebebalken bekommen habe, habe ihr viel bedeutet.
Ob die Rekord-Weltmeisterin in drei Jahren bei den nächsten Olympischen Spielen noch einen Anlauf nimmt, ein fünftes Gold zu gewinnen, steht für sie derzeit nicht zur Debatte. «Paris ist definitiv nicht in meinem Kopf, denn ich denke, da sind so viele Dinge, an denen ich zuerst für mich selbst arbeiten muss», sagte sie.
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dpa
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