Bildmanipulation per Mausklick
Mit einem neuen Programm lassen sich Bilder ganz einfach manipulieren. Es könnte die Art und Weise verändern, wie wir Bilder bearbeiten.
Wer schon einmal auf dem Markusplatz in Venedig stand, kennt das Problem. Ein Foto zu schiessen von der erhabenen Schönheit des Ensembles aus Markusdom, Campanile und Dogenpalast, ohne Dutzende fremde Gesichter drauf – ein Ding der Unmöglichkeit. Entweder man steht früh auf, oder man nimmt die Sujets, wie sie sind. In Zukunft kann vielleicht künstliche Intelligenz Abhilfe schaffen.
Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Chinese University of Hong Kong haben ein Programm entwickelt, mit dessen Hilfe man störende Objekte auf Bildern einfach entfernen kann. Alternativ besteht die Möglichkeit, einem Foto Dinge hinzuzufügen, «gemalt» wird ganz einfach mit der Maus. Semantische Bildbearbeitung nennt sich das Ergebnis des Projekts mit dem Namen «GAN Paint», das am MIT-IBM Watson AI Lab angesiedelt ist.
Das Ergebnis ist noch wenig beeindruckend – und weist doch in die Zukunft
In dem Verfahren wird – vereinfacht gesagt – zuerst mittels künstlicher Intelligenz, eines sogenannten Generative Adverserial Network (kurz GAN), ein Abbild der Originalfotografie erstellt, welches dann mit verschiedenen zur Verfügung stehenden Werkzeugen an einer Benutzeroberfläche manipuliert werden kann. In einer Demo-Version, die einen Eindruck der semantischen Bildbearbeitung vermitteln soll, kann man so einem Bild von einer Kirche Türen, Kuppeln und Mauerwerk beifügen und es mit Rasen und Bäumen ausschmücken. Am Ende hat man ein mit künstlicher Intelligenz erstelltes Abbild des Ausgangsfotos erstellt.
Für das Endresultat wird das manipulierte Bild mit dem Originalfoto abgeglichen und zusammengefügt. Das Ergebnis ist noch wenig beeindruckend, wie die sieben beteiligten Forscher selbst zugeben – sie sind sich aber sicher, dass mit einem verbesserten Programm (und mehr Rechenleistung) deutlich bessere Resultate erzielt werden können.
Bis zur täuschend echten Fälschung wird es noch etwas dauern
Für ihre Publikation mit dem Arbeitstitel «Semantic Photo Manipulation with a Generative Image Prior» nahmen die Akademiker Bilder von Küchen, in denen sie beispielsweise Stühle entfernten oder Fenster hinzufügten. In anderen Fotografien brachten sie Lampen zum Leuchten oder hängten ein Bild an die Wand, wo zuvor keines war. Klassischen Gebäuden wie der Karlskirche in Wien verpassten sie eine neue Kuppel, dem Florenzer Palazzo Vecchio ein grosses Portal.
Ob «GAN Paint» massentauglich wird oder nicht, muss sich zeigen. Aber es bietet einen interessanten Ansatz, der die Chancen von künstlicher Intelligenz in der Bildbearbeitung und -manipulation demonstriert. Wenn die Programme feiner werden und ausreichende Rechnerpower zur Verfügung steht, könnte etwas Ähnliches auch als App auf einem Smartphone laufen. Dass eine derartige Technologie auch missbraucht werden kann, um mittels Manipulationen Menschen in die Irre zu führen, liegt auf der Hand – bis allerdings täuschend echte Fälschungen mit «GAN Paint» angefertigt werden können, dürfte es noch eine Weile dauern.
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