Bildstrecke: Isländische Aschewolke
Die isländische Aschewolke bereitet doch zusehends Probleme. Nun wurde auch ein Teil des Luftraums über Grönland und Norwegen gesperrt. Die EU ist für einen Vulkanausbruch schlecht gerüstet.
Die Aschewolke aus dem isländischen Vulkan Grimsvötn beeinträchtigt nun auch den Flugverkehr ausserhalb Islands. In Norwegen wurden die Flüge zwischen dem Festland und der Inselgruppe Spitzbergen gestrichen, ausserdem wurde ein kleiner Teil des Luftraums über Grönland gesperrt.
Morgen könnte die Aschewolke nach Einschätzung von Meteorologen den Süden Skandinaviens und Schottland erreichen und später auch Richtung Frankreich und Spanien ziehen. Laut der europäischen Flugsicherung Eurocontrol erreicht die Aschewolke mittlerweile eine Höhe von acht bis zwölf Kilometern.
«Von heute an oder ab morgen ist eine Beeinträchtigung möglich, zunächst in nordwestlichen Regionen wie Grossbritannien und Irland», sagte die Sprecherin von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas, Helen Kearns.
Günstigere Wetterlage
Ein Chaos am europäischen Himmel wie vor einem Jahr, als der Luftraum wegen der Asche des Vulkans Eyjafjallajökull grossräumig gesperrt werden musste, sei wegen der anderen Wetterlage aber unwahrscheinlich.
«Es gibt wesentliche Unterschiede», sagte Kearns. «Es weht weniger Wind, die Aschepartikel sind dicker und fallen schneller zu Boden und wir haben ein besseres Krisenmanagement.»
Am Vormittag tagten Experten der EU-Kommission und von Eurocontrol sowie Vertreter von Flughäfen und Airlines, um im Notfall schnelle Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten zu geben. Jeder Staat entscheidet jedoch selbst darüber, ob er seinen Luftraum schliesst.
Kleine Verspätungen auf Nordatlantikroute
Auf den Flugverkehr der Swiss hat der Vulkan bis jetzt nur einen sehr kleinen Einfluss. Weil die Airline keine Direktflüge nach Island anbietet, mussten noch keine Flüge annulliert werden, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte.
Die Nordatlantikflüge nach Kalifornien müssten jedoch ihre Flugroute leicht nach Süden verlegen, was Verspätungen von bis zu 15 Minuten verursache.
Bei Swiss und dem Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl wird die Lage jedoch genau beobachtet – im Wissen darum, welche Auswirkungen ein Vulkanausbruch auf den gesamten europäischen Flugverkehr haben kann.
Gemäss den derzeitigen Prognosen dürfte die Schweiz in den nächsten Tagen von der Aschewolke verschont bleiben. «Die Frage nach Messungen und Testflügen wie im vergangenen Jahr stellt sich noch nicht», sagte BAZL-Sprecher Daniel Göring. Die weitere Entwicklung sei aber schwer abzuschätzen.
Asche über grossen Teilen Island
Der Vulkan Grimsvötn ist zwar weniger aktiv als gestern, setzt aber immer noch grosse Mengen Asche frei, wie Islands meteorologisches Institut in Reykjavik mitteilt. Die Asche habe sich bereits auf grosse Teile des Inselstaates ausgebreitet, sagte der Geophysiker Einar Kjartansson.
Auch in der Hauptstadt Reykjavik sei die Asche niedergegangen. Im nur 70 Kilometer von dem Krater entfernten Dorf Kirkjubaejarklaustur sei die Sicht wegen der Aschewolke stark eingeschränkt. Nach Einschätzung von Kjartansson könnte der Vulkanausbruch noch ein oder zwei Wochen dauern, es sei allerdings «unmöglich», dies genau vorherzusagen.
Der aktivste isländische Vulkan Grimsvötn war am Samstagabend ausgebrochen und hatte Befürchtungen vor einem Szenario wie vor gut einem Jahr beim Ausbruch des Eyjafjallajökulls geweckt. Tagelang war der Flugverkehr unterbrochen, tausende Flüge fielen aus. Millionen von Reisenden strandeten auf Flughäfen, die Fluggesellschaften erlitten Millionenverluste.
Kein einheitlicher Grenzwert
Die EU ist bei der Vorbereitung etwaiger neuer Luftraumsperrungen auch mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökulls kaum vorangekommen. So gebe es noch keinen einheitlichen Grenzwert für eine Aschebelastung, bis zu dem Flüge als unbedenklich gelten würden, sagte Kearns.
Daher müssten weiterhin die Fluggesellschaften das Sicherheitsrisiko für ihre Maschinen beurteilen, und auf dieser Grundlage die nationalen Luftaufsichtsbehörden eine etwaige Schliessung von Lufträumen verhängen.
Zudem wurden keine Fortschritte dabei erzielt, für den Ausfall von Flugzeugen zusätzliche Zugverbindungen bereitzustellen, damit der Verkehr innerhalb Europas nicht noch einmal zum Erliegen kommt. Kallas wolle auch darüber mit den Verkehrsministern beraten, sagte Kearns. Die EU-Kommission hoffe, dass die nationalen Regierungen die Bürger ausreichend über alternative Reisemöglichkeiten informieren würden.
dapd/sda/pbe/bru/ami
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch