
Das Drama ist beendet, ja Schnee von vorgestern ist, welcher Demokrat bei den US-Präsidentschaftswahlen im November gegen den Amtsinhaber Donald Trump antreten darf. Falls er nicht umkippt oder wirres Zeug von sich gibt, wird Joe Biden diese Ehre haben.
Trotz Bidens gestrigen Erfolge bei den parteiinternen Vorwahlen in Florida und anderswo kann natürlich so getan werden, als ob weiterhin ein Zweikampf zwischen Biden und seinem Rivalen Bernie Sanders existierte. Der Sachlage aber wird dies nicht gerecht, wenngleich Senator Sanders selbstverständlich bis zum Ende der Vorwahlsaison im Juni antreten kann, so er dies möchte.
Interessieren wird es niemanden wirklich. Dafür verantwortlich ist nicht nur die Überlegenheit, mit welcher der Ex-Vizepräsident seinen Widersacher seit Anfang März abgehängt hat. Noch grösseren Anteil daran hat die Cornonavirus-Pandemie. Sie stellt dem politischen Prozess in den Vereinigten Staaten völlig neue Fragen. Wie zum Beispiel: Können die restlichen demokratischen Vorwahlen überhaupt noch abgehalten werden? Sollten sie stattfinden angesichts zunehmender Infektionsgefahr?
Oder war es verantwortungsbewusst, dass der Staat Ohio seinen ebenfalls für gestern geplanten Urnengang wegen des Erregers absagte? Was wird überdies aus den Parteitagen der Demokraten und Republikaner im Juli und August? Grassiert Covid-19 unvermindert, ist schlecht vorstellbar, dass sich zehntausende Delegierte und Journalisten in Milwaukee und Charlotte zur Krönung der jeweiligen Präsidentschaftskandidaten einfinden werden.
Sogar die Abhaltung der Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November könnte in Gefahr geraten, falls die Seuche bis dahin nicht unter Kontrolle ist. Und zuvor wird der Wahlkampf ganz im Zeichen des Virus stehen. Statt plötzlich unwichtiger Themen werden die beiden Kandidaten vielleicht über Wege aus der Rezession oder gar aus einer Depression streiten. Denn das Virus hat den Lauf der amerikanischen Dinge gespalten: In ein davor und ein danach.
Joe Biden kann sich in Ruhe darauf vorbereiten, denn was immer die ausstehenden Vorwahlen bringen werden: Sie sind in den Zeiten der neuen Pest zu einem minderen Ereignis degradiert worden.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch
Biden spielt die neue Pest in die Karten
Der US-Präsidentschaftswahlkampf wird ganz im Zeichen des Coronavirus stehen. Er stellt der US-Politik neue Fragen.